28.02.2024
„Ein diverses Team kommuniziert besser“
Die Hamburger Kommunikationsagentur Mann beißt Hund ist bereits seit vielen Jahren Partner der Initiative Klischeefrei. Im Interview erzählen die Geschäftsführenden Nicola Wessinghage und Marcus Flatten, warum in der Arbeit der Agentur kein Platz für Klischees ist.
Frau Wessinghage, Herr Flatten, was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?
Zum einen entspricht das Ideal der Klischeefreiheit unserem Selbstverständnis. Wir möchten traditionelle Rollenbilder überwinden und jede und jeden gleichermaßen wertschätzen, weil das zu unseren Werten gehört. Zum anderen hat das Thema für uns eine ganz praktische Dimension: Als Agentur unterstützen wir Institutionen und Unternehmen dabei, ihre Themen und Anliegen in meist sehr diversen Zielgruppen sichtbar zu machen. Das können wir umso besser, je diverser wir selbst sind. Tatsächlich hatten wir aber, als wir der Initiative beigetreten sind, vorwiegend Frauen im Team. Vielleicht fanden qualifizierte männliche Bewerber unseren Fokus auf Bildungsthemen unattraktiv – wir werden es leider nicht erfahren. Jedenfalls fanden und finden wir es interessant und wichtig zu lernen, wie sich solche Stereotype überwinden lassen. Inzwischen ist der Rücklauf auf unsere Stellenausschreibungen deutlich vielfältiger.
Wie kommunizieren Sie als Kommunikationsagentur frei von Geschlechterklischees – nach innen und nach außen?
In der professionellen Kommunikation spielt Diversität auf allen Ebenen eine wichtige Rolle, angefangen bei Konzepten bis zur Umsetzung in Form von Design und Texten. Zum Beispiel achten wir bei Veranstaltungen darauf, dass auf Podien Personen verschiedener Geschlechter zu Wort kommen, benutzen eine möglichst inklusive Sprache und wählen bewusst Bilder, die mit Klischeevorstellungen brechen.
Wir beraten auch unsere Kund*innen, wie sie inklusiv, verständlich und ohne Klischees kommunizieren können.
Intern versuchen wir, ein Betriebsklima zu schaffen, in dem sich Frauen, Männer und queere Menschen gleichermaßen wohl fühlen und beruflich weiterentwickeln können. Das beginnt mit unseren Stellenanzeigen. Dort schreiben wir: „Unsere Arbeit profitiert davon, dass in unserer Agentur Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Kulturen, Lebensweisen und Talenten zusammenarbeiten.“ Wie wir das im Arbeitsalltag umsetzen, ist schwer zu beschreiben, weil es so einfach klingt, aber immer wieder eine Herausforderung darstellt: jeden und jede einzeln wahrzunehmen, ernst zu nehmen und bei Schwierigkeiten gemeinsam Lösungen zu finden.
Gab es für Sie ein bestimmtes Ereignis, durch das für Sie deutlich wurde, dass die Themen Vielfalt und Chancengerechtigkeit Vorteile bringen?
Als wir einmal eine Kampagne für die so genannte Nachqualifizierung von Migrant*innen im Handwerk entwickeln sollten, hatten wir niemanden mit jüngerer Migrationserfahrung in unseren Reihen – das war ein klarer Nachteil. Viel schwerer wiegt aber die Tatsache, dass wir als mittelgroße Agentur ständig im Wettbewerb um gute, kreative Leute stehen. Allein die Vorstellung, dass sich tolle Menschen nicht bei uns bewerben könnten, weil sie glauben, nicht dem Klischee eines*r Kommunikationsberater*in zu entsprechen, treibt uns an, weiter an uns und unserem Auftritt als Arbeitgeber zu arbeiten.
Eine Arbeitswelt ohne Geschlechterklischees – wie sähe die für Sie aus?
Eine Arbeitswelt ohne Geschlechterklischees kann nur in einer Gesellschaft ohne Geschlechterklischees entstehen. Es fängt also damit an, dass Kinder nicht mehr in rosa oder hellblaue Spielwelten gepresst werden, und hört damit auf, dass wir den Gender Pay Gap schließen und die Bezahlung in sozialen Berufen ebenso hoch ansetzen wie in technischen. In wie vielen Mädchen schlummert ein technisches Talent, das nie entdeckt wird? Wie viele Jungen hätten das Zeug dazu, empathische und sorgende Erzieher zu werden, trauen sich aber nicht? Wenn sich alle Menschen frei von Klischees entfalten können, kann das nur zu besseren Arbeitsergebnissen und mehr gesellschaftlicher Zufriedenheit führen.