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23.02.2022

„Individualität passt nicht in Schubladen“

Die Stadt Oldenburg ist neu in der Initiative Klischeefrei. Der Beitritt war aufgrund der bisherigen Aktivitäten der Stadt nur folgerichtig, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Wiebke Oncken.

„Individualität passt nicht in Schubladen“

Frau Oncken, können Sie die Stadt Oldenburg kurz vorstellen?

Oldenburg ist eine lebendige, moderne, tolerante Stadt im Nordwesten Deutschlands mit mehr als 170.000 Einwohner*innen. In der Stadtverwaltung arbeiten etwa 3000 Menschen in den unterschiedlichsten Berufen.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Als Gleichstellungsbeauftragte gehört das Beseitigen von Geschlechtsrollenstereotypen zu unseren Kernaufgaben. Innerhalb der Verwaltung setzen wir uns bei Personalauswahlverfahren für geschlechtsunabhängige Personalentscheidungen ein. Da unsere Zuständigkeit sich auf das ganze Stadtgebiet bezieht, starten wir auch gerne öffentlichkeitswirksame Aktionen.

So konzipierten wir bereits in den 1980er-Jahren beispielsweise die Ausstellung „Mädchen, die pfeifen …“, in der sowohl Stereotype in Bilderbüchern aufgegriffen als auch Beispiele aufgezeigt wurden, wie es besser geht. Auch unsere Broschüre „Toben im Prinzessinnenkleid“, die 2018 erstmalig erschien ist und sich an Erzieherinnen und Erzieher wendet, zeigt unser Engagement. Zuletzt haben wir im Jahr 2021 zwei Sensibilisierungs-Kampagnen an Kitas und Schulen durchgeführt, die unter anderem einengende Geschlechterrollen thematisieren. Der Initiative Klischeefrei beizutreten war insofern nur folgerichtig.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Selbstverständlich beteiligen wir uns jährlich am Zukunftstag, um Jungen, Mädchen, Eltern und insbesondere auch die Betriebe und die Verwaltung zu sensibilisieren. Hierbei achten wir auf die Möglichkeit des Kennenlernens von geschlechtsuntypischen Berufsfeldern und geschlechtshomogene Gruppen. Über unseren Arbeitskreis Mädchenarbeit tragen wir dieses Thema in die Jugendfreizeiteinrichtungen und machen zwischendurch auch gerne mal Aktionen wie unsere aus einem Workshop entstandene Ausstellung „Alle Achtung, Mädchen!“

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Bei der regelmäßigen Erstellung des Gleichstellungsplan hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit unserer Personalabteilung entwickelt. Positionen, für die wir früher kämpfen mussten, sind heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Das Thema „Vereinbarkeit Familie und Beruf“ wird in unserer Verwaltung nicht mehr diskutiert, da wurde wirklich viel erreicht. Noch ganz viel Luft nach oben ist bei der Geschlechterparität beim Erziehungspersonal. Daher freut es uns einfach immer wieder, wenn wir in Auswahlgesprächen hören „Ich bin auf den Beruf des Erziehers erst durch den Zukunftstag gekommen“.