20.10.2022
Kampf um die besten Köpfe: Die Konkurrenz um Vorständinnen nimmt zu
Bericht der AllBright Stiftung
Immer mehr Unternehmen machen Ernst mit Vielfalt in der Führung – im September 2022 haben erstmals 3 große DAX-Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand, drei weitere sind von einem Frauenanteil von 40 Prozent nur wenig entfernt. Mehr als die Hälfte der an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen hat allerdings noch immer keine einzige Frau auf der obersten Management-Ebene.
Der Frauenanteil in den Vorständen der 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen konnte im vergangenen Jahr nur einen leichten Zuwachs um 0,8 Prozentpunkte verzeichnen, er liegt am 1. September 2022 bei 14,2 Prozent.
Der Zuwachs geht allein auf die 40 großen DAX-Konzerne zurück: sie konnten den Frauenanteil im Top-Management um 2,8 Prozentpunkte auf 20,2 Prozent erhöhen, der Frauenanteil unter den neu rekrutierten DAX-Vorstandsmitgliedern betrug 40 Prozent. In MDAX dagegen stagniert der Frauenanteil in den Vorständen bei 11,3 Prozent, im SDAX bei 10,4 Prozent. Diesen Unternehmen ist es im vergangenen Jahr häufig nicht gelungen, ausscheidende Vorständinnen durch neue Frauen zu ersetzen.
Damit ist Deutschland noch weit vom Niveau anderer Länder entfernt: Im Vergleich der 40 größten Börsenunternehmen liegen weiterhin die USA deutlich vorn (31 Prozent), gefolgt von Großbritannien (27,9 Prozent) und Schweden (26,5 Prozent). Mit einem Anteil von 20,2 Prozent hinkt Deutschland hinterher, schlechter steht am 1. September 2022 nur Polen da (16,1 Prozent).
„In Zeiten von Fachkräftemangel und Krise ist die deutsche Wirtschaft auch international herausgefordert wie nie. Mehr denn je geht es jetzt darum, sich neu und besser aufzustellen und sich dafür die besten Köpfe zu sichern – auch und gerade die weiblichen. Den DAX-Unternehmen gelingt das zurzeit am besten. Für die vielen mittleren und kleineren Unternehmen, die noch immer keine einzige Frau im Vorstand haben, wird es immer schwieriger, denn der Trend, dass Top-Managerinnen bevorzugt Unternehmen wählen, in denen es schon Frauen im Vorstandsteam gibt, bestätigt sich auch in diesem Jahr“, kommentieren Wiebke Ankersen & Christian Berg, die Geschäftsführer der AllBright Stiftung. „Wer jetzt Maßnahmen ergreift, um auf allen Ebenen nachhaltig attraktiver für Frauen zu sein, wird auch bald in Top-Positionen einen substantiellen Frauenanteil erreichen und von der Perspektivenvielfalt profitieren können.“
In jedem Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. AllBrights Rote Liste von Unternehmen ohne Frauen im Vorstand sowie die Grüne und die Gelbe Liste geben einen schnellen Überblick: Welchen Firmen gelingt es am besten, Frauen zu finden und zu halten – und welche sind damit besonders attraktiv für Frauen und Männer, die auf eine offene und inklusive Unternehmenskultur Wert legen?
Quelle: Kampf um die besten Köpfe. Die Konkurrenz um Vorständinnen nimmt zu | Pressemitteilung der AllBright Stiftung vom 19. Oktober 2022