26.01.2024
„Eine Welt, in der sich niemand rechtfertigen muss“
Die Servicestelle Berufliche Orientierung am Pädagogischen Landesinstitut berät und bildet Lehrkräfte zu verschiedenen Themen der beruflichen Orientierung fort. Warum eine klischeefreie Darstellung von Berufsbildern und Gendersensibilität dabei wichtig sind, erklärt Katja Groß-Minor im Interview.
Frau Groß-Minor, können Sie uns Ihre Organisation bitte kurz vorstellen?
Das Pädagogische Landesinstitut bietet als Partner und zentraler Dienstleister Schulen und Lehrkräften in Rheinland-Pfalz ein umfassendes und gut vernetztes Angebot an Fort- und Weiterbildung, Medien und Materialien, schulpsychologischer und pädagogischer Beratung sowie IT-Diensten.
Die Servicestelle Berufliche Orientierung am Pädagogischen Landesinstitut berät und bildet Lehrkräfte zu verschiedenen Themen der beruflichen Orientierung fort. Das Team der Servicestelle informiert zu Berufen und Berufsfeldern, die zukunftsorientiert ausgerichtet sind. Dabei legt es Wert auf eine klischeefreie Darstellung von Berufsbildern. Die gendersensible Vermittlung von Inhalten und die Sensibilisierung aller an der beruflichen Orientierung beteiligten Personen werden in den Angeboten der Servicestelle berücksichtigt. Das Team gibt Impulse zur Einbindung dieser Thematik in den Unterricht. Kooperationen mit rheinland-pfälzischen Kammern und Verbänden unterstützen es dabei.
Warum ist für Sie Klischeefreiheit in der Schule so wichtig?
Klischeefreiheit im Kontext der beruflichen Orientierung ist wichtig, um Grenzen und gedankliche Barrieren abzubauen, die einer klischeefreien Auseinandersetzung mit der beruflichen Zukunft im Weg stehen können. Nur so können Lehrkräfte es ihren Schülerinnen und Schülern ermöglichen, vielfältige Kompetenzen, die durch Rollenbilder eingeschränkt werden, zu entfalten und ihnen Perspektiven dafür zu eröffnen, welche individuellen Möglichkeiten ihnen bei der Berufswahl zur Verfügung stehen.
Wo sind Ihnen in Ihrer Arbeit schon Geschlechterklischees begegnet?
In Aufgaben und bei der Darstellung von Berufsbildern begegnen uns immer wieder klischeeorientierte Zuordnungen in Wort und Bild. Bei Gesprächen in unterschiedlichen Gremien basiert die Wahrnehmung von Sprach- und Arbeits- Verhalten oft auf einem als männlich bzw. weiblich definierten Verhalten. Auch Kompetenzzuschreibungen werden als solche klassifiziert und damit stereotypisiert.
Eine Arbeits-Welt ohne Geschlechterklischees – wie sähe die für Sie aus?
Das wäre für mich eine Welt, in der sich Männer nicht dafür rechtfertigen müssen, in „Frauenberufen“ tätig zu sein. Wo sich Frauen nicht dafür rechtfertigen müssen, in „Männerberufen“ tätig zu sein. Grundsätzlich gäbe es keine Formulierungen mehr wie „geschlechtsuntypische“ Berufe. Damit verbunden wäre selbstverständlich auch die Gleichstellung in der Anerkennung von Leistung, die durch eine gleichwertige Bezahlung zum Ausdruck gebracht wird.