18.09.2025
„Klischeefreies Arbeiten ist keine Zusatzaufgabe, sondern selbstverständlich“
Seit 1992 begleitet der Jugendförderverein Parchim/Lübz e. V. Menschen in den Bereichen Jugendhilfe, Bildung, Begegnung und Integration. In den Angebot des Vereins zählt nicht, was „typisch“ ist, sondern was möglich ist.
Welche Angebote macht der Jugendförderverein Parchim/Lübz e. V. für junge Menschen?
Seit 1992 begleitet der Jugendförderverein Parchim/Lübz e. V. Menschen in den Bereichen Jugendhilfe, Bildung, Begegnung und Integration. Wir verstehen uns als Übersetzer:innen zwischen verschiedenen Lebenswelten und bringen unterschiedliche Realitäten miteinander ins Gespräch. Manchmal gelingt das schnell, manchmal braucht es Zeit.
Unsere Werkstätten sind Orte zum Ausprobieren. Hier finden junge Menschen Struktur, individuelle Begleitung und vor allem Zeit, herauszufinden, was zu ihnen passt. Wer zu uns kommt, darf stolpern und im eigenen Tempo fliegen lernen.
In unseren berufsvorbereitenden Maßnahmen öffnen wir Türen zu vielfältigen Berufsfeldern, von der kreativen Küche über innovative Verkaufskonzepte bis hin zu nachhaltiger Landschaftsgestaltung. Bei uns können Jugendliche hineinschauen, experimentieren und ihre eigenen Fähigkeiten auf den Prüfstand stellen. Wir ermöglichen formale Qualifikationen, aber genauso wichtig ist uns, dass junge Menschen Neues wagen und auch einmal ungewohnte Wege gehen.
Welche Rolle spielt dabei eine klischeefreie Herangehensweise?
Für den Jugendförderverein ist klischeefreies Arbeiten keine Zusatzaufgabe, sondern Teil unseres Selbstverständnisses. Wir glauben daran, dass jeder Mensch mehr ist als ein Rollenbild. In unseren Angeboten zählt nicht, was „typisch“, sondern was möglich ist. Deshalb entstehen bei uns Räume, in denen Mädchen Funken beim Schweißen schlagen, Jungs sich kreativ im Friseurhandwerk entfalten und alle ihren eigenen Weg gehen dürfen.
Welche berufsbezogenen Klischees haben Menschen, die zu Ihnen kommen?
Viele Jugendliche kommen ohne konkrete Vorstellungen zu uns oder kennen nur die Berufe, die in ihrer Familie vorkommen. Wenn Schulen wenig Zeit in Berufsorientierung investieren, fangen wir oft bei null an. Dann machen wir Berufe erstmals sichtbar und in unseren Werkstätten erlebbar, unabhängig vom Geschlecht.
Genau dort entstehen spannende Diskussionen: Wer möchte wohin, warum, und was hält andere zurück? Wir erleben, dass Mädchen häufig offener für Neues sind. Bei Jungs in der Hauswirtschaft spüren wir dagegen noch viel Unsicherheit und Scham. Hier wirken klare Rollenbilder stark nach. Diese Gespräche sind wichtig, weil sie zeigen, wie hartnäckig manche Vorurteile sind und wie wertvoll es ist, sie gemeinsam zu hinterfragen.
Was ist für Sie der Mehrwert einer Partnerschaft mit der Initiative Klischeefrei?
Die Partnerschaft gibt uns Rückenwind. Materialien und Methoden der Initiative fließen in unsere internen Weiterbildungen, in die Berufsorientierung und in Projekttage unserer Maßnahmen ein. Das konkrete Handwerkszeug hilft uns, unsere Angebote stetig weiterzuentwickeln.
Der Austausch mit anderen im Netzwerk ist besonders wertvoll, gerade hier im ländlichen Raum. Es ist gut zu wissen: Wir sind nicht allein mit unseren Ideen und Herausforderungen. Andere arbeiten auch daran, dass Jugendliche echte Wahlfreiheit haben und Berufe nicht nach Schubladen sortiert werden. Klischeefreiheit bedeutet für uns letztendlich, Türen zu öffnen und das machen wir gerne zusammen mit anderen.