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11.09.2023

„Unsere Bildungsarbeit basiert auf Gleichberechtigung und Chancengleichheit“

Die vhs Delmenhorst bietet nicht nur ein buntes Bildungs- und Weiterbildungsprogramm. Sie engagiert sich auf mehreren Ebenen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Chancen für alle Menschen. Wo und wie genau, darüber spricht die Geschäftsführung im Interview.

„Unsere Bildungsarbeit basiert auf Gleichberechtigung und Chancengleichheit“
V.l.n.r.: Dr. Grit Fisser, stellvertretende Leitung, Jürgen Beckstette, Geschäftsführer und Regina Schwarz, Personalleiterin

Können Sie die Volkshochschule Delmenhorst kurz vorstellen?

Die Volkshochschule Delmenhorst gGmbH ist das Zentrum für Bildung und Integration in Delmenhorst. Sie befindet sich seit 1946 in kommunaler Trägerschaft und arbeitet seit 2004 als gemeinnützige GmbH. Als zentrale Anlaufstelle für Weiterbildung in Delmenhorst bietet die VHS ein breit gefächertes, bedarfsorientiertes Bildungsangebot für alle Bevölkerungsgruppen, um berufliche und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Unsere Bildungsarbeit basiert unter anderem dabei selbstverständlich auch auf dem Gedanken der Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Geschlechter.

Anfang 2023 hat die vhs die Charta der Vielfalt unterzeichnet, eine Initiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Mit dem Beitritt erhoffen wir uns Austausch und Vernetzung mit anderen Partner*innen der Initiative. Darüber hinaus freuen wir uns auf neue Denkanstöße und Ideen, wie wir das Thema der klischeefreien Berufsorientierung noch öffentlichkeitswirksamer und nachhaltiger in unsere Arbeit und Projekte einbinden können.

Auf welche Weise setzt sich die Volkshochschule Delmenhorst für eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienorientierung ein?

In Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Delmenhorst ist die vhs Veranstalterin eines gleichstellungspolitischen Gesprächskreises. Geschlechterstereotype bei der Berufswahl sowie deren Folgen in der Erwerbsbiografie werden dabei regelmäßigen diskutiert und sichtbar gemacht.

Die vhs bietet Ferienkurse an, deren Angebote bei den Kindern verborgene Interessen und Talente wecken sollen. Hierbei werden zum Beispiel Mädchen bereits im Grundschulalter für MINT-Berufe sensibilisiert. Ein wirksames Format, um eine geschlechtsstereotypische Berufswahl aufzuweichen.

Im Bereich unserer Projektarbeit ist die „KAUSA-Landesstelle Niedersachsen“ ein Format für Jugendliche mit Migrationshintergrund bei Fragen rund um die Ausbildung. Im Rahmen der individuellen Beratung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund setzen wir auf eine an Stärken und Interessen orientierte Beratung und Begleitung, unabhängig vom Geschlecht.

Die Berufswahl als Teil des Sozialisationsprozesses ist eng mit der Sozialisation innerhalb der Familie verbunden, wodurch Eltern einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder ausüben. Daher ist es uns auch ein großes Anliegen, Eltern (mit Migrationshintergrund) über die Vielfalt der Ausbildungsberufe, jenseits von Geschlecht und gesellschaftlichen Erwartungen, zu informieren. Dies erfolgt in Form von Elterninformationsveranstaltungen oder individuellen Beratungsgesprächen.

Darüber hinaus wurde im Rahmen von KAUSA das Format eines „Mädchenkreises“ entwickelt. Das Angebot mit dem Titel „Stärke deine Talente“ richtet sich an Mädchen* mit Migrationshintergrund. Ziel des Formates ist es, das Selbstbewusstsein zu stärken sowie Möglichkeiten der Selbsterfahrung und Selbstreflexion zu schaffen. Dies ist wichtig, um ein Fundament für eine individuelle, klischeefreie Berufswahl zu schaffen, losgelöst von gesellschaftlichen Erwartungen oder Wünschen der Eltern. Hierbei arbeiten wir auch mit positiven Rollenvorbildern, wie zum Beispiel mit einer angehenden Kfz-Mechatronikerin, die den Teilnehmerinnen im Rahmen einer Betriebsbesichtigung im geschützten Raum die Möglichkeit bietet, selbst anzupacken und z.B. einen Autoreifen zu wechseln. So wollen wir diese Zielgruppe ermutigen, bei der Berufswahl auch über den Tellerrand zu schauen.