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10.05.2023

„Wir wollen Pädagogik geschlechter- und diversitätssensibel gestalten“

Die pädagogische Arbeit geschlechter- und diversitätssensibel zu gestalten, ist aus der Sicht der Stadt Osnabrück, Trägerin von elf Kindertagesstätten, ein wichtiger Grundstein für eine spätere klischeefreie Berufs- und Studienwahl.

„Wir wollen Pädagogik geschlechter- und diversitätssensibel gestalten“

Frau Schneider, können Sie die Stadt Osnabrück kurz vorstellen?

Die Stadt Osnabrück ist mit ihren derzeit rund 3.200 Beschäftigten eine der größten Arbeitgeber*innen in der Region. Im Rahmen einer Vielzahl unterschiedlicher Berufsgruppen und Tätigkeitsfeldern gestalten die Mitarbeitenden der Stadt Vieles für das Leben der ca. 170.000 Osnabrücker*innen.

Als Friedensstadt möchte Osnabrück als Arbeitgeberin Vorbild sein und für Vielfalt, Offenheit und Respekt in den Arbeits- und Lebenssituationen einstehen. Darüber hinaus ist die Stadt zertifizierte familienfreundliche Arbeitgeberin und setzte sich für eine gelingende Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit ein.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Die Stadt Osnabrück ist Trägerin von elf Kindertagesstätten. Das bedeutet, dass unsere Fachkräfte durch ihre tägliche Arbeit ganz unmittelbar an der Sozialisation zahlreicher Kinder beteiligt sind. Diese geschlechter- und diversitätssensibel in der pädagogischen Arbeit zu gestalten, ist aus unserer Sicht ein wichtiger Grundstein für eine spätere klischeefreie Berufs- und Studienwahl. Dies unterlegt auch der Bildungsauftrag der Kindertagesstätten – festgezurrt im niedersächsischen Orientierungsplan-, in dem es heißt, dass Mädchen und Jungen ihre eigene Geschlechtsidentität entwickeln können, ohne durch stereotype Sichtweisen und Zuschreibungen in ihren Erfahrungsmöglichkeiten eingeschränkt zu werden. Mit unserem Beitritt möchten wir diesen Grundstein fest in der konzeptuellen Arbeit der städtischen Kitas verankern und Klischees von Anfang an abbauen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Als niedersächsische Kommune ist die Stadt Osnabrück dazu verpflichtet, alle drei Jahre einen Gleichstellungsplan zu verfassen, der neben Bestandsaufnahme und Analyse der Beschäftigtenstruktur auch Handlungsziele und Maßnahmen enthält, um Unterrepräsentanzen abzubauen. Bereits im Jahr 2012 hat die Stadt die EU Charta zur Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene unterzeichnet und in diesem Zusammenhang zuletzt 2021 den Gleichstellungsaktionsplan fortgeschrieben. Der aktuelle Plan enthält Maßnahmen für Gendersensibilität in der pädagogischen Arbeit sowie für mehr männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten. Der Gleichstellungsaktionsplan wurde vom Rat beschlossen und wird über einen Zeitraum von fünf Jahren umgesetzt. Einige Fachbereiche beteiligen sich regelmäßig am bundesweiten Aktionstag Girls'Day und Boys'Day – darunter die Feuerwehr. Um für Beruf mit unterrepräsentiertem Geschlecht besonders zu werben, geht die Stadt auf die Zielgruppe mit der Bitte um Beteiligung an Kampagnen und Messen zu. Zudem beteiligt sich die Stadt an lokalen Bündnissen für geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung wie dem Projekt „MIT-MINT – Regionales Strategiekonzept für Frauen in MINT“.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

In einigen Tätigkeitsbereichen lässt sich neuerdings ein Positivtrend bei der Bewerbungsquote von Frauen in den Ausbildungsberufen feststellen: Bei der Feuerwehr war im Jahr 2022 eine von fünf der ausgewählten Brandmeisteranwärter*innen weiblich. Die Bewerbungsquote von Frauen in den Ausbildungsberufen Brandmeister*in sowie Notfallsanitäter*in lag im selben Jahr bei 25 Prozent im Vergleich zu 18 Prozent 2021. Nachholbedarf sehen wir noch im Bereich der männlichen Fachkräfte in den Kindertagesstätten.