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08.11.2019

Frauen in IT-Berufen: Nur wenige bleiben

Frauen mit IT-Ausbildung wechseln überdurchschnittlich häufig ihren Beruf schon nach wenigen Jahren. Geschlechterklischees spielen dabei ebenso eine Rolle wie die geringe Zahl von IT-Spezialistinnen in Unternehmen, sagt Prof. Dr. Nicola Marsden vom Netzwerk GEWINN im Interview mit Radio Dreyeckland.

Vier Frauen stehen vor mehreren Computerbildschirmen, darunter ein großer zentral in der Mitte.

Mit 30 Jahren arbeiten nur noch 20 Prozent der Frauen in ihrem erlernten IT-Beruf. Dies ist alarmierend, da die Branche große Schwierigkeiten hat, genügend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Doch was vertreibt die Frauen aus der IT-Branche? Prof. Dr. Nicola Marsden vom Netzwerk GEWINN und Professorin an der Hochschule Heilbronn erläutert im Interview mit Radio Dreyeckland die Gründe und erklärt, was getan werden muss, um Frauen in der IT-Branche zu halten.

Frauen haben in der IT-Branche einen Minderheitenstatus und dies hat Auswirkungen darauf, wie sie sowohl von Kollegen als auch von der Kundschaft wahrgenommen werden. In der Minderheitenrolle werden sie in erster Linie als Frau gesehen und nicht als IT-Entwicklerin. Da sie nicht dem Prototyp eines IT-Mitarbeiters (männlich, technikaffin) entsprechen, werden ihnen oft nicht die gleichen Kompetenzen wie den Kollegen zugesprochen. Frauen in IT-Berufen unterliegen damit dem so genannten „proof-it-again-bias“, d.h., sie müssen immer wieder und in viel stärkerem Maße ihre Kompetenz und ihr Können beweisen als Männer. Frauen in der IT-Branche erfahren daher oft weniger Wertschätzung für ihre Kompetenzen als Männer.

Schwierigkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, gehören dagegen nicht zu den Hauptgründen für den Berufswechsel.

Doch was ist zu tun? Prof. Dr. Nicola Marsden, die zu den Zusammenhängen von Berufswechsel, Minderheitenstatus und Geschlechterklischees forscht, empfiehlt, die Arbeitskultur so zu ändern, dass auch Frauen sich mit ihren Kompetenzen optimal einbringen können, dies allgemein durch die Sensibilisierung für die Stereotypisierung von Frauen in der Branche und ganz praktisch, z.B. durch organisatorische Maßnahmen hinsichtlich der Zusammensetzung von Teams.

Quelle: Gender und IT  – 80 Prozent der Frauen arbeiten mit 30 Jahren nicht im erlernten Beruf, rdl.de