Könnten Sie Ihre Handwerkskammer bitte einmal kurz vorstellen?

In der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld sind über 22.000 Betriebe organisiert. In diesen sind rund 215.000 Menschen beschäftigt, davon sichern allein knapp 11.000 Auszubildende (knapp 20 Prozent davon weiblich) den dringend benötigten Nachwuchs im Handwerk. Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer die Interessen des Handwerks in Ostwestfalen-Lippe auf allen Ebenen des wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative zu engagieren?

Junge Menschen sollten sich auf der Grundlage von Interessen und Fähigkeiten für einen Beruf entscheiden und nicht, weil sie einem bestimmten Geschlecht angehören. Daher begrüßt es die Handwerkskammer sehr, wenn junge Frauen sich für „typische Männerberufe“ entscheiden, aber auch Männer Gefallen an Berufen finden, die eher von Frauen ausgeübt werden. Der Abbau von Klischees ist nicht nur für Bewerberinnen und Bewerber wichtig, sondern auch für die Mitgliedsbetriebe, da der vorurteilsfreie Umgang mit jungen Menschen einen Vorteil im Wettbewerb um Nachwuchs- und Fachkräfte darstellt.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung 
ein?

Die Handwerkskammer OWL möchte junge Menschen für das Handwerk begeistern und aufzeigen, dass dieser vielfältige Wirtschaftszweig für alle Interessierten beste berufliche Perspektiven bietet. Allein in Ostwestfalen-Lippe werden rund 90 handwerkliche Ausbildungsberufe angeboten. Die geschlechtersensible Berufsorientierung drückt sich in den verschiedenen Informations-, Beratungs- und Bildungsangeboten der Handwerkskammer aus.

Konkret bildet die Handwerkskammer Ausbildungsbotschafter*innen aus, die in Schulen sowie in sozialen Netzwerken darauf hinweisen, dass das Handwerk für alle Interessierten glänzende Karrierechancen bietet. In unserem Berufsbildungszentrum auf dem Campus Handwerk erkunden ortsansässige Schüler*innen ihre beruflichen Stärken in Potenzialanalysen und nehmen an Berufsfelderkundungen und Praxiskursen teil, um sich dabei unabhängig von Geschlechter- und Rollenklischees handwerklich auszuprobieren und Einblicke in spannende Berufsbereiche zu erhalten. Die Handwerkskammer unterstützt darüber hinaus den jährlichen „Girls´- und Boys´-Day“. Im Rahmen der Bewerber*innensuche berät und vermittelt die Willkommenslotsin der 
Handwerkskammer zudem Menschen mit Fluchthintergrund. Die Möglichkeit als Frau im Handwerk tätig zu sein, ist nicht in allen Ländern gleichermaßen gelebte Praxis, daher werden die Chancen und Erfordernisse für eine erfolgreiche Integration im deutschen Ausbildungsmarkt dargelegt. 

Welche Erfolge haben Sie bereits mit Ihrem Engagement erreichen können?

Ich finde es besonders erfreulich, dass es im ostwestfälisch-lippischen Handwerk viele hervorragende Beispiele junger Menschen gibt, die abseits von allen Klischees ihren Traumberuf im Handwerk gefunden haben. Die Handwerkskammer greift diese Geschichten bewusst auf und schafft auf diese Weise Vorbilder für junge Menschen, die ebenfalls ihre berufliche Erfüllung im Handwerk finden möchten. In engem Austausch mit den allgemeinbildenden sowie Berufsschulen und unseren Mitgliedsbetrieben arbeiten wir an einer Berufsorientierung, die persönliche Entfaltung und Geschlechtergerechtigkeit statt Klischeedenken und veraltete Rollenbilder in den Vordergrund rückt.