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31.10.2025

„Wir sollten darüber nachdenken, die Zahl der Vorbilder zu erhöhen“

Der Italienverein. Zentrum für Sprach- und Kulturvermittlung e. V. wurde 2010 gegründet mit dem Ziel, den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Italien und besonders die italienische Sprache und Kultur im Ruhrgebiet zu fördern. Im Kurzinterview erklärt die Vereinsvorsitzende Irene Gallerani die Anknüpfungspunkte zur Initiative Klischeefrei.

„Wir sollten darüber nachdenken, die Zahl der Vorbilder zu erhöhen“

Welche Aufgaben nimmt der Italienverein wahr?

Der Italienverein befasst sich mit der Förderung der italienischen Sprache und Kultur, aber auch mit dem Austausch zwischen den Einwohnern unseres Gebiets und den Neuankömmlingen.

Sie führen aktuell das Projekt „Empower Parents“ durch. Worum geht es dabei?

Wir haben Klischeefrei während der Vorbereitung des Projekts Empower Parents entdeckt. Das Projekt hat zum Ziel, eine Austauschplattform zwischen Eltern mit und ohne Migrationshintergrund zu schaffen.

Oft haben Eltern Zweifel, Fragen oder Kompetenzen, die sie aus ihrem früheren oder aktuellen Lebensumfeld mitbringen, und wenn dieses Umfeld von einer anderen Kultur geprägt ist als ihrer eigenen, können sie durch Gespräche neue Lösungen, Antworten oder Ansätze finden. Das Projekt befasst sich insbesondere mit der Erziehung und der Bedeutung von Geschlechterrollen.

Wenn Sie an die Berufsorientierung und damit verbundene Geschlechterklischees denken: Welche Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten gibt es da zwischen italienischstämmigen Menschen bzw. Eltern in Deutschland und Menschen/Eltern ohne Zuwanderungsgeschichte?

Ich persönlich glaube nicht, dass es in diesem Bereich Unterschiede aufgrund der Nationalität gibt, sondern eher aufgrund der Art des Vorbilds, dem man begegnet ist: Wer in einem Umfeld gelebt hat, in dem Frauen nicht nur für die Familie zuständig waren, sondern auch berufstätig waren, vielleicht sogar in der IT-Branche, wird ein ganz anderes Vorbild vor Augen haben als jemand, der andere Erfahrungen gemacht hat.

Ich möchte jedoch betonen, dass es zu einfach ist, die Familie oder den kulturellen Kontext als Ursprung bestimmter Klischees zu betrachten. Man sollte mehr darüber nachdenken, was alle tun könnten, um die Anzahl der Vorbilder und Darstellungen zu erhöhen. Jede Person, jede Gruppe, jeder Informationskanal, jeder Erwachsene spielt eine Rolle bei der Erziehung der kommenden Generationen. Auch das ist die Aufgabe eines Vereins: Wir sind viele und können viele Beispiele geben.

„Jede Person, jede Gruppe, jeder Informationskanal, jeder Erwachsene spielt eine Rolle bei der Erziehung der kommenden Generationen“

Irene Gallerani, Erste Vorsitzende Italienverein. Zentrum für Sprach- und Kulturvermittlung e. V.