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09.06.2022

„Was wir im Alltag leben, wird durch unser Engagement in der Initiative Klischeefrei fest verankert“

Die Vielfalt der Kinder, Eltern und Erzieherinnen als Anregung und Ressource zu nutzen ist das Ziel der Kita Confetti in Remscheid. Da ist die Partnerschaft in der Initiative Klischeefrei nur konsequent, findet Leiterin Rabia Kücükyareli.

„Was wir im Alltag leben, wird durch unser Engagement in der Initiative Klischeefrei fest verankert“

Frau Kücükyareli, können Sie Ihre Einrichtung kurz vorstellen?

In unserer Kita werden 79 Kinder von 1 bis 6 Jahren in vier altersgemischten Gruppen betreut. Viele unserer Kinder haben eine internationale Familiengeschichte. Daher kümmert sich ein mehrsprachiges Erzieherteam individuell um die Bedürfnisse der Kinder. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die Vielfalt der Kinder, Eltern und Erzieherinnen als Anregung und Ressource zu nutzen.

Unser Schwerpunkt ist daher neben dem interkulturellen Lernen auch die Sprachbildung. Großen Wert liegen wir aber auch auf Bewegungserziehung, gesunde Ernährung sowie Inklusion. So ist unsere Kita auch ein „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung“.

In vielen weiteren Projekten, wie mit musikalischer Früherziehung, oder auf unserem großen Außengeländer fördern wir die individuelle Entwicklung unserer Kinder. Der Kita angeschlossen ist ein Familienzentrum, durch das wir noch enger mit unseren Eltern und der Nachbarschaft zusammenarbeiten können.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Genderneutrale Erziehung haben wir bereits vorher gelebt, sie war bisher nur nicht konzeptionell verankert. Was wir also bereits im Alltag leben, wird durch unser Engagement bei der Initiative Klischeefrei ein fester Bestandteil des Konzepts und ist so noch mehr im Focus unseres Handelns.

Wir würden zudem gerne zeigen, dass wir nicht nur ein multikulturelles Team sind, sondern auch gerne männliche Erzieher einsetzen würden. Für unsere Kinder ist es immer wieder eine Bereicherung, männliche Praktikanten in den Gruppen zu haben. Wir fänden es sehr schön, wenn wir auch bei der Teamzusammensetzung Klischees aufbrechen könnten und so für die Kinder eine Vorbildfunktion in Hinblick auf genderneutrale Sichtweisen sein könnten.

Auf welche Weise setzt sich Ihr Kindergarten für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Für unsere Kinder ist es selbstverständlich, dass auch die ein oder andere Erzieherin mit dem Schlagbohrer und der Stichsäge umgehen kann und auch beim Spielen und Lesen achten wir darauf, dass tradierte Rollenbilder nicht automatisch übernommen werden müssen. Wir hoffen, dass so unsere Kinder bereits im Kindheitsalter lernen, einen klischeefreien Blick zu bekommen, der sie später selbst bei der eigenen Berufswahl und somit in der eigenen Lebenswelt offen werden lässt. Auch deshalb hätten wir gerne männliche Erzieher und Praktikanten in unserem Team.

Welche Erfolge haben Sie bereits erreicht?

Einige Male konnten wir bereits männliche Praktikanten gewinnen und es war immer besonders schön zu sehen, wie sehr sich die Kinder darüber gefreut hatten.

Wir als Team sind wesentlich sensibler geworden, wenn es um angeblich genderspezifische Attribute geht. Auch achten wir immer mehr darauf, dass die Kinder weniger in typisch-Junge / typisch-Mädchen-Kategorien denken: Warum sollten nur Mädchen lange Haare haben? Darf nicht auch eine Junge rosa T-Shirts tragen? Und warum sollte ein Junge nicht bitterlich weinen dürfen? Diese Gedanken fließen ebenso in die Elternarbeit ein. Wir merken hier, dass unsere Eltern allmählich immer offener werden.

Die ersten Erfolge können wir täglich sehen: Es gibt keine – oder kaum noch – Kommentare, wenn die Jungs in der Puppenecke sitzen oder kochen oder die Mädchen in der Technik-Ecke. Wir beobachten, dass angeblich geschlechterspezifische Spielsachen ohne Scheu von allen Kindern bespielt werden und das freut uns sehr.