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06.03.2019

Frauen erledigen Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung

Ein neuer Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) untersucht den sogenannten Gender Care Gap. In Paarhaushalten verrichten Frauen deutlich mehr unbezahlte Hausarbeit und sind länger für Kinderbetreuung zuständig.

Ausschnitt Deckblatt DIW-Wochenbericht 2019

Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) widmet sich dem sogenannten Gender Care Gap, also dem zeitlichen Unterschied von Männern und Frauen für unbezahlte Hausarbeit und Kinderbetreuung.

Das Ergebnis bestätigt vorangehende Untersuchungen zu diesem Thema: Frauen in Paarhaushalten verbringen wesentlich mehr Zeit mit Hausarbeit und Kinderbetreuung als Männer. Frauen übernehmen Arbeiten, die häufig und zu festen Zeiten anfallen, beispielsweise Essen kochen. Männer sind zu Hause in der Regel für seltener anfallende und zeitlich flexible Arbeiten zuständig, etwa Rasenmähen. Andererseits verbringen Männer im Durchschnitt mehr Zeit mit Erwerbsarbeit. Am größten ist der Gender Care Gap bei Paaren, die kleine Kinder unter sechs Jahren haben.

Claire Samtleben, Soziologin am DIW hat untersucht, ob das Argument valide ist, wonach Männer weniger Care- und Hausarbeit übernehmen, weil sie mehr Erwerbsarbeit leisten. Dazu untersuchte Samtleben, wie unbezahlte Arbeit an Sonntagen verteilt ist: „Auch an erwerbsfreien Tagen erledigen Frauen einen Großteil von Hausarbeit und Kinderbetreuung. Überspitzt gesagt: Sonntag ist der Tag der Herren. In vielen Familien ist es offenbar fest verankert, dass für bestimmte Hausarbeiten die Frau zuständig ist, auch wenn sie erwerbstätig ist.“

Das der Zuständigkeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung zugrundeliegende Rollenverständnis hat auch einen Einfluss auf die Berufsorientierung und Berufswahl von jungen Frauen und Männern. Viele Frauen entscheiden sich für Bereiche, Berufe und Karrierewege, von denen sie annehmen, dass sich mit Hausarbeit und Fürsorgetätigkeiten besser vereinbaren lassen, weil sie sich für diese zuständig fühlen.

Die ungleiche Verteilung von Haus- und Fürsorgearbeit thematisiert der am 29. Februar alle vier Jahre stattfindende Equal Care Day. Die Festlegung auf den 29. Februar symbolisiert das Verhältnis von 4:1 bei der Verteilung von Care-Arbeit und weist darauf hin, dass Männer rechnerisch etwa vier Jahre bräuchten, um so viel private, berufliche und ehrenamtliche Fürsorgetätigkeiten zu erbringen wie Frauen in einem Jahr.