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18.01.2023

Hausarbeit von Vätern fördert klischeefreie Entwicklung von Kindern

Studie des spanischen Wirtschaftsministeriums

Eine aktuelle Studie des spanischen Ministerium für Wirtschaft und Innovation untersuchte den Einfluss von Vätern bei der Herausbildung von Geschlechterbildern bei Kindern – und kommt zu interessanten Ergebnissen.

Hausarbeit von Vätern fördert klischeefreie Entwicklung von Kindern

Drei Dimensionen von Elternverhalten im häuslichen Bereich, die traditionell immer noch eher weiblich konnotiert sind, lagen im Fokus der Studie: Versorgung und Pflege von Kindern, Hausarbeit sowie emotionale Zuwendung. Zudem wurde analysiert, welchen Einfluss die persönlichen Einstellungen von Vätern zu den sozialen Geschlechterrollen auf die Ansichten ihrer Kinder diesbezüglich hatten.

Ansichten von Vätern ist wichtigster Faktor für die Meinung der Kinder

Was Väter zum Thema Geschlechterrollen im Hinblick auf die Verteilung von unbezahlter Sorge- und Erwerbstätigkeit denken, beeinflusste am stärksten, welche Ansichten die Kinder selbst zu dem Thema entwickelten. Dieser Faktor wirkte noch stärker als die drei analysierten Dimensionen des väterlichen Verhaltens zu Hause. Die Meinung der Väter über Geschlechterrollen hat demnach eine herausragende Bedeutung für Kinder.

Hausarbeit von Vätern nimmt Schlüsselrolle ein

Welchen Stellenwert nehmen die übrigen Faktoren ein? Die Untersuchungen zum Einfluss der verschiedenen Dimensionen von Elternverhalten ergaben, dass die jeweiligen Verhaltensweisen unterschiedlich signifikant für die Entwicklung von Geschlechterbildern bei Kindern waren.

Den größten Einfluss hatte die von Vätern geleistete Hausarbeit (Putzen, Einkaufen, Kochen etc.), gefolgt von der Pflege und Betreuung der Kinder (wie Baden, Hausaufgabenbetreuung, Kinder zur Schule bringen). Obwohl väterliche Zuwendung einen positiven Einfluss auf die kognitive wie sozial-emotionale Entwicklung von Kindern hat, wurden in der Studie keine Auswirkungen von väterlicher Zuwendung auf die Einstellungen der Kinder zu Geschlechterrollen gemessen. Die Autoren und Autorinnen schlussfolgern, dass gleichberechtigte Geschlechterbilder weiter zunehmen, wenn beide, Mütter wie Väter, klischeefreies Verhalten zeigen. Doch das Engagement von Vätern zu Hause scheint eine Schlüsselrolle für eine klischeefreie Entwicklung von Kindern zu spielen.

Die Autorinnen und Autoren vermerken zudem, dass der Einfluss klischeefreien Verhaltens von Vätern noch relevanter zu sein scheint als klischeefreies Verhalten von Müttern, wie zum Beispiel die Ausübung einer Erwerbstätigkeit, die gesellschaftlich immer noch stärker männlich konnotiert ist.

Vorbildverhalten wirkt unterschiedlich stark in Kindheit und Jugend

Allerdings wirkte der väterliche Einfluss – je nach Verhaltensdimension – unterschiedlich stark, je nachdem, in welchem Entwicklungsstadium sich die Kinder befanden. Den größten Einfluss auf die Meinungsbildung der Kinder hatte die Hausarbeitszeit der Väter in der Jugendzeit, also in der Phase, in der sich Heranwachsende pubertätsbedingt sehr bewusst mit Geschlechterrollen beschäftigen und sich selbst schon stärker in Hausarbeit einbringen können. In der Kindheit dagegen spielte die Beteiligung der Väter an der Kinderversorgung eine größere Rolle bei der Herausbildung von Geschlechterbildern. Je stärker sich die Väter in dem jeweiligen Bereich einbrachten, desto gleichberechtigter waren die Einstellungen der Kinder bzw. Jugendlichen.

Einfluss der Mütter?

Klischeefreies Verhalten von Müttern ist laut der Studie ebenfalls eine wichtige Variable zur Herausbildung von egalitären Geschlechterbildern. Auch bei Müttern konnten Zusammenhänge zwischen Elternverhalten und Ansichten der Kinder und Jugendlichen zu Geschlechterrollen über die Entwicklungsstadien hinweg festgestellt werden. So deutet die Studie daraufhin, dass die frühe Erwerbstätigkeit von Müttern ein wichtiger Faktor für die Entwicklung gleichberechtigter Geschlechterbilder in der Kindheit ist, jedoch nicht für Jugendliche in der Adoleszenz.

Die Ergebnisse zeigen, dass der väterliche und mütterliche Einfluss auf die kindlichen Einstellungen mit zunehmendem Alter der Kinder nicht abnahm. Stattdessen spielte jede Verhaltensdimension eine andere Rolle bei der Entwicklung von Geschlechterbilder in der jeweiligen Entwicklungsphase.

Kritische Phase Adoleszenz

Von allen Dimensionen väterlichen wie mütterlichen Verhaltens korrelierte das väterliche Engagement bei der Hausarbeit in der Jugendphase der Kinder am stärksten mit der Entwicklung der Geschlechtereinstellungen bei Heranwachsenden. Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern, dass das elterliche Verhalten während der Adoleszenz den größten Einfluss bei der generationenübergreifenden Weitergabe von Geschlechterbildern hat.

Politische Implikation: Väterliche Hausarbeit normalisieren

Die Autorinnen und Autoren heben hervor, dass für kommende Generationen von Männern und Frauen mit dem Anspruch an Gleichberechtigung, politisch wie gesellschaftlich entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, zum Beispiel flexible Arbeitszeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Darüber hinaus sprechen sich die Autorinnen und Autoren für eine Normalisierung der väterlichen Hausarbeit aus und sehen eine Verantwortung auch bei den Medien hinsichtlich der Darstellung von Geschlechterrollen.

Quelle: Cano, Tomás; Hofmeister, Heather: The intergenerational transmission of gender: Paternal influences on children's gender attitudes. In: National Council on Family Relations (Hrsg.), Journal of Marriage and Family, Volume 85 (1), 2023, Seite 193-214

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