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30.09.2020

Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat am 28. September 2020 im Rahmen eines Bund-Länder-Fachaustauschs das Dossier „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ vorgestellt, das erste seiner Art, das speziell Jungen und Männer fokussiert.

Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer

Frauen und Männer stehen nach Auffassung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in der Gleichstellungspolitik nicht in Konkurrenz zueinander, sondern sind zwei Seiten derselben Medaille. Sie müssen zusammen gedacht werden, damit partnerschaftliche Gleichstellung gelingt und nachhaltig gelebt werden kann.

Das neue Dossier „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ beschreibt den partnerschaftlichen Ansatz. Auf Basis aktueller Daten werden die gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen von Jungen und Männern dargestellt. Es wird erläutert, wie Jungen und Männer bereits heute in der Gleichstellungspolitik erreicht und zu eigenem Tun angeregt werden. Darüber hinaus gibt das Dossier einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand. Es zeigt Entwicklungen und Perspektiven auf.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey: „Die Anforderungen an Männer sind heute vielfältig und komplex. Jungen und Männer sollen emotional, offen und verständnisvoll sein und gleichzeitig aber auch stark und ‚männlich‘. Sie sollen beruflich erfolgreich sein, aber auch aktiv am Familienleben teilnehmen und als liebevolle fürsorgliche Väter ihren Teil an der Kindererziehung leisten – auch nach einer eventuellen Trennung. Diese unterschiedlichen Anforderungen können dazu führen, dass sich Männer überfordert fühlen und Probleme haben, ihre Sorgen offen anzusprechen. Gründe dafür sind oft die eigene Erziehung und ein über viele Generationen gelebtes Rollenbild. Deshalb brauchen wir eine Gleichstellungspolitik, die auch die Perspektiven von Jungen, Männern und Vätern sieht und diese in einen guten Einklang bringt mit den Sichtweisen und Bedürfnissen von Mädchen, Frauen und Müttern. Nur, wenn wir beide Seiten zusammendenken, kann echte Gleichstellung gelingen.“

Das Dossier beschreibt deutlich, dass gleichstellungspolitischer Fortschritt auch das Engagement von Jungen und Männern braucht. Sie werden in einer dreifachen Rolle angesprochen:

  • Als Akteure des Wandels: Denn auch Jungen und Männer haben Gleichstellungsanliegen, wollen jenseits von Geschlechterklischees frei und gut leben, ihre Potenziale und Interessen verwirklichen sowie Beziehungen auf Augenhöhe führen.
  • Als Unterstützer und Partner von Gleichstellung und Frauenemanzipation: Denn auch wenn Jungen und Männer selbst unter Männlichkeitsnormen leiden, bleiben sie strukturell privilegiert. Gleichstellungspolitik muss und darf von Jungen und Männern auch einfordern, dass sie sich mit diesen Privilegien auseinandersetzen und Gleichstellungsanliegen von Frauen unterstützen.
  • Als Partner in einer Allianz für Vielfalt und soziale Gerechtigkeit: Denn Gleichstellung ist nicht erreicht, wenn nur die privilegiertesten Männer und Frauen gleich viel haben und dürfen. Partnerschaftliche Gleichstellungspolitik bezieht Jungen und Männer in den Entwicklungsprozess hin zu sozialer Gerechtigkeit ein.

Das Dossier nimmt auch eine Bestandsaufnahme der Lebenslagen und Herausforderungen von Jungen und Männern in der Gegenwart vor. Dabei wird im Themenblock „Arbeitsmarkt und Beschäftigung“ auch die Initiative Klischeefrei vorgestellt (Seiten 37/38).

„Neben der Basisarbeit [der Initiative Klischeefrei, Anm. der Redaktion] gehört viel Struktur-, Hintergrund- und Vernetzungsarbeit dazu. So gibt es regelmäßige Besprechungen mit den beiden fördernden Ministerien, mit Expertinnen und Experten, mit Verbänden und Behörden. So hat die Initiative „Klischeefrei“ über die Jahre stabile Partnerschaften mit mittlerweile rund 250 Betrieben, Organisationen und Gremien aufgebaut – von der kleinen Kita bis zu den großen Arbeitgeberverbänden. „Im vergangenen Jahr [2019, Anm. der Redaktion] haben wir zu einem Abendempfang ins Haus der Deutschen Wirtschaft geladen“, erinnert sich [der Leiter der Servicestelle der Initiative Klischeefrei, Miguel] Diaz. „Die Unterstützung von höchster Ebene war beeindruckend. Da merkt man schon: Diese Arbeit wird hoch anerkannt. Ich bin ja schon lange am Thema dran. So viel Unterstützung wurde dem Thema bislang noch nicht gewidmet.“

Die Servicestelle der Initiative freut sich sehr über das Dossier „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“, weil es Jungen und Männer unter Berücksichtigung einer fundierten Datenbasis in den Blick gleichstellungspolitischer Maßnahmen rückt und dafür auch gut ausdifferenzierte Ziele formuliert. Ein wichtiger Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit.

Dossier „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“, Vorstellung der Initiative Klischeefrei (Seiten 37/38)
„Da gibt es noch enormen Bedarf“: Jungen als Pfleger, Kindergärtner oder Sozialarbeiter? Aber klar doch. Die Initiative „Klischeefrei“ wirkt an der Wurzel, um echte Wahlfreiheit in der Berufswahl für alle zu fördern.