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23.08.2023

Medizinische Fachangestellte: nur vier Prozent Männer?

Deutschlandfunk Kultur fragt nach dem Warum und spricht auch mit der Initiative Klischeefrei

Wenn Sie eine Praxis betreten und hinter dem Empfangstresen ein Mann steht, dann ist dies in der Regel ein Arzt und kein Medizinischer Fachangestellter. Denn in kaum einem anderen Beruf ist das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen größer. Warum ist das so und was kann man dagegen tun? Deutschlandfunkkulturredakteur Axel Schröder fragt nach.

Medizinische Fachangestellte: nur vier Prozent Männer?

Laborarbeiten und Hygienemanagement durchführen, bei Behandlungen assistieren, den Praxisablauf organisieren, Behandlungen assistieren und dokumentieren: Medizinische Fachangestellte sind als Schnittstelle zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientinnen bzw. Patienten unverzichtbar, ihre Aufgaben sind entsprechend vielfältig. Und doch zeigt sich auch hier der Fachkräftemangel. Dieser legt wie in vielen anderen Branchen auch das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern offen. Besonders deutlich weist er auf die traditionelle Verteilung im medizinischen Sektor hin. 2021 starteten in Deutschland nur vier Prozent Männer in die Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten (MFA). Sie sitzen in den Ausbildungsklassen meist allein unter vielen Mitschülerinnen (Quelle: kompetenzz-Datentool).

Anlass genug für den Deutschlandfunk-Redakteur Axel Schröder den Fragen nach den Gründen nachzugehen. Was ist zu tun, um mehr Männer für diesen Beruf zu interessieren? Zu den überholten Rollenvorstellungen, die das Berufsbild prägen, äußert sich im aktuell veröffentlichten Hörfunk-Bericht u.a. Miguel Diaz, Leiter der Servicestelle der Initiative Klischeefrei.

Auch der Verband medizinischer Fachberufe e.V. kommt zu Wort. Die Präsidentin Hannelore König weiß: In den hausärztlichen Praxen sei das Interesse von jungen Männern weiterhin niedrig. Damit Männer dort keine „Rarität“ bleiben, gebe es noch viel zu tun. Das Gehalt könne ein Hebel sein, aber auch beim Recruiting könnten Einrichtungen noch einiges verbessern und u.a. ihre Werbung auf männliches Personal abstimmen.

Die Leiterin der MFA-Ausbildung im Asklebius-Klinikum Hamburg-Harburg, Claudia Reim, beobachtet hingegen einen „revolutionären" Aufwärtstrend beim Männeranteil, diesen erklärt sie mit der großen Bandbreite des Aufgabenspektrums in einer großen Klinik, was mehr Männer den Beruf für sich entdecken ließe. 

Miguel Diaz von der Initiative Klischeefrei rät, beim Recruiting die erforderlichen Kompetenzen für den Beruf deutlicher auszuformulieren, ihn nicht klischeehaft auf Care-Arbeit zu reduzieren, Männer jedoch gleichzeitig auch für diese zu gewinnen und nicht aus der Verantwortung zu nehmen.
 

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