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03.07.2019

MINT-Gipfel fordert, Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen

Rund 120 Vertreter und Vertreterinnen aus Bundes- und Landespolitik sowie den Mitgliedseinrichtungen des Nationalen MINT Forums diskutierten beim 7. Nationalen MINT-Gipfel mit Experten und Expertinnen über die Potenzialentwicklung in der MINT-Bildung.

Podiumsdiskussion auf dem 7. Nationalen MINT-Gipfel 2019

Auch zum diesjährigen Gipfel formulierte das Nationale MINT Forum (NMF) sechs Kernforderungen. Die ersten drei betreffen den Bedarf an Kooperation und Vernetzung und sind Ergebnis der Diskussion auf dem 6. Nationalen MINT Gipfel 2018 sowie der politischen Entwicklungen im vergangenen Jahr. Drei weitere Kernforderungen werden auf dem diesjährigen Gipfel erstmals thematisiert.

Die Kernforderungen, die sich aus dem Gipfel 2018 und der anschließenden Diskussion ergeben haben, lauten:

  • Eine Nationale Allianz zur Stärkung der Qualität und Wirkung von MINT-Initiativen bilden!
  • Die regionalen MINT-Netzwerke systematisch und koordiniert stärken!
  • Mit allen Bildungspartnern ein integriertes System von Schule und ihrer Umwelt schaffen!

Die auf dem Gipfel 2019 formulierten Forderungen sind:

MINT-Frauen gewinnen und halten – auch für die berufliche Bildung!

Die jüngsten Zahlen aus dem MINT-Nachwuchsbarometer oder auch dem MINT-Frühjahrsreport zeigen, dass Mädchen und junge Frauen nach wie vor schwer für MINT zu gewinnen sind. Das gilt vor allem für die berufliche Bildung. „Es reicht nicht, Mädchen und junge Frauen bei den anderen Themen mitzudenken“, erklärte Dr. Ekkehard Winter, Sprecher des Nationalen MINT Forum, warum zu diesem Aspekt ein eigener Themenblock auf dem Gipfel stattfindet. In seiner Forderung plädiert das NMF für gezielte Anreize und regionale Kooperationen, um Mädchen insbesondere für die berufliche Bildung zu gewinnen. „Die Kommunikationskampagne im MINT-Aktionsplan der Bundesregierung leistet hier hoffentlich einen wichtigen Beitrag“, sagte Winter.

Olaf Koller, Erziehungswissenschaftler an der Uni Kiel, sagte dem Tagesspiegel, die entscheidende Phase für Mädchen sei die zwischen 10 und 16 Jahren. Hier wirkten noch immer mächtige Geschlechterstereotype, die das Interesse an Naturwissenschaften erlahmen ließen – selbst wenn die Mädchen davor sehr an diesem Gebiet interessiert seien. Es halte sich „das Bild vom MINT­Beruf als Männer­Beruf“, so Koller gegenüber dem Tagesspiegel. Hier brauche es viel mehr positive weibliche Vorbilder. Heidrun Stöger, Schulpädagogik-Professorin an der Universität Regensburg, verwies auf die von ihr betreute Initiative „Cybermentor“, bei der sich MINT­Akademikerinnen mit weiblichen Jugendlichen per Chat austauschen und an gemeinsamen Projekten arbeiten. Mehr als 70 Prozent dieser Mädchen wählten dann später tatsächlich entsprechende Fächer.

Perspektivenwechsel in der Berufs- und Studienorientierung erzielen!

Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen von heute werden einen Beruf ergreifen, den wir heute noch gar nicht kennen, prognostizierte das Weltwirtschaftsforum schon 2015. „Aus diesem Grund müssen wir sie jetzt nicht nur darin unterstützen, die gängigen (MINT-)Berufsbilder kennenzulernen, sondern ihre eigenen Stärken, Interessen und Mitgestaltungsmöglichkeiten zu entdecken“, sagte Dr. Nathalie von Siemens, Sprecherin des Nationalen MINT Forum (NMF). Ein Schlüssel sei dabei die Kooperation mit außerschulischen Akteuren in MINT-Initiativen. Gleichzeitig müssten Quereinsteigende mit Bildungsbiografien jenseits der klassischen Lehramtsausbildung in den Schulbetrieb integriert werden. „Nur so kann auf allen Ebenen der notwendige Perspektivwechsel vollzogen werden“, betonte von Siemens.

Begleitung von Berufsausbildung und Studium auf die Einzelnen ausrichten!

Auszubildende und Studierende verfügen über immer individuellere Bildungsvoraussetzungen. Das wirkt sich letztlich auf den Erfolg der Ausbildung aus. Insbesondere das Studium wird von auffällig vielen abgebrochen. „Wir müssen die Auszubildenden und Studierenden deswegen langfristig und auf den Einzelnen zugeschnitten unterstützen“, sagte Winter und nannte überfachliche Einstiegshilfen, mehr Praxisanteile, neuartige Beratungsformen und nicht zuletzt die Erkenntnis, Umorientierung nicht als Scheitern, sondern als Chance zu verstehen.