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29.06.2020

Lebenserwerbseinkommen: Mütter mit deutlichen Einbußen

Bereits vor der Corona-Krise kostete es Frauen bis zu zwei Drittel ihres Lebenserwerbseinkommens, Mutter zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung der Bertelsmann Stiftung.

Unterschiedlich hohe Münzstapel auf einer geneigten Wage symbolisieren die Ungleichheit von Einkommen bei Männern und Frauen

Die Corona-Krise verstärkt ersten Analysen zufolge die Ungleichheitsdynamiken in den Einkommen zwischen den Geschlechtern auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Es sind aber nicht nur Frauen ganz allgemein benachteiligt, es gibt auch eine große Einkommensungleichheit zwischen kinderlosen Frauen und Müttern.

Frauen erzielen auf das gesamte Erwerbsleben gerechnet nur rund halb so hohe Erwerbseinkommen wie Männer. Für diesen sogenannten Gender Lifetime Earnings Gap sind Kinder der entscheidende Faktor. In der Regel reduzieren Frauen, die Kinder betreuen und erziehen, ihre Arbeitszeit, was eine deutliche Minderung des Lebenserwerbseinkommens zur Folge hat.

Hingegen nähert sich das Lebenserwerbseinkommen kinderloser Frauen denen der Männer an. Das heißt allerdings auch, dass die sogenannte Motherhood Lifetime Penalty zunehmend größer wird. Gemeint ist damit die Einkommenslücke zwischen kinderlosen Frauen und Müttern. Die Entscheidung für Kinder führt bei Müttern mit einem Kind zu durchschnittlichen Einbußen an Lebenserwerbseinkommen von rund 40 Prozent im Vergleich zu kinderlosen Frauen. Bei Frauen mit drei oder mehr Kindern beträgt die Motherhood Lifetime Penalty fast 70 Prozent.

Die Autorinnen der Kurzexpertise, Manuela Barišić und Valentina Sara Consiglio, sehen in dieser Ungleichheit eine gesamtwirtschaftliche Ineffizienz, die sich die deutsche Wirtschaft angesichts des demografischen Wandels und des anhaltenden Fachkräftemangels nicht erlauben kann, da ein großer Teil des Arbeitskräftepotenzials nicht ausgeschöpft wird. Barišić und Consiglio fordern, der Ungleichheit politisch mit verschiedenen Maßnahmen aktiv entgegenzuwirken.

Quelle: Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt | Kurzexpertise, Veröffentlichung der Bertelsmann Stiftung vom 22. Juni 2020

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