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18.02.2019

Die Gleichstellung aller Geschlechter mit dem Abbau anderer Diskriminierungen verknüpfen

Das Institut für Gender und Diversity in der sozialen PraxisForschung hat für die Katholische Hochschule Berlin ein Gleichstellungskonzept entwickelt, das dafür sorgt, dass Geschlechterverhältnisse, kulturelle Vielfalt und Inklusion in allen Studiengängen thematisiert werden.

Prof. Dr. Stephan Höyng

Herr Höyng, stellen Sie sich und die Katholische Hochschule für Sozialwesen bitte kurz vor! 

Ich bin Professor für Jungen- und Männerarbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule habe ich das Institut für Gender und Diversity in der sozialen PraxisForschung gegründet. Das Institut fasst unsere verschiedenen Forschungskompetenzen in den Schwerpunktgebieten Gender und Diversity zusammen, macht sie sichtbar und entwickelt sie weiter. Am Institut wird erforscht, auf welche Art und Weise Normierungen, Ausschlüsse, Benachteiligungen und Diskriminierungen im Alltag entstehen und sich in Strukturen verfestigen. An gewonnene Erkenntnisse anknüpfend werden gender- und diversitätsbewusste Handlungskonzepte für die Soziale Arbeit und Sozialpolitik entwickelt.

Was hat Sie motiviert, sich der Initiative Klischeefrei anzuschließen?

Das Institut für Gender und Diversity in der sozialen PraxisForschung will seinen Beitrag dazu leisten, Differenzlinien von Geschlecht und Herkunft zu überwinden. Ein wichtiger Antrieb für mich persönlich ist ein christlich geformter Wert der sozialen Gerechtigkeit, und diese ist ohne Gleichstellung aller Geschlechter - verknüpft mit dem Abbau anderer Diskriminierungen - nicht zu haben. Die Vernetzung mit Organisationen mit ähnlichen Zielen, aber aus ganz anderen Arbeits- und Berufsfeldern ist für das Institut interessant: Welche geschlechtsbezogenen Benachteiligungen zeigen sich in den jeweiligen Feldern? Welche Handlungsansätze haben die anderen? Angesichts diverser Gruppierungen, die lautstark starre, polarisierte Geschlechterbilder propagieren, sieht sich das Institut in der Pflicht, für seine Grundwerte auch öffentlich einzustehen. Gemeinsam mit Bündnispartnern, die sich auch nicht mit einer geschlechterpolarisierten Berufs- und Studienwahl abfinden wollen, möchten wir möglichst bundesweit einige Hindernisse für eine gleichgestellte Berufswahl ausräumen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Klischees in der Berufswahl sind an einer Hochschule für Sozialwesen nicht abwegig, denn in den meisten Seminaren finden sich 70% bis 80% Frauen*. Die strukturelle Unterbewertung von sozialen Berufen zeigt sich dann spätestens im folgenden Erwerbsleben. Das Institut für Gender und Diversity in der sozialen PraxisForschung möchte dieses Problem in den Sozialberufsausbildungen verdeutlichen und mehr Männer* für soziale Berufe gewinnen.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Das Institut für Gender und Diversity in der sozialen PraxisForschung hat für die Katholische Hochschule ein Gleichstellungskonzept entwickelt und unter anderem erreicht, dass Geschlechterverhältnisse, kulturelle Vielfalt und Inklusion in allen Studiengängen thematisiert werden. In der Hochschule verdeutlicht das Institut mit seiner Teilnahme am Boys‘ Day und an Tagen der offenen Tür, dass Jungen* und Männer* in sozialen Berufen willkommen sind und gebraucht werden. Am Institut forscht gegenwärtig die Koordinationsstelle Chance Quereinstieg / Männer in Kitas nach Wegen für mehr Gleichstellung in der Erzieher*innenausbildung.