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07.06.2019

Fußballerinnen treten an – auch gegen Klischees

Auch die DFB-Elf geht in die Offensive

Die Geschichte des Frauenfußballs zeigt: Spielerinnen mussten sich nicht nur mit hartnäckigen Klischees auseinandersetzen, sondern wurden auch mit Verboten im Abseits gehalten. Und wie sieht es heute aus?

Mädchen spielt Fußball

Am heutigen 7. Juni 2019 startet die 8. Fußball-WM der Frauen mit dem Eröffnungsspiel Frankreich gegen Südkorea. Am morgigen Samstag tritt die deutsche Nationalmannschaft gegen China an, angeführt von Bundestrainerin Marina Voss-Tecklenburg. Es war ein langer Weg von den ersten Frauenfußballspielen bis zur Weltmeisterschaft. Frauen, die Fußball spielten oder spielen wollten, mussten sich in den vergangenen Jahrzehnten hinweg für ihre Fußballleidenschaft rechtfertigen; als Abweichung von der Norm wurden sie auf dem Spielfeld beschimpft und sogar mit Verboten am Fußballspielen gehindert, so in den 1950er-Jahren vom DFB. Die Argumente: Fußball sei Männersache, unweiblich, gefährlich für die weibliche Gesundheit und schade der weiblichen Anmut. Argumente, die übrigens auch aufgeführt wurden, um Frauen vom Radfahren abzuhalten.

Das war in der Geschichte nicht immer so: Im Mittelalter waren Frauen an den Vorformen des Fußballspiels beteiligt und noch im 18. Jahrhundert spielten Frauen und Männer Volksfußball gegeneinander oder in gemischten Teams. Bei der Entwicklung des modernen Fußballs, der sich zunächst in England und erst später in Deutschland aufgrund von Vorbehalten (unter anderem galt der Sport als zu „undeutsch“) etablierte, waren Frauen und Mädchen anfangs noch geringfügig beteiligt; die Sportart fokussierte sich aber immer mehr auf Jungen und Männer; Frauen und Mädchen wurden schließlich ganz vom Fußball ausgeschlossen.

Doch die Frauen ließen nicht locker. Sie spielten einfach weiter, gründeten ihre eigenen Vereine, organisierten ihre eigenen Wettkämpfe, teilweise unterstützt von männlichen Organisatoren. Das DFB-Verbot aus den 1950ern wurde 1970 aufgehoben. Nun durften auch Frauen offiziell Fußball spielen – allerdings versehen mit erneuten Beschränkungen in Form von Sonderregeln (Verwendung von Jugendbällen, reduzierte Spielzeit von 30 Minuten, Spielerlaubnis nur bei guter Witterung).

Und heute? Nach seiner offiziellen Zulassung gingen Frauen im Fußball auf Erfolgskurs. Heute gelten für sie dieselben Regeln wie für Männer. Seit 1982 gibt es eine Nationalmannschaft. 2003 und 2007 hat diese den Weltmeistertitel gewonnen und wurde achtmal Europameisterin, das erste Mal 1989. Die Spielerinnen fungieren als Vorbild für viele Mädchen. Immer mehr Mädchen spielen heute selbstverständlich auch Fußball. Frauenfußball hat an Bedeutung gewonnen und sich weltweit verbreitet. Und auch heute ist der Fußball noch für manche Frau, für manches Mädchen mehr als nur ein Sport, nämlich ein „Tor zur Freiheit“.

Doch trotz dieses Erfolgs erfährt der Frauenfußball gesellschaftlich immer noch eine geringere Wertschätzung als der Fußball, der von Männern gespielt wird. Frauenfußball bekommt weniger mediale Aufmerksamkeit, hat weniger Zuschauerzahlen, erhält weniger Sponsoring. Und last but not least wird Frauenfußball viel schlechter bezahlt. So müssen die meisten weiblichen Fußballprofis ihren Sport neben ihrer Erwerbsarbeit betreiben. Männliche Fußballprofis können in dieser Zeit trainieren. Und auch heute noch müssen sich Fußballerinnen dumme Sprüche  anhören und beweisen, dass Frauenfußball „richtiger Fußball“ ist. Mit der Kampagne „Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze!“ geht die DFB-Elf dieses Jahr offensiv und mit Humor gegen die immer noch bestehenden Vorurteile an.

Und was können wir tun? Zuschauen, mitfiebern, anfeuern und Däumchen drücken! Sämtliche 52 Partien sind in der ARD oder beim ZDF im TV oder als Livestream zu sehen. Die Streams gibt es auf Sportschau.de und ZDFsport.de.

(Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung, www.emma.de)

Zur Geschichte des Frauenfußballs

Wer mehr zur Historie des Frauenfußballs erfahren möchte: Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert hierzu in verschiedenen Themensdossiers auf ihrem Portal. Zudem hat sie eine CD zur Geschichte des Frauenfußballs herausgegeben.

CD der bpb: Verlacht, verboten und gefeiert - Zur Geschichte des Frauenfußballs
bpb-Dossier: Die graue Spielzeit
bpb-Artikel: Frauenfußball - zurück aus dem Abseits