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07.11.2019

„Es ist für mich besonders wichtig, dass mit der Initiative Klischeefrei frühzeitig Geschlechterklischees entgegengewirkt wird“

Das Robert Koch-Institut hat als nationales Public-Health-Institut die Gesundheit der Bevölkerung im Blick. In seiner Personalpolitik setzt es sich für ein vorurteilsfreies Ausbildungs- und Arbeitsumfeld ein, wie Präsident Prof. Dr. Lothar H. Wieler im Interview erzählt.

Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts

Prof. Dr. Wieler, könnten Sie das Robert Koch-Institut bitte kurz vorstellen?

Das Robert Koch-Institut hat als nationales Public-Health-Institut die Gesundheit der Bevölkerung im Blick. Zu unseren Kernaufgaben gehören die Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten, die Erkennung und Schadensbegrenzung bei Angriffen oder Anschlägen mit biologischen Agenzien und die Analyse gesundheitlicher Trends.

So vielseitig und verschieden wie unsere Aufgaben sind auch wir. Im RKI arbeiten 1.150 Menschen in 90 verschiedenen Berufen, darunter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen, Handwerker, Beschäftigte in der medizinischen Dokumentation, technische und medizinische Assistenten, Fachkräfte in der Tierpflege, Verwaltungspersonal und viele mehr.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Ich bin davon überzeugt, dass die Vielfalt der Beschäftigten unser Institut bereichert und somit auch zu besseren Ergebnissen führt. Chancengleichheit unabhängig von ethnischer Herkunft, Hautfarbe, Geschlechtsidentität, Behinderung und sexueller Orientierung ist daher ein wichtiges Ziel für das Institut. Wir unterstützen dies durch regelmäßige Projekte und wir haben auch die Charta der Vielfalt unterzeichnet.

Es ist für mich besonders wichtig, dass mit der Initiative Klischeefrei frühzeitig Geschlechterklischees bei der Berufs- und Studienwahl entgegengewirkt wird, um so die Grundlage für gleichberechtigte Berufskarrieren zu schaffen. Dies trägt dazu bei, dass jede und jeder den Beruf ergreifen kann, der den eigenen Interessen und Fähigkeiten entspricht. Hiervon profitiert letztlich die gesamte Gesellschaft.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Unser Institut nimmt seine Aus- und Weiterbildungsverantwortung intensiv wahr. So ist hier eine Vielzahl an Auszubildenden, Doktorandinnen und Doktoranden, Hospitantinnen und Hospitanten tätig.

Im Rahmen der Personalpolitik unseres Instituts setzen wir uns für ein vorurteilsfreies Ausbildungs- und Arbeitsumfeld ein, das bei Formulierung klarer Leistungsansprüche die jeweiligen Potenziale bestmöglich fördert und weiterentwickelt. Ganz konkret ist derzeit ein Planspiel vorgesehen. Damit wollen wir insbesondere Schülerinnen und Schülern Einblick in die vielfältige Arbeit des Instituts geben und zu einem Einstieg in den Wissenschaftsbetrieb motivieren.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Derzeit sind rund 65 Prozent aller Beschäftigten des Instituts Frauen. Der hohe Anteil an weiblichen Beschäftigten spiegelt sich inzwischen in nahezu allen Funktionsbereichen wieder. Auch in den Führungspositionen konnte der Frauenanteil kontinuierlich gesteigert werden und liegt derzeit bei rund 42 Prozent.

Dabei ist uns bewusst, dass zwar bereits vieles erreicht wurde, mit Blick auf den gesamten Wissenschaftsbetrieb aber noch einiges zu tun ist. Es bedarf kontinuierlicher Maßnahmen zum Abbau von Vorurteilen und Stigmata.