17.03.2023
„Grundsätzlich kann jede Person jeden Beruf lernen“
Mit dem Beitritt zu Initiative Klischeefrei möchte der Kreis Herford weiter zur Verringerung der Geschlechterklischees beitragen. Im Interview spricht Lina Römhild, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, über Ziele und Erfolge.
Herr Müller, Frau Römhild, können Sie den Kreis Herford bitte vorstellen?
Der Kreis Herford hat insgesamt neun kreisangehörige Kommunen und liegt im Nordosten von Nordrhein-Westfalen. Insgesamt leben hier rund 250.000 Menschen.
Der Kreis Herford ist ein moderner Arbeitgeber, bei dem derzeit über 1.100 Mitarbeitende in vielfältigen Aufgabengebieten arbeiten. Wir decken viele Arbeitsbereiche für verschiedene Interessen ab, zum Beispiel im technischen, sozialen oder handwerklichen Bereich. In den letzten Jahren haben wir immer die Auszeichnung „familienfreundliches Unternehmen“ erhalten und bieten flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit, sowie seit 2007 für Kindern von Mitarbeitenden eine Notfallbetreuung und eine Ferienbetreuung in den Oster- ,Sommer- und Herbstferien an. Zusätzlich hat der Kreis Herford an dem Audit „Familiengerechter Kreis“ teilgenommen und in diesem Zusammenhang Zielvereinbarungen formuliert. Zudem fördern wir den lebenslangen Lernprozess und die Gesundheitsförderung unserer Mitarbeitenden.
Die Themen Diversität, Toleranz, Inklusion, Respekt und die Verringerung der Geschlechterklischees sind uns sehr wichtig. Für diese und viele weitere wichtige Themen setzen wir uns seit Jahren ein.
Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?
Schon jetzt achten wir in unseren Auswahlverfahren und Entscheidungsprozessen stark darauf, alle Geschlechter gleich zu behandeln. Mit dem Beitritt zu Initiative Klischeefrei möchten wir unser Handeln bestärken und weiter vertiefen.
Wir streben eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in allen Berufen und Berufszweigen, der Besetzung von Führungsstellen und allen anderen Stellen an. Wir sind sicher, dass uns die Initiative Klischeefrei in Zukunft helfen kann, unser Ziel zu erreichen und uns neue Denkanstöße gibt. Durch Informationsaustausch, Vernetzung mit anderen Partnern und gezielte Aktionen können die Themen verstärkt zur Aufmerksamkeit geführt werden.
Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?
Uns ist es wichtig, dass insbesondere bei der Berufsausbildungswahl keine geschlechterbezogenen Kategorisierungen erfolgen; grundsätzlich ist jeder Beruf von jeder Person – männlich, weiblich, divers, inklusiv, Migrant – erlernbar. Daher informieren wir Interessierte gerne über unsere verschiedenen Ausbildungsberufe und möchten versuchen, bestehende Klischees zu beseitigen und den Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten der Berufswahl zu öffnen. In diesem Sinn nehmen wir jährlich am Girls'Day und Boys'Day teil und führen auch den Berufsfelderkundungstage und Berufsmessen durch, bei dem alle Geschlechter über alle Berufe an einem Tag informiert werden. Durch Informationen und Aufklärung sollen gerade die jungen Leute (bei der Ausbildungswahl) nicht durch Geschlechterklischees eingeschränkt werden. Vielmehr sollen sie nach ihren Interessen und Talenten entscheiden.
Die Gleichstellungsstelle veranstaltet darüber hinaus auch noch viele Aktionen und Informationsveranstaltungen wie den Weltfrauentag, den Frauenauftakt oder die Teilnahme am Equal Pay Day.
Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?
Wir haben schon mehrere Gleichstellungspläne aufgestellt, in denen unsere Ziele definiert werden. In den letzten Jahren konnten wir die Frauenquote in der Führungsebene erheblich steigern. Wie in vielen Verwaltungen ist auch der Anteil der Frauen im technischen Bereich unterrepräsentiert. Unsere Bemühungen haben hier Erfolge erzielt, in dem die Zahl der in diesem Bereich Beschäftigten in den letzten Jahren gestiegen ist.
Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bieten wir in Zusammenarbeit mit anderen Arbeitgebern ein betreutes Spielzimmer und die Ferienspiele in den Oster-, Sommer- und Herbstferien an. Auch die Quote der beschäftigten Schwerbehinderten liegt über der gesetzlich geforderten Mindestquote von 5 Prozent und beträgt derzeit rund 7 Prozent. Unser Ziel das Erreichen einer Schwerbehindertenquote von 10 Prozent.
Wir sind in einem ständigen Austausch mit anderen Gleichstellungsstellen und arbeiten immer daran Vorurteile und Klischees auszuräumen.