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02.06.2021

Berufsbildungsbericht 2021 erschienen

Das Bundeskabinett hat Anfang Mai 2021 den Berufsbildungsbericht beschlossen. Der Bericht zeigt die Ausbildungsbilanz für das Jahr 2020. Ergänzend zum Berufsbildungsbericht hat das Bundesinstitut für Berufsbildung seinen Datenreport veröffentlicht.

Berufsbildungsbericht 2021 erschienen

Zur Veröffentlichung des Berufsbildungsberichts 2021 erklärt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek:

„Der Berufsbildungsbericht für das Jahr 2020 zeigt, dass die Corona-Pandemie den Ausbildungsmarkt vor große Herausforderungen gestellt hat. 2020 gingen sowohl das Ausbildungsangebot der Betriebe als auch die Nachfrage junger Menschen nach einer Ausbildung nahezu parallel zurück. Die Folge: Der Ausbildungsmarkt ist im Gesamten geschrumpft. Einerseits bedeutet das, dass junge Menschen im Jahr 2020 gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz im dualen System hatten.  Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen 106 Ausbildungsstellen. Andererseits wurden insgesamt weniger Fachkräfte ausgebildet. Die Schrumpfung des Ausbildungsmarktes besorgt mich zutiefst. Denn wir brauchen dringend gut ausgebildete Fachkräfte, damit unsere Wirtschaft nach der Pandemie schnell wieder wächst. Hier bedarf es der gemeinsamen Anstrengung aller an der beruflichen Bildung beteiligten Akteure.

Auch für das kommende Ausbildungsjahr müssen wir mit Herausforderungen rechnen. Daher treffen wir schon jetzt Maßnahmen für das kommende Ausbildungsjahr, um junge Menschen und Betriebe für die berufliche Bildung gewinnen. Wir verstärken Information und Werbung zur beruflichen Bildung zusammen mit unseren Partnern in der Allianz für Aus- und Weiterbildung. Wir wollen etwa mit Aktionen wie dem ‚Sommer der Berufsbildung‘ junge Menschen und Betriebe für die berufliche Bildung gewinnen. Zugleich stabilisieren wir mit dem Programm ‚Ausbildungsplätze sichern‘ das Ausbildungsangebot.

Eine gute Nachricht ist der Anstieg um fast drei Prozent bei den schulischen Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen. Die Corona-Pandemie führt uns gerade die Wichtigkeit dieser Berufsgruppen für unser Gemeinwesen eindrücklich vor Augen.“

BIBB-Datenreport

Eine wertvolle Ergänzung zum Berufsbildungsbericht ist der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) parallel vorgelegte Datenreport, der umfassende Fakten, Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung in Deutschland enthält.

Aus Anlass der Veröffentlichungen erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser:

„Die Rückgänge am Ausbildungsmarkt sind nicht ausschließlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Schon vor Corona hatte das BIBB mit Blick auf die sinkende Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger sowie des anhaltenden Trends zu höheren Bildungsabschlüssen Rückgänge bei Angebot und Nachfrage sowie bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge prognostiziert. Mit Blick auf die zukünftige Fachkräftesicherung bedeuten die starken Rückgänge im Jahr 2020 eine noch nie dagewesene Herausforderung, die wir entschlossen und gemeinsam angehen müssen. Denn nur wer gerade jetzt in berufliche Aus- und Weiterbildung investiert, wird morgen bei wieder anspringender Konjunktur über die dringend benötigten Fachkräfte verfügen und so unseren Wohlstand dauerhaft sichern. Den Fachkräftebedarf durch berufliche Aus- und Weiterbildung zu sichern, ist und bleibt die beste Strategie, denn dadurch gewinnen die Unternehmen genau die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den eigenen betrieblichen Anforderungen am besten entsprechen. Umso wichtiger ist es, auch und gerade jetzt diejenigen Branchen zu unterstützen, die von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen sind, damit auch sie ihr Ausbildungsengagement in möglichst großem Umfang aufrechterhalten können.“

Seit mehr als einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie maßgeblich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland. So musste auch der Ausbildungsmarkt erhebliche Einbußen verkraften. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Ausbildungsangebot 2020 um 50.700 Stellen (-8,8 %) auf 527.400. Die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildungsstelle nachfragten, verringerte sich um 53.000 (-8,9 %) auf 545.700. Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt nahmen zu, auch weil viele Maßnahmen zur Berufsorientierung und zur Zusammenführung von Angebot und Nachfrage nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten. In der Folge fiel die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2020 deutlich niedriger aus als im Jahr zuvor. Mit 467.500 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wurden 57.600 Verträge (-11,0 %) weniger abgeschlossen als 2019. Der Rückgang fiel somit höher aus als während der Weltfinanzkrise zwischen 2008 und 2009 (-52.000 bzw. -8,4 %).

Hintergrund

Der Berufsbildungsbericht beschreibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt und die Situation zum Beginn des Ausbildungsjahres zum Stichtag 30. September 2020. Neben den Effekten der Corona-Pandemie war der Ausbildungsmarkt im Jahr 2020 geprägt von langfristigen Trends, wie der demographischen Entwicklung und der Verschiebung hin zu höheren Schulabschlüssen sowie zu vollzeitschulischen Ausbildungen.

Der Bericht zeigt einen Rückgang des Ausbildungsangebotes der Betriebe um 8,8 Prozent auf 527.400. Gleichzeitig sank die Ausbildungsnachfrage auf 496.800. Das sind 9,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum Vorjahr um 12,8 Prozent auf 59.900 gestiegen. Für die Zahl der unversorgt gebliebenen Bewerberinnen und Bewerber ergab sich ein Anstieg um 19,7 Prozent auf 29.300 Personen.

Angestiegen ist die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger einer schulischen Berufsausbildung im Gesundheits-, Erziehungs-, und Sozialwesen. Zudem verblieben im Vergleich zum Vorjahr mehr junge Menschen im Schulsystem zum Erwerb eines höheren Schulabschlusses.