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14.02.2024

„Wir wollen Frauen in der Chirurgie sichtbar machen“

Die Chirurginnen e. V. sind der Initiative Klischeefrei beigetreten

Obwohl immer mehr Frauen Medizin studieren, entscheiden sich die wenigsten für den Bereich der Chirurgie. Es sind unter anderem hartnäckig bestehende Rollenbilder, die Frauen immer noch daran hindern, in der Chirurgie Karriere zu machen. Der Verein „Die Chirurginnen“ will das ändern. Wie, das berichtet Dr. Florentine Huettl, Mitglied des Vorstands des Vereins, im Interview.

„Wir wollen Frauen in der Chirurgie sichtbar machen“
Dr. Florentine Huettl | Die Chirurginnen e.V.

Frau Dr. Huettl, können Sie Ihre Organisation kurz vorstellen?

Die Chirurginnen e. V. sind ein im Januar 2021 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie einzelne deutschsprachige Mitglieder auf allen Kontinenten.

Unsere Ziele sind die Nachwuchsförderung, insbesondere von Frauen, in allen operativen Fächern und die berufliche und fachliche Vernetzung von operativ tätigen Frauen. Gegenseitiges Empowerment, ein großes, professionell angelegtes Mentoringprogramm, Fort- und Weiterbildungsangebote von und für Frauen sowie berufspolitisches Engagement zeichnen den Verein aus. Mitglieder erfahren in diversen Chatgruppen rund um die Uhr Hilfe und Unterstützung sowie einen fachlichen und persönlichen Austausch, der wertschätzend ist. Neben den Chatgruppen gibt es eine Vielzahl von Arbeitsgruppen, die sich zum Beispiel mit den Themen wissenschaftliche Karriere, „Kids and Surgery“, Operieren in der Schwangerschaft, Hospitationsorganisation, Nachwuchsförderung, Gendermedizin und Fortbildungen beschäftigen.

Warum ist für Sie Klischeefreiheit so wichtig?

Wir alle sind von gesellschaftlichen Normen geprägt und es fällt schwer, sich außerhalb dieser gefühlten Norm zu bewegen. Was wiederum als Norm wahrgenommen wird, hängt stark davon ab, was uns in den (sozialen) Medien und im Alltag präsentiert wird. Daher ist es wichtig, Sichtbarkeit für die wunderbare Vielfältigkeit unseres Berufs, mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Chirurgie, weniger Einzelkämpferinnen und mehr weiblichen Input bei Berufsverbänden und Fachgesellschaften zu genieren, sodass die Berufswahl von persönlichen Fähigkeiten sowie Präferenzen nicht von klischeehaften Geschlechterrollen bestimmt wird.

Welchen Beitrag leisten Sie als Organisation zu einer Arbeitswelt frei von Klischees bzw. was planen Sie in dieser Richtung?

Hauptsächlich trägt der Verein durch die Erhöhung der Sichtbarkeit von Frauen in der Chirurgie und somit zu einer Endstigmatisierung von Chirurginnen als Normvariante des primär männlichen Chirurgen bei. In der Kürze der Zeit hat der Verein bereits einige Erfolge erzielt, hierunter zählen Kooperationen mit den großen chirurgischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden, die Aufnahme in den Deutschen Frauenrat sowie die Verleihung zahlreicher Preise (Impact of Diversity Award in der Kategorie „Gender Inclusion“, „German Medical Award“ in der Kategorie Charity, Soroptimist Deutschland Preis).

Eine Arbeitswelt ohne Geschlechterklischees – wie sähe die für Sie aus?

Arbeiten im Team mit Menschen, welche jeweils individuelle Stärken und Schwächen mitbringen, ohne dass diese bestimmten Geschlechtern zugeordnet werden.