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02.01.2024

„Die kritische Auseinandersetzung mit Geschlechtszuschreibungen gehört zu unserem Standardrepertoire“

Die Gesellschaft für Sexualwissenschaft (GSW) setzt sich nicht nur mit Sexualität, sondern auch mit Geschlechterklischees und ihrer Wirkung auseinander. Vorständin Dr. Sabine Wienholz spricht im Interview über aktuelle wissenschaftliche Schwerpunkte, Klischees und die Angebote der GSW.

 „Die kritische Auseinandersetzung mit Geschlechtszuschreibungen gehört zu unserem Standardrepertoire“

Frau Dr. Wienholz, bitte stellen Sie kurz die Ziele und Aufgaben der GSW vor.

Die fachübergreifende Auseinandersetzung mit Erkenntnissen und Theorien der Sexualwissenschaft ist das Hauptanliegen der Gesellschaft für Sexualwissenschaft (GSW). Alle Ergebnisse dienen dem gesellschaftlichen Diskurs und sind öffentlich zugänglich. Zu den weiteren Zielen der GSW zählt die Förderung des interessierten akademischen Nachwuchses. Eine Mitgliedschaft in der GSW steht sexuologisch Tätigen aus Medizin, Psychologie, Soziologie, Pädagogik und anderen Wissenschaften offen. Die GSW versteht sich als eine bundesweite überregionale, wissenschaftliche, gemeinnützige Gesellschaft, die auch in Österreich und in Großbritannien ihre Mitglieder hat.

Die GSW sieht ihre besondere Aufgabe und Kompetenz in der Umsetzung von interdisziplinären und interinstitutionellen Kommunikations- und Kooperationsstrukturen. Dazu veranstaltet sie jährlich einen Fachtag zu unterschiedlichen aktuell-politischen Themen, beispielsweise „Verborgene Sexualitätenô oder Trans*. Seit 2023 gibt es die „Arbeitsgruppe trans*“, die stellvertretend für die GSW in der Überarbeitung der S3-Leitlinie Geschlechtsdysphorie/ Geschlechtsinkongruenz/ Trans-Gesundheit AWMF 138/001 mitwirkt. Eine Leitlinie umfasst Empfehlungen für Mediziner*innen und Therapeut*innen zur Diagnostik und Therapie in klinisch relevanten Situationen und wird nach Entwicklungsstufen unterteilt, wobei die S3-Leitlinie die aufwendigste und verlässlichste Stufe ist.

Welchen Mehrwert versprechen Sie sich durch die Partnerschaft mit der Initiative Klischeefrei? 

Wir erhoffen uns durch die Partnerschaft eine größere bundesweite Resonanz und Sichtbarkeit des Vereins und daraus generierend die Gewinnung neuer Mitglieder aus den sexualitätsrelevanten Wissenschaften und Arbeitsfeldern. Gleichzeitig würde die GSW die anderen Verbände, Initiativen und Firmen usw. bei eventuellen Problemen hinsichtlich Geschlechterklischees fachlich sexualwissenschaftlich unterstützen/beraten können.

Wo begegnen Ihnen bei Ihrer Arbeit Geschlechterklischees und wie gehen Sie damit um? 

Durch den sexualwissenschaftlichen und -pädagogischen Background der Mitglieder gehört die kritische Auseinandersetzung mit Geschlechtszuschreibungen zum Standardrepertoire. So wird u.a. in den Fachtagungen auf die Ausgewogenheit und v.a. auf die progressive Ausrichtung der Perspektiven geachtet. Auch wird in der mündlichen und schriftlichen Kommunikation konsequent gegendert.

Welchen Beitrag leisten Sie bereits zu einer Arbeitswelt ohne Geschlechterklischees und was planen Sie? 

Wir sind offen für Anfragen anderer Organisationen aus dem Klischeefrei-Netzwerk und können uns eine mögliche fachliche Zusammenarbeit und gegenseitige (beratende) Unterstützung vorstellen. 

Wir planen außerdem für 2024 eine Intensivierung des fachlichen Austauschs der Mitglieder und weiterer Interessierter in Form niedrigschwelliger, digitaler Angebote.