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18.10.2019

„Wer gleichwertige Lebensverhältnisse will, muss die Gleichstellung stärken“

Traditionelle Rollenbilder sind in ländlichen Regionen nach wie vor stark verankert und wirken sich auf die Erwerbstätigkeit von Frauen aus. Dies geht aus einer Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen hervor. Wie kann die Situation verändert werden?

Bild einer Landschaft mit Feldern und Dörfern in Deutschland

Frauen und insbesondere Mütter auf dem Land sehen sich verschiedenen Hindernissen gegenüber, die es ihnen erschweren, eine existenzsichernde Berufstätigkeit auszuüben. Dies zeigt die Studie „Gleichstellung als Regionalentwicklung“ der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG). Neben einem konservativen Geschlechterverständnis, das schlechter bezahlte Dienstleistungsberufe, Teilzeitarbeit oder Minijobs als „Dazuverdienst“ befördert und den Frauen die Hauptlast bei Kindererziehung, Pflege und im Haushalt zuweist, erschweren auch strukturelle Mängel in der Kinderbetreuung und in der digitalen wie der Verkehrsinfrastruktur sowie ein Mangel an passenden Arbeitsplätzen den Frauen eine auskömmliche Erwerbstätigkeit.

Junge Frauen, vor allem die gut ausgebildeten, zieht es aus diesen Gründen schon seit Jahren in die Stadt. Weibliche Landflucht hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung der ländlichen Regionen, zum einen demografisch, aber auch sozial und wirtschaftlich. Regionalentwicklung muss also die Bedürfnisse junger Frauen in den Blick nehmen.

Die BAG ist in der Studie auf die Rolle der Gleichstellungsarbeit in der Entwicklung ländlicher Räume eingegangen. Ihr Fazit: Regionalentwicklung funktioniere nicht ohne eine bessere Gleichstellung von Frauen und Männern. Gleichzeitig sei Gleichstellungspolitik auf dem Land eng mit Infrastrukturpolitik verbunden.

Um der weiblichen Landflucht und den zum Teil prekären Beschäftungsverhältnissen von Frauen auf dem Land etwas entgegen zu setzen, sei es unumgänglich, Frauen und Männern gleichermaßen Möglichkeiten zur beruflichen und privaten Entfaltung zu geben. Gleichstellung sei damit eine Querschnittsaufgabe für alle Bereiche der Kommunalverwaltung, so die BAG, und erfordere mehr Genderkompetenz in den Verwaltungen und auf Seiten der Arbeitgeber. Gendersensible Erziehung und Bildung sollte in Kitas und Schulen gezielt gefördert werden, hier seien die Länder gefragt. Infrastruktur wie Breitbandinternet (Stichwort Homeoffice) oder ein besseres ÖPNV-Angebot mache Frauen unabhängiger und verbesserten ihre Teilhabemöglichkeiten. Ganz wesentlich seien gute Kinderbetreuungsangebote. Nicht zuletzt fordern die Autorinnen und Autoren der Studie, Männer stärker in die Familienarbeit einzubeziehen. Angebote wie geschlechtersensible Berufsorientierung, geschlechtsspezifische Jugendarbeit und Väterarbeit bestünden schon vielerorts, sollten aber flächendeckend angeboten und ausgebaut werden. Sie eröffneten neue Handlungsspielräume für junge Menschen und vor allem junge Frauen auf dem Land.

Quellen:
Pressemitteilung der BAG kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen vom 15.10.2019
Studie „Gleichstellung als Regionalentwicklung. Zur Situation der kommunalen Gleichstellungsarbeit in ländlichen Räumen Deutschlands“