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22.08.2018

„Gerade für die zukünftigen Lehrkräfte ist es wichtig, sich mit klischeefreier Berufsorientierung auseinanderzusetzen“

Das Zentrum für Geschlechterstudien an der Universität Paderborn ist der Initiative Klischeefrei beigetreten. Prof. Dr. Antje Langer vom Institut für Erziehungswissenschaft hat dazu unsere Fragen zu den Beweggründen und zu ihrem Engagement beantwortet.

Porträtfoto einer Frau mit braunen langen Haaren und einer Brille

Frau Prof. Dr. Langer, bitte stellen Sie sich und Ihre Organisation kurz vor.

Das Zentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies (ZG) an der Universität Paderborn ist an der Fakultät für Kulturwissenschaften angesiedelt. Seine Aufgaben sind die universitäts-, bundesweite sowie internationale Netzwerkbildung, die Durchführung von geschlechterbezogenen Veranstaltungen und Aktivitäten sowie die Unterstützung von Forschungsprojekten im Bereich der Geschlechterforschung. Es ist Mitglied in der Fachgesellschaft Gender e.V., der Konferenz der Einrichtungen zur Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum (KEG) und engagiert sich im Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung.

Studierende können sich im ZG über Geschlechterforschung informieren, sich bei wissenschaftlichen Arbeiten und Projekten sowie über das vielfältige Lehrangebot von Seminaren in den Geschlechterstudien beraten und unterstützen lassen. Studienbegleitend kann das Zertifikat „Geschlechterstudien/Gender Studies“ erworben werden, außerdem betreut das Zentrum den Teilstudiengang „Geschlechterstudien/Gender Studies“ im Master „Kultur und Gesellschaft“.

Lehrende werden darin bestärkt, Frauen- und Geschlechterfragen in ihre Lehre und Forschung als Querschnittsthema aufzunehmen. Sie haben die Möglichkeit, sich in gendersensibler Lehre fortzubilden und können bei ihren Forschungsprojekten im Bereich der Geschlechterforschung unterstützt werden.
Darüber hinaus werden regelmäßig Veranstaltungen wie Tagungen, Workshops oder Ringvorlesungen angeboten. Die Wissenschaftliche Leitung des ZG hat Dr. Antje Langer, Professorin für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung, inne. Diese Professur ist eine Netzwerkprofessur des Netzwerkes Frauen- und Geschlechterforschung NRW. Die Geschäftsführung obliegt Dr. Claudia Mahs.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Geschlechterbezogene Zuschreibungen, Erwartungen und Stereotype prägen das Aufwachsen von frühester Kindheit an. Sie erzeugen Denkgewohnheiten, Alltagspraktiken und Handlungsmuster, die die Vorstellungen von „Weiblichkeit” und „Männlichkeit” prägen. Gegenwärtig lassen sich vielerorts Tendenzen beobachten, diese historisch entstandenen Bilder und Zuständigkeiten eindeutiger Geschlechterrollen mit Vehemenz aufzurufen.

Auch kindliche Spielwelten werden wieder mehr denn je (ausschließlich) als jene von Mädchen und jene von Jungen entworfen. Die – oft unbewusste – Erwartung, sich entsprechend zu verhalten und sich selbst so wahrzunehmen, und Sanktionen und Ausgrenzungen, wenn dem nicht so ist, schränken nicht nur Einzelne ein, sondern reproduzieren Geschlechterverhältnisse wie auch andere Strukturen sozialer Ungleichheit – so auch über die jeweilige Berufswahl, die im Fokus der Initiative Klischeefrei steht.

Das Zentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies unterstützt die Initiative, da die bewusste Auseinandersetzung mit den Denkgewohnheiten, den gesellschaftlichen Strukturen und Diskursen unabdingbare Voraussetzung nicht nur für Geschlechtergerechtigkeit ist, sondern für eine demokratische Gesellschaft.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und  Studienorientierung ein?

An der Universität Paderborn gibt es viele Lehramtsstudierenden. Gerade für die zukünftigen Lehrkräfte ist es nötig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, da sie es sind, die die Kinder und Jugendlichen nicht nur in ihren Fächern unterrichten, sondern gesellschaftliche Vorstellungen und Werte vermitteln. Das Studium soll auch diesbezüglich das nötige Wissen sowie einen Ort für Diskussionen bereitstellen, um die nötige Reflexionsfähigkeit zu entwickeln.

Darüber hinaus gibt es den Masterstudiengang Gender Studies, der sich grundständig mit Geschlechtertheorie und -forschung beschäftigt. Neben konkreten Studienangeboten werden Weiterbildungen für Lehrkräfte angeboten, ebenso können die Dozent*innen der Universität Angebote zu gendersensibler Lehre wahrnehmen.