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30.04.2025

„Leidenschaft für MINT hat nichts mit dem Geschlecht zu tun“

Die KÖNIG METALL Group verarbeitet seit über 100 Jahren an internationalen Standorten Bleche und Rohre für diverse Industriezweige wie zum Beispiel die Metall- und Automobilindustrie. Im Interview mit Geschäftsführerin Nina Zwiebelhofer erfahren wir, welche Rolle Klischeefreiheit in dem Familienunternehmen spielt und was es braucht, um mehr Mädchen für die Branche zu gewinnen.

„Leidenschaft für MINT hat nichts mit dem Geschlecht zu tun“

Was hat Sie dazu bewogen, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Ich glaube, wir kennen alle die Studien: Zwischen 11 und 16 Jahren ist das Interesse von Mädchen an MINT-Fächern noch groß – dann bricht es rapide ab. Das liegt zum großen Teil an Einflüssen von außen und den traditionellen Vorstellungen, was ein geeigneter Beruf für Frauen ist. Je mehr Mädchen diesen scheinbar vorgegebenen Weg gehen, desto mehr bleiben diese Rollenbilder verhaftet. Ich bin selbst Ingenieurin, leite ein Unternehmen mit dem Schwerpunkt Metallverarbeitung und rund 1.400 Mitarbeitenden, und weiß, dass Leidenschaft für MINT nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. Mit unserem Beitritt zur Initiative möchte ich mich für eine geschlechtergerechte Gesellschaft stark machen, mit gleichen Chancen für alle.

Wo sehen Sie Bezüge in Ihrem Unternehmensalltag? Welchen Beitrag leisten Sie als Unternehmen, die Arbeitswelt klischeefreier zu machen?

Erst einmal: Mädchen brauchen weibliche Vorbilder, die ihnen mit einer Selbstverständlichkeit vorleben, dass Frauen in MINT-Berufen richtig aufgehoben sind. Bei uns sind 15 Prozent aller Mitarbeitenden und 14 Prozent der Azubis weiblich – wohlgemerkt in einer Branche, in der 7 Prozent der Durchschnitt ist. Bei uns beginnt Klischeefreiheit von Anfang an. Unsere Academy ist ein Ort, der von Offenheit geprägt ist. Wir helfen den Auszubildenden dabei, herauszufinden, was ihre Ziele sind. Wir unterstützen sie dabei, Wünsche und Träume umzusetzen. Geschlechter spielen dabei keine Rolle und häufig werden aus Mädchen Vorbilder für die nächste Generation. Ein Beispiel: Eine junge Kollegin, die kürzlich ins Ausbilderteam eingestiegen ist, hat selbst ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin bei KÖNIG METALL absolviert.

Welche Chancen sehen Sie, durch ein klischeefreies Recruiting die Fachkräftesicherung gezielter anzugehen?

Auch wenn es unbewusst ist - manchmal hat man im Recruitment schon ein Bild von einer passenden Bewerberin oder einem Bewerber im Kopf. Auch dieses folgt natürlich Klischees. Doch gerade Menschen abseits dieser Bilder bringen so viel mit: Zum Beispiel verfügen Menschen, die über 60 Jahre sind, häufig über viel mehr Erfahrung, Gelassenheit in stressigen Situationen, Zuversicht und Flexibilität. Jemand, dessen Schulbildung nicht den Anforderungen entspricht, kann aufgrund persönlicher Erfahrungen geeignet und hochmotiviert sein.

Sprich: Ein Unternehmen, das offenbleibt, vergrößert nicht nur den Kreis an potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern, sondern sorgt für Kolleginnen und Kollegen, die es vielfältig bereichern können.

„Klischeefrei bedeutet für mich, Mauern einzureißen, die Sichtbares verdecken.“

Nina Zwiebelhofer | Geschäftsführerin von KÖNIG METALL