15.09.2021
MINT-Nachwuchsbarometer 2021 fordert klischeefreie MINT-Bildung bei Lehrkräften
Die jährlich durchgeführte Bildungsstudie „MINT-Nachwuchsbarometer“ attestiert, dass die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Grundschulkinder in Deutschland unter dem EU- und OECD-Durchschnitt liegen. Als Impuls wird unter anderem eine klischeefreie MINT-Bildung bei Lehrkräften gefordert.

Die Kernbefunde des MINT-Nachwuchsbarometers 2021 lauten:
- Die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Grundschulkinder liegen unter dem EU- und OECD-Durchschnitt. Rund ein Viertel von ihnen ist leistungsschwach – in den Naturwissenschaften ist diese Gruppe seit 2015 deutlich angewachsen.
- Im internationalen Vergleich besuchen Lehrkräfte deutscher Grundschulen seltener Fortbildungen zu digitalen Medien im Unterricht: Nur acht Prozent der Kinder werden von entsprechend fortgebildeten Grundschullehrkräften in Mathematik unterrichtet (EU: 27 Prozent).
- Werden adaptive digitale Tools im Unterricht eingesetzt bewirken diese einen Kompetenzzuwachs von bis zu einem Lernjahr. Kinder mit mathematikspezifischen Lernschwierigkeiten können von solchen Tools profitieren.
- Technische Bildung führt ein Schattendasein – mit regionalen Ausnahmen: Sachsen-Anhalt bietet als einziges Bundesland ein eigenständiges Fach Technik für alle Klassenstufen an.
- Die genderspezifische Fächerwahl hat sich seit Jahren kaum verändert: In Physik oder Technik dominieren Jungen. Physik wird als Leistungskurs nur zu 25 Prozent von Mädchen angewählt, eine MINT-Ausbildung nehmen nur zu 11 Prozent junge Frauen auf, und ein ingenieurwissenschaftliches Studium beginnen nur zu 25 Prozent Studentinnen.
- Mehr als jedes fünfte MINT-Ausbildungsverhältnis wird abgebrochen. Im Jahr 2020 wurden zudem 21.000 MINT-Ausbildungsverträge weniger als im Vorjahr abgeschlossen(etwa 25 Prozent davon Covid-19-bedingt).
- MINT-Studiengänge machen bei Studienanfängerinnen und Studienanfängern einen Anteil von 38 Prozent aus. Die Hälfte von ihnen beginnt ein ingenieurwissenschaftliches Studium.
Als Impulse sieht das MINT-Nachwuchsbarometers 2021 folgende Möglichkeiten:
Frühe Bildung stärken
- MINT-Fortbildungsangebote für Fachkräfte im Kita- und Grundschulbereich ausbauen.
- Verbindliche MINT-Bildungsstandards für Sachunterricht definieren und umsetzen.
- Lernerfahrungen und Kompetenzen von Kindern im Umgang mit digitalen Medien sowie Verständnis für digitale Technologien und ihre Wirkungsweisen fördern.
Chancen- und talentgerechtes Lernen fördern
- Kinder und Jugendliche an beiden Enden des Leistungsspektrums systematisch fördern: additive Angebote für Leistungsschwache, Wettbewerbe für Leistungsstarke und Interessierte.
- Klischeefreie MINT-Bildung muss Teil der Lehrkräftebildung sein, dabei Rollenvorbilder und kontextualisierte MINT-Themen einbeziehen.
- Übergänge zwischen Grundschule und weiterführender Schule unterstützen: Kindern mehr Lernzeit für das Vertiefen und Sichern ihrer Kompetenzen geben.
Potenzial der Digitalisierung nutzen
- Erfahrungen aus der Covid-19-Situation in Schulkollegien, Schulaufsicht sowie Landesinstituten für Lehrkräftebildung aufarbeiten und nutzen. Austausch digitaler Lehr- und Lernkonzepte mittels Open Educational Resources (OER) stärken.
- Digitale Strukturen an Schulen ausbauen, in adaptive digitale Tools investieren und gemeinsame Entwicklungsarbeit von Wissenschaft, Bildungspraxis und Software-Unternehmen vorantreiben.
- Der Umgang mit digitalen Tools und Lernplattformen, informations- und computerbezogenen Inhalten und Methoden sowie Data Literacy muss Teil der Lehrkräftebildung sein.
- Digitale Expertisen außerschulischer Partner nutzen und Kooperationen mit Hochschulen, Unternehmen und Projekten ausbauen