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Forum 5: Reflexion individueller Geschlechterklischees

Moderation und fachliche Leitung: Miguel Diaz (Servicestelle der Initiative Klischeefrei)

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Vorstellungen über Männlichkeit und Weiblichkeit sind in den letzten Jahren weniger klar umrissen und durchlässiger geworden. Gleichzeitig weisen aber stereotype Annahmen über Geschlecht eine gewisse Beharrlichkeit auf, die sich beispielsweise auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt oder der Verteilung unbezahlter Arbeit widerspiegelt. Miguel Diaz, Leiter der Servicestelle der Initiative Klischeefrei, nahm in einem kurzen Vortrag die geschlechtliche Segregation des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes holzschnittartig in den Blick. Daran anschließend wurden Geschlechterklischees, die von Geburt bis ins Erwachsenenalter an uns herangetragen werden, als zentraler Einflussfaktor auf die Berufs- und Studienwahl thematisiert.

Dabei wurde der Frage nachgegangen, in welcher Form Geschlechtsstereotype an uns herangetragen werden und wie wir sie uns bewusst machen können. Der Austausch über Geschlechterstereotypen und praktische Übungen standen im Mittelpunkt des Forums.

Aufgabe 1: Welche Position beziehe ich?

Die durchweg weiblichen Teilnehmenden waren gefordert sich über folgende Thesen Gedanken zu machen und Position zu beziehen:

  • "In meinem Leben spielen Geschlechterklischees keine Rolle."
  • "In bin ganz persönlich frei von Geschlechterklischees."
  • "Männer und Frauen sind von Natur aus unterschiedlich."
  • "Es gibt sehr große Unterschiede zwischen den Geschlechtern."
  • "Wollen Frauen erfolgreich sein, müssen sie 'männliche' Verhaltensweisen lernen."
  • "Frauen werden durch Geschlechterstereotype mehr eingeschränkt als Männer."

Die Thesen führten zu einem interessanten und reflektierten Austausch. Denn Klischees spielen im Alltag aller Menschen in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Die Teilnehmenden diskutierten, in welcher Form sie von Geschlechterklischees beeinflusst werden, wie sie im Alltag wirken und wie sie persönlich damit umgehen.

Diskutiert wurden auch (vermeintliche oder tatsächliche) biologische und sozialisationsbedingte Unterschiede zwischen Männern und Frauen:

  • Wie groß ist der biologische Unterschied wirklich?
  • Welchen Einfluss hat er auf den Alltag in unserer Gesellschaft?
  • Wie beeinflusst diese These die sozialen Rollenbilder?
  • Was ist der Unterschied zwischen "sex" und "gender"?
  • Sind die Unterschiede innerhalb der Geschlechter nicht sogar viel größer als die zwischen den Geschlechtern?
  • Gibt es überhaupt "männlich" und "weibliche" Verhaltensweisen und wer definiert das?
  • Schränken Geschlechterklischees Männern und Frauen gleichermaßen ein?
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Aufgabe 2: Spielzeuge für Mädchen - Spielzeuge für Jungen?

Bei dieser Aufgabe haben die Teilnehmerinnen jeweils eine verdeckte Karte gezogen. Auf den Karten waren unterschiedliche Kinderspielzeuge abgebildet, die sortiert werden sollten nach der Frage: Wem würde ich das schenken, einem Jungen, einem Mädchen oder beiden? Welche Rolle spielen die Farben neben den Tätigkeiten, die mit dem Spielzeug möglich sind? Auch hier wurden neben der jeweiligen Auswahl interessante Fragen diskutiert: Wird wirklich immer geschaut, was den Kindern gefallen könnte, oder sind Eltern nicht auch indirekt Beschenkte? Könnten Schenkungen, die Stereotype in Frage stellen, zu Konflikten führen? Welches Spielzeug bricht Klischees auf, welches befördert sie? 

Aufgabe 3: Körpersprache

Anschließend wurden die Teilnehmerinnen gebeten sich in zwei etwa gleich große Gruppen zu teilen. Eine Gruppe verließ mit der Aufgabe den Raum, sich in wenigen Minuten zu überlegen wie Männer gehen und dies anschließend zu demonstrieren. Die verbliebene Gruppe sollte sich überlegen, wie der Gang von Frauen charakterisiert ist.

Die Teilnehmerinnen kamen zu dem Ergebnis, dass der Gang von Männern tendenziell platznehmender, der von Frauen tendenziell platzsparender sei. Männer, so die Teilnehmerinnen, machten eher große, hüftbreite Schritte, mit angewinkelten Armen und „abcheckenden Blicken“ in Richtung der Frauen. Frauen gingen eher mit kleineren, oft auch verschränkten Schritten, häufig auch mit dem Gefühl, von Männern beobachtet zu werden.