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26.09.2019

Frankreich setzt sich für genderneutrales Spielzeug ein

Die französische Spielzeugindustrie hat eine „Charta für eine ausgewogene Geschlechterdarstellung bei Spielwaren“ unterzeichnet. Die Unternehmen verpflichten sich darin zur Herstellung von genderneutralen Produkten.

Fassung der „Charta für eine ausgewogene Geschlechterdarstellung bei Spielwaren“, dahinter drei verschiedene Barbie-Figuren

Französische Spielzeughersteller haben eine Vereinbarung unterzeichnet, um Spiele und Spielzeug frei von Geschlechterstereotypen zu produzieren. Die Regierung in Paris macht unter anderem klischeebehaftete Spielwaren mitverantwortlich dafür, dass Frauen mathematische und wissenschaftliche Karrieren seltener einschlagen als Männer.

Die Charta für eine „ausgewogene Vertretung (von Geschlechtern) in Spielzeug“ wurde von der Regierung, dem französischen Verband der Spielwaren- und Kinderbetreuungsindustrie (FJP) und dem Verband der Spielzeughersteller unterzeichnet.

Die Staatssekretärin für Wirtschaft und Finanzen, Agnès Pannier-Runacher, erklärte die Initiative und sagte, dass viele Spielzeuge eine „heimtückische“ Botschaft projizierten, die Mädchen davon abhielt, eine Karriere als Ingenieurin oder Programmiererin einzuschlagen – Bereiche, die für Jungen als besser geeignet angesehen werden.

„Es gibt Spielzeug für Mädchen, das im Allgemeinen sehr rosa ist und sich generell stark auf das häusliche Leben konzentriert, während Spielzeug für Jungen im Allgemeinen den Themen Bau, Raumfahrt sowie Wissenschaft und Technologie gewidmet ist“, sagte Agnès Pannier-Runacher dem Sender RTL. Die Wirtschaftsministerin ergänzte, dass die Botschaft, Berufe seien geschlechtsspezifisch, schon in jungen Jahren transportiert wird, sodass nur sehr wenige Frauen in Wissenschaft und Technik einsteigen.

„Wenn du in einen Laden gehst, um ein Spielzeug für deine junge Nichte oder deinen jungen Neffen zu kaufen, ist die erste Frage: „Ist es für ein Mädchen oder einen Jungen“ und nicht: „Spielen sie gerne draußen? Spielen sie gerne Bauspiele? Spielen sie gerne damit, sich um ein Baby zu kümmern?“, so Pannier-Runacher.

Dieses Verhalten hätte dazu geführt, dass Mädchen, obwohl sie im Schnitt Jungen in Mathematik und Physik in der Schule übertreffen, in den MINT-Berufen als Erwachsene unterrepräsentiert seien. „Heute sind zehn Prozent der Programmierer Frauen, was bedeutet, dass 90 Prozent der Programmierer Männer sind, die die Algorithmen von morgen entwickeln", führte die Staatssekretärin für Wirtschaft und Finanzen aus.

Neben Änderungen im Spielzeugdesign sieht die Charta auch eine Anpassung der Werbung für ihre Produkte vor. Es wird eine Ausbildung für Spielwarenhändler geben, damit sie lernen, das Potenzial und die Interessen eines Kindes zu berücksichtigen und dass „ein Baby in den Armen eines kleinen Jungen oder ein Bausatz in den Armen eines Mädchens auch gut ist“, so Pannier-Runacher.

Die im Wirtschaftsministerium unterzeichnete Charta sieht keine Sanktionen wegen Nichteinhaltung vor, sagte Pannier-Runacher. Der Verband FJP erklärte, dass er sich verpflichtet habe, „messbare“ Schritte zur Stärkung der Geschlechtsneutralität bei Spielzeug zu unternehmen.