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21.01.2019

„Unser Ziel ist, Benachteiligungen abzubauen, die aufgrund von geschlechtsspezifischen Zuschreibungen entstehen“

An der Gemeinschaftshauptschule Drimborn gibt es bereits diverse Projekte rund um geschlechtersensible Berufsorientierung. Durch die Partnerschaft in der Initiative Klischeefrei erhofft sich die Aachener Schule weitere Ideen, wie Schulsozialarbeiterin Marion Knur im Interview erklärt.

© Marion Knur

Frau Knur, könnten Sie die Gemeinschaftshauptschule Drimborn kurz vorstellen?

Die Gemeinschaftshauptschule Drimborn liegt in der Nähe des Aachener Zentrums. Unsere in der Regel zwei- bis vierzügige Halbtagsschule besuchen zirka 350 Schülerinnen und Schüler, die von ca. 38 Lehrerinnen und Lehrern, davon 5 Sonderpädagogen und einer Sozialarbeiterin begleitet werden.

Es gibt Internationale Förderklassen. Unsere langjährige Erfahrung in der inklusiven Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarfen und die individuelle Förderung aller Kinder sind nur zwei Bausteine unseres Schulkonzeptes welches durch Toleranz und Respekt anderen gegenüber und durch Offenheit Neuem gegenüber geprägt ist.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Ziel unseres Bestrebens ist es Benachteiligungen abzubauen, die aufgrund von geschlechtsspezifischen Zuschreibungen entstehen. Dabei ist uns die Kooperation mit anderen Institutionen wichtig, um Ideen und Anregungen zu bekommen und um weitere Angebote zu initiieren. Deshalb machen wir gerne bei Klischeefrei mit und freuen uns über Kontaktaufnahmen!

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Der Gendergedanke findet Ausdruck in mehreren Projekten:

  • Der Boys‘Day und der Girls‘Day sind fest im Schulprogramm installiert. Jedes Jahr nimmt der gesamte 7. Jahrgang teil.
  • Der Verein ax-o mit dem Arbeitsschwerpunkt Jungenarbeit leistet langbewährte konstante Zusammenarbeit, zum Beispiel auch mit geschlechtsspezifischen Sozialtrainings für die GHS Drimborn. Die Zusammenarbeit ist großartig und bereichernd.
  • Im Wahlpflichtunterricht „Girlspower“ wird eine Mädchengruppe ganzjährig zu Themen der geschlechtsspezifischen Berufsorientierung und Lebensplanung begleitet.
  • Montags gibt es eine Mädchentheatergruppe speziell für Schülerinnen mit Migrationshintergrund.
  • Jeden Donnerstag findet eine Jungen-AG statt, die aus Jungen mit Migrationshintergrund besteht, die mit einem Trainer Sprechtraining für männliche Migranten mit dem Schwerpunkt der individuellen Förderung und unter dem Aspekt der geschlechtsspezifischen Beratung steht.
  • Ein wöchentlicher Praxistag der Stufe 9 in einer Autowerkstatt wird bewusst auch durch Schülerinnen und Schüler geleistet.
  • Unser Kooperationspartner, das Altenpflegeheim Haus Margarethe, nimmt gerne Jungen als Praktikanten bzw. Auszubildende.
  • Die Gemeinschaftshauptschule Drimborn arbeitet daran, das Berufswahlspektrum von Jungen zu erweitern und sie gleichzeitig in ihrem sozialen Engagement zu stärken. Mit dem Projekt „Boys′ Power, Soziale Jungs“ erhalten interessierte Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe einen praktischen Einblick in den Berufsalltag in sozialen Einrichtungen. Ziel ist, Jungen für soziale Berufe zu begeistern und ihnen abseits von Geschlechterklischees zu vermitteln, worauf es in diesen Berufen ankommt. Dabei kann die Schule auf eine sehr erfolgreiche und enge Kooperation mit ax-o e.V. in Aachen zurückblicken. Der Verein verfügt insbesondere im Bereich der Jungenpädagogik über eine breite Expertise und langjährige Erfahrung. Mindestens zweimal im Monat machen sich die Schüler gemeinsam mit den Pädagogen des Vereins auf den Weg, um sich von der Arbeit in verschiedenen sozialen Einrichtungen ein Bild zu machen. Hier treffen sie auf männliche Fachkräfte, die ihnen als Vorbilder von ihren eigenen Erfahrungen berichten können.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Einige Schüler, die das Projekt „Boys′ Power, Soziale Jungs“ mitgemacht haben, haben bereits eine Ausbildung als Altenpflegehelfer absolviert. Viele Einrichtungen in Aachen und bundesweit wünschen sich mehr männliches Personal – denn klar ist: Vielfalt ist ein unschlagbares Erfolgsprinzip!

Insgesamt wird unsere Arbeit sehr geschätzt: Im November 2017 wurden wir im Rahmen der Qualitätsanalyse auf „Herz und Nieren“ im Kontext „Unterrichts-und Schulqualität“ begutachtet. Das Fazit lautet: „Die Qualität ist exzellent, die Ausführung ist beispielhaft und kann als Vorbild für andere genutzt werden. Die Schule hat ein sensationelles Ergebnis erzielt, dies ist das beste Ergebnis einer Hauptschule im Regierungsbezirk Köln“!