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15.03.2019

„Wir sind eigentlich eine Anti-Klischeefirma“

Rosenhagen Metallbau ist 150. Partner der Initiative Klischeefrei

Bereits seit 1952 plant, gestaltet und produziert die Firma Rosenhagen im niedersächsischen Burgwedel Objekte und Bauteile aus Metall. Im Interview erläutert Chefin Bianca Rosenhagen, warum ihr Unternehmen sich für eine klischeefreie Berufswahl stark macht.

Portrait Bianca Rosenhagen
© Privat

Liebe Frau Rosenhagen, könnten Sie Ihr Unternehmen, Rosenhagen Metallbau, kurz vorstellen?

Wir sind ein Metallbau-Unternehmen, das hauptsächlich Balkone, Treppen und individuelle Metallkonstruktionen fertigt. Wir sind ein Familienbetrieb in der dritten Generation und beschäftigen derzeit knapp 40 Mitarbeiter. Wir kümmern uns um alle Belange vom Kundenwunsch bis zur Montage.

Bei uns läuft es so: Eine Kundin oder ein Kunde kommt rein und gibt beispielsweise eine Treppe in Auftrag. Dann wir ausgemessen. Anschließend fahren unsere Konstrukteure raus – das ist der Ausbildungsberuf „Technischer Systemplaner/-in“ –  und entwickeln das Produkt mit dem Kunden weiter, besprechen Details. Unsere Abteilung „Konstruktion“ zeichnet den Plan und gibt ihn weiter an den Zuschnitt mit den entsprechenden Maschinen. Dann geht es weiter in die Fertigung, wo die Treppe zusammengebaut wird. Das bestückt der Ausbildungsberuf „Metallbauer/-in“. Zum Schluss kommt dann nochmal der „Kaufmann“ bzw. die „Kauffrau für Büromanagement“ ins Spiel und schreibt beispielsweise die Rechnung. Im Prinzip findet bei uns im Betrieb der ganze Ablauf von der Planung bis zum fertigen Produkt statt.

Wir bilden in jeder Abteilung die von uns benötigten Fachkräfte aus. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass Ausbildung bei uns einen großen Stellenwert hat, um gute Fachkräfte zu gewinnen, denn die Spezialisierung und das benötigte Know-how im Handwerk nehmen stetig zu.

Wir kombinieren die Ausbildung mit dem trialen Studium, das von der Handwerkskammer Hannover angeboten wird. Das triale Studium verbindet den handwerklichen Ausbildungsabschluss, den Meisterbrief und den betriebswirtschaftlichen Bachelor.

Was hat Sie motiviert, sich bei der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Nur durch ein klischeefreies Denken kann ich Veränderungen einleiten. Wenn ich in meinen Klischees verharre, kann ich keine Veränderungen bewirken, werde ich nie andere Sichtweisen kennenlernen, werde nie den Helikopterblick auf meinen Betrieb sehen, werde nie andere Welten kennenlernen.

Klischeefreies Denken befreit und bringt Offenheit für den eigenen Betrieb und für andere Sichtweisen. Durch diese Offenheit entstehen neue Ideen im eigenen Betrieb. Wenn ich immer in Klischees denke – „Frauen/Männer können das nicht, weil …“ oder „das war schon immer so, das muss so bleiben“, dann kommen wir nicht weiter. So eine Haltung ist ein großes Hindernis für die Entwicklung unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Mit klischeehaftem Denken bleiben Potenziale liegen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Wir besetzen viele Stellen gegen das Klischee. Inzwischen haben wir vier Metallbauerinnen, die bei uns lernen, eine davon macht sogar ein triales Studium. Wir haben einen Bürokaufmann, der das triale Studium durchlaufen hat und jetzt seinen Master macht. Wir haben einen Hochschulabsolventen mit Abschluss- und Abiturnote eins, der jetzt gerade fertig geworden ist mit seiner Ausbildung zum Systemplaner und seinen Platz bei uns gefunden hat.

Auch mein Mann sagt immer, er geht gegen das Klischee, denn er hat Karriere ohne Abitur gemacht. Wir sind eigentlich eine Anti-Klischee-Firma. Wir haben vor zwei Jahren neu gebaut und dabei unseren Sozialraum für Frauen genauso groß gebaut wie den für Männer. Dafür haben mich einige belächelt. Seit wir diesen gleichgroßen Sozialraum haben, fliegen uns die Bewerbungen junger Frauen auch zu. Wenn ich nicht an diesen Erfolg geglaubt hätte, dann hätten wir jetzt nicht vier (und ab Sommer fünf) Auszubildende zur Metallbauerin. Wenn wir nicht hinter unseren Ansichten stehen, können wir auch keine Klischees abbauen.