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Corona: Frauen häufiger im Homeoffice als Männer

Die Hälfte der Beschäftigten, die in privatwirtschaftlichen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern tätig sind, arbeitete im April oder Mai zumindest zeitweise im Homeoffice. Dabei wechselten Frauen häufiger ins Homeoffice als Männer.

Eine Frau sitzt mit ihrer kleinen Tochter am Tisch und arbeitet im Homeoffice am Laptop

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat in einer Online-Befragung von Beschäftigten untersucht, wie die Corona-Krise den Arbeitsalltag verändert hat. Eine wichtige Frage war dabei auch diejenige nach Übergängen im Homeoffice-Status von 2019 auf 2020.

Die Befragung zeigt, dass Frauen mit 28 Prozent deutlich häufiger ins Homeoffice wechseln als Männer (17 %), obwohl ihr Ausgangsniveau mit knapp 36 gegenüber 32 Prozent schon 2019 etwas über dem der Männer lag. Das kann unter anderem daran liegen, dass Frauen und Männer oft in unterschiedlichen Funktionsbereichen tätig sind, so die Autorinnen und Autoren des Kurzberichts zur Online-Befragung.

Tendenziell bleiben Beschäftigte aus den Funktionsbereichen Produktion und Dienstleistungen mit 66 Prozent eher an ihrem Arbeitsplatz. Gleichzeitig wechseln vor allem Beschäftigte aus den Querschnittsfunktionen und der Verwaltung ins Homeoffice (34 %). Dies dürfte auch ein Grund dafür sein, warum mehr Frauen ins Homeoffice wechseln als Männer.

Darüber hinaus frage die Untersuchung nach der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und familiärer Betreuung. In der betrachteten Beschäftigtengruppe betreuen rund 67 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen momentan weder Kinder noch Erwachsene. Etwa 29 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen berichten, derzeit mindestens ein Kind zu betreuen. Knapp 6 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen geben an, (zum Teil zusätzlich) eine erwachsene Person zu betreuen.

Frauen, die derzeit mindestens ein Kind betreuen, arbeiteten vor der Covid-19-Pandemie im Durchschnitt etwa 31 Stunden. Aktuell hat sich ihre tatsächliche Arbeitszeit um knapp 3 Stunden reduziert. Eine stärkere Veränderung lässt sich bei betreuenden Männern finden, deren Arbeitszeit sich im Zuge der Corona-Krise um durchschnittlich fast 6 Stunden auf gut 36 Stunden reduziert hat. Damit hat sich die Arbeitszeit der betreuenden Männer und Frauen zwar etwas angeglichen, trotzdem arbeiten Frauen immer noch deutlich weniger Stunden als Männer.

Die Gründe für die jeweilige Reduktion der Arbeitszeit sind jedoch nicht notwendigerweise nur auf die Kinderbetreuung zurückzuführen. Neben der Veränderung der Arbeitszeit zeigt sich auch eine verstärkte Nutzung des Homeoffice unter Beschäftigten, die Kinder betreuen. Von ihnen arbeiten etwa 70 Prozent der Männer und 78 Prozent der Frauen zum Befragungszeitpunkt zumindest zeitweise von zu Hause.

Deutlich seltener trifft dies auf Männer (39 %) und Frauen (54 %) ohne Betreuungsaufgaben zu. Die Vollzeit-Betreuung von Kindern ist zeitaufwendig und häufig nicht oder nur schwer mit der gleichzeitigen Ausübung der Erwerbstätigkeit vereinbar. Dementsprechend hat dies Auswirkungen auf den Tagesablauf. Personen, die derzeit Kinder betreuen, verschieben ihre Arbeitszeiten zu einem höheren Anteil: Knapp 38 Prozent der Männer und über 53 Prozent der Frauen mit Betreuungsaufgaben berichten, teilweise oder komplett zu anderen Zeiten zu arbeiten als vor der Covid-19-Pandemie. Dies trifft auf Männer und Frauen, die derzeit niemanden betreuen, mit knapp 17 beziehungsweise 20 Prozent weitaus seltener zu. Die zusätzlichen Betreuungsaufgaben während der Corona-Krise führen somit teilweise zu einer Verschiebung der Arbeitszeiten.

Die Kombination aus ganztägiger Kinderbetreuung und der eigenen Arbeit kann sich auch auf die Produktivität auswirken. Tatsächlich fällt es den betreuenden Männern mit 32 Prozent derzeit schwerer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren als jenen ohne Betreuungsaufgaben (22 %). Bei Frauen liegt der Anteil bei gut 40 Prozent, interessanterweise unabhängig davon, ob sie Betreuungsaufgaben wahrnehmen oder nicht.

Unter den Beschäftigten ohne Betreuungsaufgaben nehmen 33 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen ihre Arbeit während der Corona-Krise als weniger effizient wahr als zuvor. Dagegen trifft dies auf 40 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen mit Betreuungsaufgaben zu. Bemerkenswert ist hier vor allem die größere Diskrepanz bei Frauen – 18 Prozentpunkte, gegenüber 7 Prozentpunkten bei Männern.

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