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13.02.2018

„Auch Mädchen und junge Frauen sollen die digitale Welt gestalten“

Die gemeinnützige GmbH LizzyNet engagiert sich für die Förderung junger weiblicher Talente – unter anderem mit der gleichnamigen virtuellen Plattform. Ihr Ziel: Mädchen und jungen Frauen Perspektiven jenseits von Klischees zu bieten. Dabei spielt auch die Berufsorientierung eine wichtige Rolle.

Porträt der Geschäftsführerin Lizzynet bei einer Veranstaltung, in der sie in ein Mikrophon in der Hand hält

Frau Schmidt, können Sie sich und Ihre Organisation kurz vorstellen?

Ich bin Geschäftsführerin der gemeinnützigen LizzyNet GmbH. Wir, also das LizzyNet-Team, betreiben schon seit über 18 Jahren die mehrfach ausgezeichnete Plattform lizzynet.de. LizzyNet richtet sich mit anspruchsvollem Content und zahlreichen Mitmachaktionen und Wettbewerben in erster Linie an Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 27 Jahren. Denn auch Mädchen und junge Frauen sollen die digitale Welt gestalten! Ziel ist es daher, sie zu einer aktiven und gleichberechtigten Teilhabe an der Entwicklung und Gestaltung des digitalen Raums zu ermutigen. Mit LizzyNet bieten wir ihnen eine Möglichkeit, ihr Talent zu präsentieren, neue Ideen zu spinnen, sich digital auszuprobieren, aber auch Probleme und Ängste zu benennen.

Außerdem spielt bei LizzyNet Berufsorientierung eine wichtige Rolle. Es geht darum, Mädchen und jungen Frauen bewusst neue berufliche Horizonte in Richtung Technik, Medien und IT zu eröffnen. Das besondere an LizzyNet ist die Ganzheitlichkeit: nicht nur Berufsorientierung und nicht nur MINT, sondern eine bunte Mischung von Themen und Beteiligungsmöglichkeiten, die auch den vielfältigen Interessen der Nutzerinnen gerecht wird.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Mit dem Onlinemagazin LizzyNet engagieren wir uns schon seit bald 20 Jahren für junge (weibliche) Talente. Wir bieten ihnen einen virtuellen Ausstellungsraum und machen mit den zahlreichen Wettbewerben weibliche Meinungen und Sichtweisen zu gesellschaftlichen Themen sichtbar. Im Sinne der jungen Frauen ist es sehr wichtig, sich mit Akteurinnen und Akteuren zu vernetzen, die sich jenseits von vermeintlich vorgeschriebenen Rollenzuschreibungen für eine klischeefreie Berufswahl und Lebensgestaltung einsetzen.

Auf welche Weise setzt sich LizzyNet für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Seit vielen Jahren schon ist es ein Anliegen von LizzyNet, das Berufswahlspektrum von Mädchen und jungen Frauen zu erweitern, in dem wir zum Beispiel unter der Kategorie „Was macht eigentlich eine …?“ ungewöhnliche Berufskarrieren und Erfolgsgeschichten vorstellen wie zum Beispiel die einer Dirigentin, einer Sounddesignerin, Spieledesignerin, Kapitänin oder auch die einer Clownin.

Ein besonderer Schwerpunkt der LizzyNet gGmbH liegt auf Projekten und Kooperationen, die für einen höheren Anteil von Frauen in MINT-Berufen eintreten. Dabei geht es darum, junge Frauen, die sich für technische Berufe interessieren, in ihrem Interesse zu unterstützen, Kontakte mit potentiellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern anzubahnen und sie mit Role Models, also Fachfrauen im Betrieb, zusammenzubringen. Unsere Erfahrung nach sind es gerade diese Vorbilder – wir nennen sie Botschafterinnen –, die durch ihre Präsenz zum Beispiel auf Messen oder bei Schulprojekten dazu beitragen können, mehr junge Frauen für MINT-Berufe zu begeistern.

Insgesamt geht es uns darum, alle Akteurinnen und Akteure in den Unternehmen und zwar in allen Bereichen wie Ausbildung, Personal usw. für eine neue Willkommens- und Unternehmenskultur zu sensibilisieren, die auch die Interessen und Bedürfnisse von Frauen ganz selbstverständlich berücksichtigt. Wir legen dabei einen besonderen Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen, die wir darin unterstützen, sich für potentielle (weibliche) Nachwuchskräfte attraktiv zu machen.

2010 hat LizzyNet zusammen mit dem Innovations- und Branchennetzwerk OWL Maschinenbau und der Abteilung Nachwuchssicherung beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall die „Initiative MINTrelation“ gestartet. Ziel der Initiative ist es, das Image der MINT-Berufe in der Öffentlichkeit zu verbessern, aktive Nachwuchssicherung zu betreiben und den Anteil weiblicher Fach- und Nachwuchskräfte in MINT-Unternehmen deutlich und nachhaltig zu erhöhen.

An der Initiative beteiligten sich bisher über 30 Unternehmen. Produkte der Initiative sind der Praxis- und Handlungsleitfaden: „MINT-Berufen ein Gesicht geben“ und die „MINTtoolbox – Mehr Frauen in Technikunternehmen“. Die MINTtoolbox enthält über 50 Best-Practice-Beispiele zu den Themen Nachwuchsakquise, Familienfreundlichkeit, Employer Branding, Förderung von Mitarbeiter*innen und Unternehmenskultur.

Welche Erfolge haben Sie bereits mit Ihrem Engagement erreichen können?

Viele Mädchen und junge Frauen sind über Jahre hinweg bei LizzyNet aktiv, sie beteiligen sich an der ganzjährigen „Schreib-mit-Aktion“, wo sie Rezensionen zu aktuellen Jugendbüchern oder über Themen schreiben, die sie bewegen – etwa über ihre Berufswahl, Erfahrungen bei einem freiwilligen sozialen Jahr oder die ersten Programmierübungen mit der Open Source-Plattform Arduino.

Nicht immer lässt sich messen, was man bei den Mädchen erreicht hat. Umso mehr freuen wir uns über Dankesschreiben ehemaliger „Lizzys“, die zeigen, dass wir ihren Weg mitgeprägt und ihnen neue Perspektiven eröffnet haben. Ob das jetzt eine junge Frau ist, die erfolgreich den Weg einer Schriftstellerin beschritten und LizzyNet als Sprungbrett begriffen und genutzt hat, oder eine, die sich als Mädchen durch die Teilnahme an Projekten ermutigt gefühlt hat, gemäß ihren Begabungen einen technischen Beruf zu ergreifen und sich damit von stereotypen Berufs- und Lebenswegvorstellungen lossagen konnte.

Es dauert einfach sehr lange, diese Rollenstereotype aufzuweichen – auch hier in Deutschland. Darum möchten wir mit der Initiative Klischeefrei gerne an diesem Thema dranbleiben.