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30.06.2022

„Berufe, Eignung und Eigenschaften hängen nicht vom Geschlecht ab“

Die Bonner KiTa GmbH Mini Mäuse setzt auf individuelle Förderung und nutzt Klischeefrei-Materialien

Barbara Klein, Kita-Leitung und interne Qualitätsauditorin der gemeinnützigen Kindertagesstätten Mini-Mäuse GmbH, spricht im Interview darüber, worauf der Fokus bei Erziehung und Bildung bei den „Mini Mäusen“ gerichtet ist.

„Berufe, Eignung und Eigenschaften hängen nicht vom Geschlecht ab“

Frau Klein, könnten Sie die Kindertagesstätte Mini-Mäuse bitte kurz vorstellen?

Die gemeinnützigen Kindertagesstätten der Mini-Mäuse GmbH, zusammen mit ihren acht Großtagespflegestellen betreuen in Bonn 317 Kinder von null bis sechs Jahren. Wir sind ein privater Träger mit öffentlicher Förderung. Wir sind weder konfessionell noch weltanschaulich oder institutionell ausgerichtet. In unseren vier Kitas erfolgt der Tag zweisprachig, ganz nach dem pädagogischen Konzept der Immersion.

Wir sehen uns als ein modernes Dienstleistungsunternehmen, das sich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verpflichtet fühlt. Somit sind wir bestrebt, mit unserem effizienten und flexiblen Betreuungssystem den Bedürfnissen moderner und berufstätiger Eltern gerecht zu werden.

Wir beobachten unsere Kinder u.a. besonders in Hinblick auf den Eintritt in den nächsten Lebensabschnitt, die Grundschule, und fördern – vom ersten Kita Tag an – spielerisch, aber dennoch gezielt drei Kernkompetenzen: die Ich-Kompetenz, die Sozialkompetenz und die Sach- und Methodenkompetenz. Elternarbeit, Erziehungspartnerschaft auf Augenhöhe und Transparenz sind bei uns selbstverständlich.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Uns war und ist es ein großes Anliegen, alle Menschen – ob Kinder oder Mitarbeiter:innen – dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen – auch Umwege gehören dazu. Ressourcen zu entdecken, zu fördern und als gut und richtig anzunehmen. Kinder und Mitarbeiter:innen mit Förderbedarf stehen mit allen anderen Kindern gleich. Wir haben viele internationale Kinder und auch Mitarbeiter:innen, jede:r bringt seine/ihre eigene Geschichte mit und geht ihren/seinen eigenen Weg.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs und Studienorientierung ein?

Berufsfelder, Eignungen und Eigenschaften sind niemals geschlechterabhängig. Diese Einstellung wird unseren Kindern allein dadurch schon vorgelebt, dass wir Männer und auch Frauen beschäftigten: Praktikanten:innen, Erzieher:innen, Kinderpfleger:innen, Köchinnen/Köche, Leitungen (männliche und weibliche) usw.

Das Projekt Thema „Berufe“ ist fester Bestandteil bei unseren Jahresthemen. Wir schauen auf die Kernkompetenzen und Ressourcen aller einzelnen und unterstützen diese. Und wir arbeiten mit dem Material von KLISCHEEFREI in den Kitas.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht? 

Ob Erfolg der richtige Begriff ist? Wir beschäftigen Männer und Frauen aller Nationalitäten, Hautfarben, Religionen oder auch Weltanschauungen. Unsere Kinder dürfen ihren Interessen nachgehen, alle Materialen stehen für sie zur Verfügung.

Klischeefrei bedeutet für uns, dass es keine Unterschiede gibt, jede:r so gut ist, wie er:sie:es ist und alle dieselben Chancen und Möglichkeiten erhalten.

Klischeefrei bedeutet für uns das eigenständige Interpretieren und Finden seiner eigenen Rolle.

Klischeefrei bedeutet für uns eine unvoreingenommene und professionelle Betrachtung derjenigen, die in Nicht-Mainstream-Berufen, wie der frühkindlichen Betreuung und Bildung, arbeiten.

Klischeefrei bedeutet für uns, dass Kunst wissenschaftlich ist und dass auch Wissenschaft ästhetisch ist.

Klischeefrei bedeutet für uns, Studiengänge und Ausbildungen, die nicht auf MINT ausgerichtet sind, sind genauso erstrebenswert, wie auf MINT ausgerichtete Studiengänge und Ausbildungen.

Klischeefrei bedeutet für uns, dass wir die ursprünglichen Rollenbilder von Jungs und Mädchen nicht befürworten, sondern die individuelle Entwicklung geschlechterneutral begleiten. Unser pädagogisches Handeln hinterfragen wir regelmäßig und versuchen so Klischees im Alltag aufzubrechen.

Barbara Klein, Kita-Leitung und interne Qualitätsauditorin der gemeinnützigen Kindertagesstätten Mini-Mäuse GmbH