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12.08.2025

„Bildung sollte ermutigen, nicht einschränken“

Initiative Zukunftsbildung im Interview über die Herausforderungen klischeefreier Bildung in Kita und Grundschule

Die Initiative Zukunftsbildung ist eine bundesweit agierende gemeinnützige GmbH mit dem Ziel, Kita- und Grundschulbildung in Deutschland zukunftsorientiert zu gestalten, um Kinder für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu stärken. Welche Rolle dabei die Überwindung von Geschlechterklischees spielt, dazu Julia Hollnagel, Leiterin des Bereichs Kommunikation bei der Initiative Zukunftsbildung im Interview.

„Bildung sollte ermutigen, nicht einschränken“
Julia Hollnagel (Leiterin Kommunikation) | Initiative Zukunftsbildung

Warum ist für Sie Klischeefreiheit in der Bildung so wichtig?

Klischeefreiheit in der Bildung, besonders in Kita und Grundschule, ist für uns bei der Initiative Zukunftsbildung wichtig, weil Kinder und Jugendliche nur dann ihr volles Potenzial entfalten können, wenn sie nicht in stereotype Rollenbilder gedrängt werden. Bildung sollte ermutigen – nicht einschränken. Die ersten Bildungsjahre sind die wichtigsten – das bedeutet, dass wir den Grundstein schon dort legen müssen.

Wo sind Ihnen in Ihrer Arbeit bereits Geschlechterklischees begegnet und wie gehen Sie damit um?

Geschlechterklischees begegnen uns überall und sie sind tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. In der Arbeit von Kitas und Grundschulen begegnen uns die Klischees manchmal in Gesprächen mit Eltern und pädagogischen Fach- und Lehrkräften - in den meisten Fällen werden die Klischees aber unbewusst reproduziert. Auch das Spiel- und Lernmaterial ist noch nicht immer klischeefrei. Aber hier hat sich schon ganz viel getan. 

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung einer geschlechterklischeefreien Berufsorientierung – ausgehend von Ihren Erfahrungen aus Kita und Grundschule?

Ein zentrales Hindernis ist, dass Klischees oft unbewusst weitergegeben werden – durch Überzeugungen, Erfahrungen, Sprache oder Rollenspiele. Dadurch, dass die Geschlechterrollen über Jahrhunderte die Basis für unsere Gesellschaft gebildet haben, macht es vielen Menschen Angst, wenn diese Gewohnheit, die auch Sicherheit vermittelt nun wegfällt. Kinder lernen außerdem durch Vorbilder – und die fehlen uns leider noch zu oft oder sind nicht sichtbar, sowohl in „typisch männlichen“ als auch in „typisch weiblichen“ Berufen.

Auf Ihrer Website machen Sie die Folgen von Klimawandel, Urbanisierung, gesellschaftlicher Spaltung usw. mit kurzen Geschichten anschaulich. Mal angenommen, Geschlechterklischees würden überwunden: Wie sähe eine (Arbeits-)welt ohne Klischees aus?

In einer klischeefreien (Arbeits-)welt zählt nicht mehr, welches Geschlecht oder/ und welche Herkunft jemand hat, sondern was jemand kann und will. Kinder und Jugendliche erleben von Anfang an, dass sie alles werden können. Nicht, weil wir es sagen – sondern weil sie es sehen.

Klischeefrei bedeutet für mich, dass jedes Kind die Freiheit hat, sich zu entfalten und sein Leben zu gestalten – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Erwartungen anderer.

Julia Hollnagel | Initiative Zukunftsbildung