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13.05.2019 | Redaktion

Erwerbstätigkeit von Müttern: Auf dem Weg zur Normalität

Vielen Müttern gilt der Muttertag als antiquiert: Der Tag reduziere Frauen auf ihre Rolle als Mutter. Tatsächlich sind 72 Prozent der Frauen zwischen 15 und 64 heute erwerbstätig. Arbeit und Beruf spielen in ihrem Leben eine wichtige Rolle. Wir fassen einige Zahlen zur Frauenerwerbstätigkeit zusammen.

Frau im Buero

In Deutschland gelten fast 38 Millionen Menschen als erwerbstätig. Zu ihnen gehören mehr als 17 Millionen Frauen. Innerhalb der verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit sind Frauen und Männer in unterschiedlichen Anteilen vertreten. So sind rund zwei Drittel der Selbstständigen Männer, während Minijobs vor allem von Frauen ausgeübt werden. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind in der Mehrheit ebenfalls männlich.

Rollenklischees und Geschlechterzuweisungen spielen in der Berufswahl nach wie vor eine große Rolle. Berufe mit dem höchsten Frauenanteil gehören zu den Branchen Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie zu den Dienstleistungsberufen. In den Branchen Baugewerbe, Bergbau und Energie sowie im verarbeitenden Gewerbe ist dagegen der Männeranteil am höchsten.

Seit 2007 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen von gut 12 Millionen auf fast 15 Millionen angestiegen. Diese Zunahme basiert fast ausschließlich auf mehr Teilzeitbeschäftigung. Zwar hat auch der Männeranteil an Teilzeitbeschäftigung in den letzten zehn Jahren zugenommen. Teilzeit bleibt aber eine Frauendomäne, fast jede zweite erwerbstätige Frau ist in Teilzeit tätig.

Erwerbstätigkeit von Müttern

Der Schluss liegt nahe, dass die Teilzeitquote bei Frauen mit der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen zusammenhängt. Dies bestätigen Zahlen: Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat im vergangenen Jahr die Erwerbsbeteiligung von Müttern untersucht. Der Studie zufolge wirken sich Elterngeld und der Kita-Ausbau positiv auf die Erwerbstätigkeit von Müttern und die Beteiligung der Väter an der Kindererziehung aus. Der Teilzeitanteil der Mütter von Kindern unter 18 Jahren ist demzufolge von 70 Prozent im Jahr 2008 auf 68 Prozent im Jahr 2017 leicht zurückgegangen. Auch eine Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsentwicklung bringt den Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten in einen Zusammenhang mit der steigenden Erwerbsbeteiligung der Mütter.

Große Unterschiede nach Alter der Kinder und zwischen Ost und West

Der Umfang der Erwerbstätigkeit von Müttern unterscheidet sich weiterhin stark nach dem Alter der Kinder und auch nach Ost und West. Je jünger die Kinder desto weniger oder auch gar nicht arbeiten die Mütter. Im Westen haben 2016 nach Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsentwicklung nur 33 Prozent der Frauen mit Kindern unter 3 Jahren überhaupt gearbeitet. Im Osten waren es immerhin 44,6 Prozent. Mit zunehmendem Alter der Kinder gleichen sich die Quoten an. Sind die Kinder zwischen 15 und 18 Jahre alt, arbeiten im Westen 82 Prozent und im Osten 86 Prozent der Mütter.

Im Osten ist die Bereitschaft der Mütter höher, Kinder unter drei Jahren ganztägig außer Haus betreuen zu lassen. Dort befürworten 77 Prozent der Mütter eine Kita-Betreuung, im Westen sind es nur 62 Prozent.

Frauenerwerbstätigkeit im EU-Vergleich: Deutschland liegt weit vorne

Im EU-Vergleich liegt Deutschland in Bezug auf die Frauenerwerbstätigkeit relativ weit vorne. EU-weit betrug 2018 die Erwerbstätigenquote von Frauen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren 68,6 Prozent. An der Spitze der EU-Länder lag Schweden mit einer Quote von 76,0 Prozent, gefolgt von den Niederlanden (72,8 Prozent) und Dänemark (72,6 Prozent). Deutschland folgte auf Platz 4 mit 72,1 Prozent. Schlusslicht bildete das wirtschaftlich gebeutelte Griechenland mit einer Frauenerwerbsquote von 45,3 Prozent (Griechenland liegt auch bei der Männererwerbsquote mit 64,7 Prozent ganz hinten.) In allen EU-Ländern liegt die Erwerbstätigenquote der Männer über der der Frauen.