Lücke im Lebenserwerbseinkommen
Betrachtet man das über das gesamte Erwerbsleben angesammelte Erwerbseinkommen, verdienen Frauen im Durchschnitt 49,8 Prozent weniger als Männer.
Einkommenslücke wird mit höherem Alter größer
Während sich das angesammelte Erwerbseinkommen von Männern und Frauen bis zum Alter von 25 Jahren nicht erheblich unterscheidet, geht die Einkommensschere für spätere Altersgruppen deutlich weiter auseinander.
Lücke im Lebenserwerbseinkommen
Das Lebenserwerbseinkommen bezeichnet das über den Lebensverlauf gesammelte Erwerbseinkommen einer Person. Die berechnete Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen Männern und Frauen misst die Ungleichheit, die sich durch die unterschiedlichen Erwerbsbiografien über den gesamten Erwerbsverlauf ergibt, und zeigt den prozentualen Unterschied in den durchschnittlichen Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern gemessen am Einkommen der Männer auf. Im Gegensatz zum bekannteren „Gender Pay Gap“ gibt sie keine zeitpunktbezogene Lohnlücke wieder, sondern berücksichtigt die gesamte Erwerbsbiografie, einschließlich Erwerbsunterbrechungen wie z.B. Familienzeiten und Arbeitslosigkeit.
Bedeutung der Erwerbsbiografie
Insbesondere die Unterschiede bei der Arbeitsmarktpartizipation und dem Erwerbsumfang tragen zur Erklärung der Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen den Geschlechtern bei. Bei Frauen beruht der Biografieeffekt im Wesentlichen auf dem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigungen und Erwerbsunterbrechungen. Diese stehen häufig in Zusammenhang mit der Familiengründung. Da auch Mütter älterer Kinder häufig weiter teilzeitbeschäftigt sind, vergrößert sich die Einkommenslücke auch noch in späteren Jahren. Die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern äußert sich zudem in familienbedingten Erwerbsunterbrechungen der Frauen, was sich deutlich negativ auf das angesammelte Erwerbseinkommen auswirkt. Bei Männern hingegen mindern insbesondere Phasen der Arbeitslosigkeit das Lebenserwerbseinkommen.2, 3
Zukünftige Entwicklung
Bei jüngeren Geburtsjahrgängen bleibt die Lücke im Lebenserwerbseinkommen weiterhin bedeutsam, auch wenn sich die vergleichsweise höhere Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt und der höhere Erwerbsumfang von Frauen der jüngeren Geburtsjahrgänge leicht mindernd auf die Einkommenslücke auswirkt. Die Muster der Erwerbsbiografien, die zu einem geringeren Lebenserwerbseinkommen beitragen, bleiben durch die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit aber auch für jüngere Geburtsjahrgänge bestehen, was insbesondere auf den hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen ist.1
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1
Boll, C.; Jahn, M.; Lagemann, A. und Puckelwald, J.: Dauerhaft ungleich – berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). HWWI Policy Paper 98. Hamburg 2016.
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2
Strauß, S. und Ebert, A.: Langfristige Konsequenzen von Erwerbsunterbrechungen auf das Lebenseinkommen – bildungsund geschlechtsspezifische Unterschiede. DRV-Schriften, Band 55/2010, S. 209 - 231. Berlin 2010.
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Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Lebenserwerbseinkommen", Stand 09/2020, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).
Stand: 09/2020
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Über die Initiative Klischeefrei
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