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31.01.2023

„Wir fördern Talente und keine Klischees“

Das Berlin Institute of Health (BIH) hat es sich zum Ziel gesetzt, eine gender- und diversitysensible Organisationskultur zu etablieren und Strukturen zu schaffen, in denen alle ihr volles Potenzial entfalten können. Dabei liegt der Fokus auf der Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen.

„Wir fördern Talente und keine Klischees“

Frau Höhne, können Sie das Berlin Institute of Health (BIH) kurz vorstellen?

Die Mission des Berlin Institute of Health als Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist die medizinische Translation. Unser Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etablieren wir ein umfassendes translationales Ökosystem mit dem klinischen Umfeld der Charité, setzen auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördern einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Bei uns arbeiten ca. 700 Mitarbeitende in Forschung und Verwaltung.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Die Forschung des BIH hat den Anspruch, relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dafür braucht es vielfältige Perspektiven und Erfahrungen ganz unterschiedlicher Menschen, die in der Forschung und im nicht-wissenschaftlichen tätig sind. Gleichstellung und Diversity sind also für uns eine wesentliche Voraussetzung für Innovation und eine hohe Qualität wissenschaftlicher Arbeit.

Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, eine gender- und diversitysensible Organisationskultur zu etablieren und Strukturen zu schaffen, in denen alle ihr volles Potential entfalten können, moderne Arbeits- und Lebensmodelle sowie vielfältige Rollen- und Geschlechterbilder akzeptiert und diskriminierende Strukturen erkannt und abgebaut werden.

Die Initiative Klischeefrei setzt sich genau dafür ein und wir sind gern Teil des Netzwerks, um im Austausch mit anderen Einrichtungen, Firmen und Institutionen daran zu arbeiten, allen unabhängig von ihrem Geschlecht, eine klischeefreie Berufswahl zu ermöglichen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Ein wichtiges Thema ist für das BIH die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen. Wissenschaft ist in der öffentlichen Wahrnehmung oft männlich konnotiert. Beim bekannten „Draw-a-scientist-Test“, bei dem Kinder aufgefordert werden, eine Person aus der Wissenschaft zu zeichnen (im Englischen ist der Begriff geschlechtsneutral und suggeriert keine geschlechtliche Zuordnung), malen Kinder seit Jahren vorwiegend männliche Wissenschaftler. Das ändert sich langsam, aber noch immer überwiegen Zeichnungen von Männern. Und auch in Artikeln über Wissenschaft werden Männer häufiger zitiert und befragt als ihre Kolleginnen. Dabei gibt es zahlreiche Wissenschaftlerinnen, die hervorragende Arbeit leisten.

In einer Videoporträtreihe stellen wir einige unserer Wissenschaftlerinnen vor und geben einen kurzen dreiminütigen Einblick in ihre Arbeit. Natürlich nehmen wir auch seit einigen Jahren mit verschiedenen Angeboten aus dem Bereich Forschung am Girls‘Day teil und bekommen positive Rückmeldungen sowohl der gastgebenden Abteilungen als auch der teilnehmenden Mädchen.

Im vergangenen Jahr haben wir außerdem gemeinsam mit der Senatskanzlei des Landes Berlin das Projekt „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Berliner*innen haben wir in drei Wikipedia-Schreibwerkstätten Wikipedia-Einträge von Berliner Wissenschaftlerinnen bearbeitet und geschrieben und eine Wanderausstellung konzipiert, die online und an verschiedenen Orten der Stadt zu sehen ist. Ziel des Projekts war es, Berliner Wissenschaftlerinnen aus Vergangenheit und Gegenwart ein Gesicht zu geben und ihre Leistungen zu würdigen und der Öffentlichkeit vorzustellen.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Unsere Erfolge sind vor allem auf der Ebene der Wissenschaftler*innen spürbar. In vielen Gremien und Förderlinien des BIH haben wir einen wachsenden Frauenanteil und arbeiten auch bei den Leitungspositionen darauf hin, Geschlechterparität zu erreichen.

Für bestimmte Wahlämter der akademischen Selbstverwaltung haben wir in der Satzung eine geschlechterparitätische Verteilung festgeschrieben, so dass Männer und Frauen zu gleichen Teilen in den wichtigsten Gremien über die Geschickte des Instituts entscheiden.

Gemeinsam mit der Stiftung Charité hat das BIH die Einrichtung von sogenannten Johanna-Quandt-Professuren ins Leben gerufen, die sich gezielt an Wissenschaftlerinnen richten. Im Zuge dieser Unterstützung konnten wir in den vergangenen Jahren sechs W2-Professorinnen berufen.

„Wir fördern Talente und keine Klischees. In der Wissenschaft brauchen wir viele Perspektiven und die Kreativität aller. Komm zu uns und lass deinen Traum mit uns zusammen wahrwerden.“

Prof. Dr. Kirsten Kübler, Johanna-Quandt-Professorin für „Early Cancer Development and Prevention“

„Medizinische Forschung braucht die Perspektive ganz unterschiedlicher Menschen, um Krankheiten besser verstehen und neue Therapien entwickeln zu können. Wir unterstützen die klischeefreie Berufswahl, denn wir sind überzeugt, dass alle Menschen Wissenschaftler*innen werden können.“

Dr. Michael Frieser, administrativer Direktor des Berlin Institute of Health in der Charité