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18.12.2019

Forschungsergebnisse: Frauen präsentieren sich defensiver

Männer präsentieren ihre Forschungsergebnisse deutlich offensiver als Frauen. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Forscherteams der Universität Mannheim, der Harvard Medical School und der Yale University.

Ärztin arbeitet am Laptop und macht Eintragungen am Clipboard

In Überschriften und Zusammenfassungen bezeichnen Wissenschaftler im Vergleich zu Wissenschaftlerinnen ihre Forschungsergebnisse häufiger als „ausgezeichnet“, „neuartig“ und „einzigartig“. Die Sprache, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wählen, um ihre Entdeckungen zu beschreiben, kann den Grad der Aufmerksamkeit des Fachkollegiums steigern, nachfolgende Zitierungen fördern und den beruflichen Aufstieg erleichtern.

Die Forschenden analysierten mehr als sechs Millionen klinische und biowissenschaftliche Publikationen und stellten fest, dass Hauptautoren mit einer um bis zu 21 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit positives Framing in Überschriften und Zusammenfassungen verwenden. Mit „positivem Framing“ wird eine Sprache bezeichnet, welche die Ergebnisse als besonders wichtig einstuft. Der Unterschied der positiven Präsentation zwischen den Geschlechtern war in bedeutenden klinischen Fachzeitschriften am größten.

Die Untersuchung zeigte auch, dass die Verwendung positiver Wörter einen signifikanten Einfluss darauf hatte, wie die Forschung von Lesenden wahrgenommen wurde. Positives Framing war mit mehr nachfolgenden Zitierungen verbunden. Der Effekt betrug in besonders bedeutsamen klinischen Fachzeitschriften mit hohem Impact-Faktor bis zu 13 Prozent.

„Unterschiede, wie Frauen ihre Forschungsleistungen im Vergleich zu Männern präsentieren, könnten zu der anhaltenden Benachteiligung von Wissenschaftlerinnen beitragen“, so Assistenzprofessor Marc Lerchenmüller von der Universität Mannheim, der die Studie geleitet hat. „Eine theoretische Erklärung wäre, dass Männer möglicherweise ihre Forschung stärker ‚verkaufen’, weil die Gesellschaft bei ihnen ein solches Verhalten eher akzeptiert. Wir wollten einen potenziellen Geschlechterunterschied aber quantifizieren“, beschreibt der Ökonom die Motivation für die Studie.

Um mögliche Änderungen in der redaktionellen Praxis im Laufe der Jahre oder zwischen den Zeitschriften zu berücksichtigen, verglichen die Forscher Artikel aus derselben Publikation und aus demselben Jahr miteinander. Das Forscherteam verglich ferner nur Veröffentlichungen mit ähnlicher Thematik und Aktualität.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Mannheim vom 17. Dezember 2019: Frauen stufen ihre Forschungsergebnisse zurückhaltender ein