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27.05.2020

Die andere Seite der Medaille

Männer und Väter in Zeiten von Corona

Die Corona-Krise macht Geschlechterklischees besonders deutlich – und ihre Folgen. Das Bundesforum Männer stellt in seinem Sondernewsletter dar, was die Herausforderungen für Männer in dieser Zeit sind, und formuliert gleichstellungspolitische Forderungen. Ein notwendiger Blick auf die Perspektive der Männer und Männlichkeiten.

Die andere Seite der Medaille

In der Corona-Krise verschärft sich die Ungleichheit der Geschlechter und führt, wie es die Soziologin Jutta Allmendinger auf den Punkt bringt, zu einer „entsetzlichen Retraditionalisierung“. Frauen trifft es besonders hart, denn es sind vor allem sie, die sich aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, um Kinderbetreuung und Home-Schooling zu leisten, wenn die Infrastrukturen von Kita und Schule wegbrechen. Sie riskieren damit ihre finanzielle Unabhängigkeit, ihren Job, ihre Karrieremöglichkeiten und nicht zuletzt ihre Rente im Alter.

Nun ist es nicht so, als wäre die Situation vor Corona weitaus besser gewesen: Wir haben die Geschlechtersegregation auf dem Arbeitsmarkt mit einem Überhang von Frauen in den Sorgeberufen sowie in der privaten Sorgearbeit (Gender Care Gap), ungleiche Bezahlung (Gender Pay Gap), das Risiko auf Altersarmut (Gender Pension Gap), zu wenig Frauen in Führungspositionen usw.

Ungleichheit der Geschlechter hat auch Folgen für Männer

Doch wie steht es eigentlich um die Männer in Zeiten von Corona? Das Bundesforum Männer, Partnerorganisation der Initiative Klischeefrei, hat in seinem Sondernewsletter den Fokus auf die andere Seite der Medaille gerichtet und beleuchtet die Herausforderungen, vor denen Männer aktuell stehen. Denn wenn die Ungleichheit der Geschlechter zunimmt, hat dies auch Folgen für Männer:

  • Wenn Männer Hauptverdiener in einer Familie sind, müssen sie trotz Shutdown und Kurzarbeit für die finanzielle Sicherheit der Familie sorgen. Dies erzeugt Druck und Stress.
  • Männer, die bereits jetzt Anteile der Haus- und Sorgearbeit übernehmen oder übernehmen möchten, haben ähnlich wie Frauen ein Vereinbarkeitsproblem. Zudem wird ihr Wunsch nach mehr Engagement in der Familienarbeit nicht von allen Arbeitgebenden unterstützt.
  • Geschlechterklischees, die in unserer Gesellschaft immer noch die Einstellung manifestieren, dass Sorgearbeit Frauensache ist, verstärken gleichzeitig die Erwartung, dass Männer die Rolle des „Ernährers“ übernehmen. Das eine hängt mit dem anderen untrennbar zusammen.  

Dies sind nur einige Aspekte, die zeigen, dass Geschlechterungleichheit negative Folgen für alle hat. Geschlechterklischees spielen dabei eine große Rolle. Das Bundesforum Männer setzt sich dafür ein, dass die Perspektive auf Männer und Männlichkeiten verstärkt in die gleichstellungspolitische Diskussion um den Wandel von Geschlechterverhältnissen eingeht.

Fürsorgende Männlichkeiten

Ziel ist es, das Leitbild „Caring Caring Masculinities“ („Für-/Sorgende Männlichkeiten) in der Gleichstellungspolitik zu verankern, sowohl in Hinblick auf die persönliche Selbstsorge (Lebensstil und Umgang mit Belastungen) als auch auf die Sorge um andere (beruflich wie privat).

Das Bundesforum fordert unter anderen

  • mehr und bezahlbare Kinderbetreuungsmöglichkeiten,
  • die Schließung des Gender Pay Gaps und des Gender Care Gaps, damit Frauen und Männer gleichermaßen am Erwerbs- und Familienleben teilhaben können,
  • die Aufwertung von Sorge- und Pflegeberufen
  • und mehr Männer für diese Berufsfelder zu gewinnen.

Elternzeit: Auf dem Weg zu mehr Partnerschaftlichkeit

Wie das aktuelle Klischeefrei-Faktenblatt „Elterngeld und Elternzeit“ zeigt, wird das Instrument der Elternzeit von immer mehr Vätern genutzt, die Dauer ist seit 2008 deutlich gestiegen. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Mütterbeteiligung mit weit über 90 Prozent sehr hoch. Damit Männer mehr an der Sorgearbeit in der Familie teilhaben können, fordert das Bundesforum Männer unter anderem eine „erweiterte Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter“. Das Ziel: mehr Partnerschaftlichkeit und gleiche Chancen für alle Geschlechter.