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15.01.2020

Schauen Frauen seltener auf das Gehalt als Männer?

Erklärungen für den Gender Pay Gap gibt es viele. Teilzeitjobs erklären einen Großteil der unbereinigten Lohnlücke. Eine Erklärung für den bereinigten Gap liegt in der angeblich niedrigeren Risikobereitschaft von Frauen. Doch was ist an diesem Erklärungsversuch wirklich dran?

Eine Frau schüttelt einer anderen Frau am Tisch sitzend die Hand nach einem Bewerbungsgespräch

Drei aktuelle Studien, so berichtet das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA), beschäftigen sich mit der Frage, warum Frauen scheinbar weniger Wert auf die Bezahlung legen als Männer.

Eine Arbeit von Christian Bredemeier kommt zum Schluss, dass Frauen einen rein finanziell motivierten Jobwechsel eher scheuen als Männern nicht an angeborenen Geschlechterunterschieden bei der Risiko- oder Veränderungsbereitschaft liegt, sondern dass Männer mehr auf die Bezahlung schauen, weil sie nach wie vor meist die Hauptverdiener sind.

Der Status des Hauptverdieners in einem Haushalt erklärt also eine ungleiche Entlohnung. Im Umkehrschluss könne „eine gleichberechtigtere Rollenverteilung im Haushalt daher einen wichtigen Beitrag zum Abbau des Gender Pay Gap leisten“, so das IZA.

Obwohl Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer und Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt sind, sind sie im Schnitt zufriedener im Job. Dass das jedoch an geringeren Erwartungen liegt, taugt laut einer neuen Studie von Paul Redmond und Seamus McGuinness nicht als Erklärung. Vielmehr legen Frauen mehr Wert auf die Work-Life-Balance und eine „sinnstiftende“ Tätigkeit, was sich in der Arbeitszufriedenheit niederschlägt.

Dieser Wertekatalog kann laut einer Studie von Pedro Maia Gomes und Zoë Kuehn auch erklären, warum Frauen im öffentlichen Dienst zahlenmäßig dominieren. Frauen sind eher als Männer bereit, für die Vorteile im öffentlichen Dienst – geringere Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern, höhere Arbeitsplatzsicherheit, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Gemeinwohlorientierung der Tätigkeit – zu zahlen, im wortwörtlichen Sinne mit einer niedrigeren Bezahlung.

Quelle: Ist Frauen das Gehalt weniger wichtig? Drei aktuelle Studien beleuchten Geschlechterunterschiede bei Kündigungsverhalten, Arbeitszufriedenheit und Jobpräferenzen, Meldung des IZA vom 19. Dezember 2019