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12.05.2020

„Wir brauchen mehr junge Frauen, die sich für IT begeistern“

Als Technologieunternehmen hilft Hewlett Packard Enterprise (HPE) seinen Kundinnen und Kunden beim digitalen Wandel. Inclusion & Diversity Manager Eva Faenger spricht im Interview über den Wandel innerhalb des Unternehmens, das sich der Initiative Klischeefrei angeschlossen hat.

Eva Faenger, Inclusion & Diversity Manager DACH, Hewlett Packard Enterprise

Frau Faenger, könnten Sie Hewlett Packard Enterprise bitte kurz vorstellen?

Hewlett Packard Enterprise (HPE) ist ein globales Technologieunternehmen mit ca. 60.000 Mitarbeitenden weltweit und einem Umsatz von knapp 30 Milliarden Dollar in 2019. Das Unternehmen wurde 2015 im Zuge der Aufspaltung des Ursprungsunternehmens HP gegründet. Firmensitz ist im Herzen des Silicon Valley: San José, Kalifornien (USA).

Wir gestalten seit Jahrzehnten die Zukunft durch Innovation mit. Wir entwickeln unsere Technologie für eine digitalisierte Welt, die die Lebens- und Arbeitsweisen der Menschen verbessert. Wir helfen Unternehmen durch die optimale Nutzung aller ihrer Daten – ganz gleich, wo sie sich befinden – schneller Ergebnisse zu erzielen. Und wir setzen unsere Innovationskraft dafür ein, Lösungen für die dringenden gesellschaftlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, dem Welthunger, dem Bedürfnis nach Sicherheit und Gesundheit zu entwickeln.

Was unser Unternehmen besonders macht, ist eine Vertrauenskultur, die von den Gründern des Ursprungsunternehmens fest im Unternehmen verankert wurde und bis heute die Grundlage für unsere Grundüberzeugung bildet: Mit mutigen Schritten und Zuversicht die Zukunft beschleunigen und sich als positive Kraft für eine bessere Welt einsetzen. Die Förderung von Vielfalt und ein bedingungsloses inklusives Verhalten sind fest mit dieser Überzeugung verbunden.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Als Technologieunternehmen helfen wir unseren Kunden beim digitalen Wandel – aber wir müssen uns auch selbst verändern. Die Förderung von Frauenkarrieren ist ein Hebel, um die Veränderungsfähigkeit unserer Organisation zu stärken, unser Kompetenzspektrum zu erweitern und einen inklusiven Führungsstil zu verankern. Mit 30 Prozent haben wir bereits einen relativ hohen Frauenanteil im Unternehmen.

Dies wollen wir weiter ausbauen. Wir haben Ende letzten Jahres eine bundesweite Umfrage durchgeführt und herausgefunden, dass sich die Kriterien für die Arbeitgeberwahl zwischen Frauen und Männern kaum unterscheiden. Spaß an der Arbeit, Gehalt, angenehmes Betriebsklima und Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben sind für beide Geschlechter die wichtigsten Faktoren. Die IT-Branche gehört sicherlich zu den attraktivsten Branchen für Arbeitnehmer, aber wir

leiden darunter, dass im Durchschnitt wenige Frauen eine Ausbildung oder ein Studium in den MINT-Fächern absolvieren. Der aktuelle Frauenanteil beim Informatik-Studium liegt in Deutschland zum Beispiel bei knapp über 20 Prozent. Die meisten Jobs in der IT-Branche erfordern zwar keine MINT-Ausbildung, aber in diesen Zahlen zeigt sich, dass nach wie vor stereotype Muster die Einstellung zur Technik prägen. Wir wollen mit unserem Beitritt zur Initiative Klischeefrei dafür einsetzen, dass diese Muster aufgebrochen werden, so dass sich insbesondere mehr junge Mädchen für eine MINT-Ausbildung und eine Karriere in der IT Branche begeistern.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Wir setzen bereits bei der Ausbildung von Fachkräften an. Die wachsende IT-Branche kann auf gut ausgebildete Frauen nicht verzichten. Unsere Ausbildungsabteilung konnte in 2015 ihr 50jähriges Bestehen feiern. 1965 starteten wir mit dem Dualen Ausbildungssystem und waren unter den ersten Unternehmen, die 1977 das duale Studium in ihr Ausbildungskonzept aufnahmen. Seitdem bieten wir mehr als 100 duale Studienplätze pro Jahr in den Studiengängen Angewandte Informatik und Wirtschaftsinformatik an.

Wir waren 2009 das erste Unternehmen in Deutschland, das diese berufsintegrierende Art zu studieren seither durch konsekutive duale Master-Studiengänge ergänzt hat. Insgesamt sind es ca. 450 dual Studierende, die wir jährlich während ihrer Bachelor- und Masterstudiengänge betreuen.

Die Bachelor-Studierenden absolvieren im Wechsel jeweils drei Monate Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart bzw. Mannheim und drei Monate Praxis im Unternehmen. Durch die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis werden unsere dual Studierenden Schritt für Schritt auf ihre Zukunft vorbereitet. Erfahrungen in internationalen Teams innerhalb unserer Geschäftsbereiche im In- und Ausland befähigen sie, in allen Bereichen des Unternehmens eine zukunftsorientierte Aufgabe im Anschluss an ihr Studium zu übernehmen. So sichert das HPE-Ausbildungskonzept den Unternehmensnachwuchs in Zeiten eines wachsenden Fachkräftemangels.

Um an MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) interessierten Schulabgängerinnen den Weg zu HPE zu ebnen, gibt es bei der Zulassung zum Dualen Studium ein Frauenkontingent.

Die Studienplätze des Kontingents stehen bis zum Ende der Bewerbungsfrist ausschließlich Frauen zur Verfügung. Allerdings bedeutet das keine Kompromisse hinsichtlich der Qualität der Bewerberinnen, sie ist durchgängig so hoch wie die der männlichen Bewerber. Vielmehr berücksichtigt dieses Vorgehen, dass junge Frauen sich oft zögerlicher für technisch orientierte Studiengänge und Ausbildungen entscheiden.

Ohne das Kontingent würden derzeit trotz gleich guter Qualifikation sehr viel mehr männliche Bewerber zum Zuge kommen. Die Kontingentierung sorgt also dafür, dass junge Frauen gleicher Qualifikation nicht aufgrund geschlechtsspezifischer Hemmnisse schlechtere Chancen haben. Der Frauenanteil am Dualen Studium liegt mittlerweile bei bemerkenswerten 40 Prozent – für ausreichend qualifizierten weiblichen Nachwuchs im Unternehmen ist also gesorgt.