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„Wichtig ist für mich, dass am Ende gilt: Mensch ist Mensch, egal, welches Geschlecht“

Interview mit Luisa Bliesze von ZamBam Sports

Luisa Bliesze gründete zusammen mit einem Freund ein Unternehmen – noch während des Studiums. ZamBam Sports produziert sozial und ökologisch nachhaltige Schienbeinschoner aus Bambus. Wie denkt sie über Klischees im Arbeitsumfeld?

 „Wichtig ist für mich, dass am Ende gilt: Mensch ist Mensch, egal, welches Geschlecht“

Frau Bliesze, können Sie uns ZamBam Sports bitte kurz vorstellen? 

ZamBam Sports ist ein junges Start Up von Studierenden aus Augsburg. Mit unserer ersten Mission „Fairer Fußball für alle“ möchten wir zeigen, dass Sport auch nachhaltig geht, und zwar nicht nur für unsere Umwelt, sondern auch auf sozialer Ebene. Partnerschaft auf Augenhöhe ist uns dabei besonders wichtig. Gemeinsam mit unseren Partnern in Sambia und Deutschland legen wir Wert auf eine nachhaltige, faire Produktion sowie die Förderung von sozialem, eigenständigem Unternehmertum zur wirtschaftlichen Stärkung Afrikas. Dafür bieten wir eigene innovative Produkte wie unsere nachhaltigen Schienbeinschoner aus Bambus und Produkte aus Kooperationen mit Partnern, wie zum Beispiel Bambustrinkflaschen oder Sportsocken, an.

An der Stelle würde ich gerne auf unsere Crowdfundingkampagne hinweisen. Sie läuft noch bis zum 19.11. und dient der weiteren Finanzierung des Verkaufs, der noch dieses Jahr, pünktlich zu Weihnachten losgehen soll.

Was ist für Sie das Wichtigste an einer klischeefreien Berufswahl? 

Ganz klar: dass man die Wahl hat – und zwar nicht nur was sondern auch wann und wo. Da kann es schon einmal passieren, dass man mit 20 Jahren, mitten im Bachelorstudium und im Auslandssemester in Kolumbien sitzend, beschließt, ein Unternehmen zu gründen. Ach so, ja richtig, und das auch noch als Frau! So war das zumindest bei mir. Irgendwie hat es sich richtig angefühlt, diesen beruflichen Weg einzuschlagen. Dann habe ich mir gedacht: „go for it“. Und genau so sollte es sein. Wenn man den Spirit in sich spürt, spürt, dass ein Weg der Richtige ist, sollten alle die Freiheit haben, diesen Weg zu gehen. Denn besonders im Beruf glaube ich, dass man Topleistungen und Ziele dann erreicht, wenn man die Leidenschaft dafür hat. 

Für meinen Mitgründer Frederik Hornung und mich ist ZamBam Sports seit Beginn ein echtes Herzensprojekt. Gestartet sind wir damals mit Enactus Augsburg e.V. als Projekt „ZamBam Guards“. Enactus ist eine weltweite Initiative, die Studierenden ermöglicht, Projekte im Bereich „Sustainable and Social Entrepreneurship“ umzusetzen. Heute ist daraus ein echtes Unternehmen geworden. Ich denke, es ist super wichtig, dass wir jungen, aber auch älteren Menschen, den Raum geben, sich auszuprobieren, neue Wege zu gehen, um am Ende den Richtigen für sich zu finden. Dabei können Initiativen und Organisationen wie Enactus, Klischeefrei oder auch staatliche Einrichtungen eine große Unterstützung sein. Ich freue mich sehr, dass seit einiger Zeit die Anzahl an solchen Angeboten immer weiterwächst.

Eine (Arbeits-)Welt ohne Geschlechterklischees – wie sähe die für Sie aus? 

Auf jeden Fall anders als heute!

Besonders im Arbeitsumfeld, ist es sehr interessant zu sehen, wie auch Geschlechterklischees regional und weltweit variieren. Das habe ich z.B. bei meinem Auslandsjahr in Kolumbien gesehen. Dort sind Frauen noch überwiegend als Hausfrauen tätig und arbeiten meist ein Leben lang nicht in Berufen außer Haus oder wenn, dann nur in Jobs mit geringem Einkommen. Dort ist das normal. Wenn ich mir Europa dagegen anschaue, dann sind wir bereits ein ganzes Stück weiter. Mütter mit Teilzeitstellen, Frauen in Führungspositionen, Gründerinnen von Startups und, und, und. Ich finde es gut, dass sich über das Thema Geschlechterklischees im Arbeitsleben Gedanken gemacht wird und mit der Zeit ein Diskurs darüber entstanden ist. Mittlerweile wird dieser auch in vielen anderen Bereichen, wie z.B. im Sport, weitergeführt, eine positive Entwicklung! Dennoch müssen wir aufpassen, dass wir diesen Diskurs bewusst führen. Mir fallen drei Leitsätze dazu ein:

„Gleiche Chance, aber kein Geschenk.“ – Als Frau möchte ich, dass mir die Wege und Türen zu meinen Zielen offenstehen, aber ich diese Ziele selbst erreichen und mir verdienen darf. 

„Rücksicht nehmen heißt nicht Klischees erfüllen.“ – Bestes Beispiel, Schwangerschaft. Am Ende ist es eine Lebenssituation, in der sich eine Person befindet – genauso wie wenn man zum Beispiel. älter wird, sich das Bein bricht, Unverträglichkeiten hat und so weiter. Unsere Gesellschaft nimmt auf diese Situationen Rücksicht, und das ist wichtig. Leider wird dieses Rücksichtnehmen, sobald sich eine Verbindung zu Geschlechtern herstellen lässt, häufig mit Geschlechterklischees verwechselt. Das finde ich schade. Denn Hilfe und Rücksichtnahme sind etwas Positives, das wir auch in einer idealen Welt ohne Klischees brauchen und deshalb bewahren sollten. 

„Klischeefreiheit bewusst umsetzen“ - Wichtig ist für mich, dass am Ende gilt Mensch ist Mensch. Egal, welches Geschlecht. Das wäre die goldene Mitte und die Perspektive, mit der jede Person, zusammen mit ihrer Situation, für sich wahrgenommen werden sollte.