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Forum 1: Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bewertung der Ausbildung

Forumsleitung: Daniel Gimpel und Mareike Richter

In Forum 1 beschäftigten sich die Teilnehmenden mit dem Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der 2019 das Thema Digitalisierung als Schwerpunkt behandelte. Der Report zeigt kaum Unterschiede in der individuellen Bewertung der Ausbildungsqualität zwischen weiblichen und männlichen Azubis, dafür aber starke Unterschiede bei der Bewertung von männerdominierten und frauendominierten Ausbildungsberufen.

Forum 1: Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bewertung der Ausbildung

Daniel Gimpel und Mareike Richter vom Deutschen Gewerkschaftsbund stellten den rund 40 Teilnehmenden zunächst Kernpunkte aus dem Ausbildungsreport vor. Auffällig: Die Bewertung der Ausbildungsqualität hat sich während der letzten Jahre wenig verändert. Kleinere Betriebe werden häufig schlechter bewertet als größere. Azubis in Teilen des Handwerks und Hotel- und Gaststättengewerbe sind besonders unzufrieden. Kritik üben sie vor allem an der fehlenden Übernahmeperspektive, der hohen Belastung, am als zum Teil nicht eingehaltenen Vorgaben des Jugendschutzes oder an fehlenden oder nicht bekannten Ausbildungsplänen. Auch die Berufsschule wird nur von knapp der Hälfte der Auszubildenden als gut oder sehr gut bewertet.

Frauen beginnen die Ausbildung öfter in kleineren Betrieben. In kleineren Betrieben wird die Ausbildung häufiger schlechter bewertet als in größeren Betrieben. Laut Report gibt es kaum individuelle Benachteiligung zwischen Männern und Frauen innerhalb eines Ausbildungsberufes. Die Befragung belegt eher strukturelle Probleme, die mit den unterschiedlichen Rahmenbedingungen in männerdominierten und frauendominierten Berufen zusammenhängen. Die laut Report am besten bewerteten Ausbildungsberufe sind entweder männerdominiert oder Mischberufe. Die am schlechtesten bewerteten  Ausbildungsberufe sind mit einer Ausnahme frauendominiert oder Mischberufe.

Die Bedeutung der Digitalisierung wächst mit der Betriebsgröße. Der Digitalisierung messen fast 80 Prozent der Azubis eine hohe Bedeutung bei. Aber nur 42 Prozent der Azubis in frauendominierten und 59 Prozent der Azubis in männerdominierten Berufen fühlen sich in ihrer Ausbildung gut darauf vorbereitet. Zwischen den Berufen bestehen zudem große Unterschiede in der Verwendung des Online-Berichtshefts, von Lern-Apps oder bei der Bereitstellung digitaler Endgeräte.

Im Anschluss an den Input aus dem Ausbildungsreport diskutierten die Teilnehmenden in zwei Breakout-Räumen, wie die Ausbildungsqualität verbessert werden könnte.

Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass für eine Verbesserung der Situation zum einen die Ausbildungsqualität insbesondere in frauendominierten Berufen verbessert werden muss. Vor allem Unternehmen müssten mehr Verantwortung übernehmen, um die Ausbildungsqualität zu verbessern und damit den Fachkräftenachwuchs zu sichern, aber auch, um vorzeitigen Vertragslösungen vorzubeugen. Auch Ausbilderinnen und Ausbilder müssten stärker für das Thema und entsprechende Standards sensibilisiert werden. Darüber hinaus brauche es eine Erweiterung des Berufswahlspektrums insbesondere junger Frauen. Als gute Beispiele wurden der Girls’Day und Boys’Day genannt, ebenso die Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter der Bundesagentur für Arbeit sowie verschiedene MINT-Projekte in den Ländern. Besonders wichtig seien Vorbilder in den Unternehmen, die Orientierung bieten und Erfahrungsaustausch ermöglichen. Jugendliche müssten insgesamt besser informiert werden, zum Beispiel über Social Media. Die Berufsorientierung müsse außerdem Kompetenzerfahrungen ermöglichen. 

Die Qualität der Ausbildung muss sich in allen Bereichen verbessern und angleichen.

Eine Teilnehmerin