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Lebenserwerbseinkommen

Unterschiede im Lebenserwerbseinkommen nach Geschlecht

Lücke im Lebenserwerbseinkommen

Betrachtet man das über das gesamte Erwerbsleben angesammelte Erwerbseinkommen, verdienen Frauen im Durchschnitt 45 Prozent weniger als Männer. Umgerechnet ergibt sich dadurch für Frauen in Westdeutschland ein Einkommensunterschied von 670.000 Euro und für Frauen in Ostdeutschland von 450.000 Euro.1 

Grafik: 45 % beträgt die Lücke zwischen Männern und Frauen
Abb. 1:
Durchschnittliche Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen den Geschlechtern in Prozent

Qualifikation und Lebenserwerbseinkommen

Im Vergleich des Einkommens in Abhängigkeit von Qualifikation und Geschlecht zeigt sich, dass Frauen über ihr Erwachsenenleben hinweg deutlich weniger verdienen als Männer mit einem ähnlichen Qualifikationsniveau. So galt bis zum Geburtsjahrgang 1974, dass Frauen mit hoher Qualifikation ein geringeres oder nur unwesentlich höheres Lebenserwerbseinkommen hatten als geringqualifizierte Männer. Für Frauen, die nach 1974 geboren wurden, lässt sich eine Annäherung an das Einkommen von gleichaltrigen Männern feststellen: Hochqualifizierte Frauen erreichen hier ein ähnliches Lebenserwerbseinkommen wie mittelqualifizierte Männer. Trotz dieser positiven Entwicklung haben also auch die jüngeren Frauen noch nicht zu den Männern mit gleicher Qualifizierung aufgeschlossen.1 

Männer: 1.600.000, Frauen: 1.200.000
Abb. 2:
Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen den Geschlechtern der Geburtskohorte 1985 in Westdeutschland und nach Qualifikation

Bedeutung von Kindern

Kinder haben einen signifikanten Einfluss auf das Lebenserwerbseinkommen. Für Frauen bedeutet Mutterschaft eine deutliche Verschlechterung des Lebenserwerbseinkommens, wobei jedes weitere Kind mit einem zusätzlichen Verlust von Einkommen verbunden ist. Das gilt für Frauen aller Geburtsjahrgänge; eine Veränderung über die Generationen gibt es bislang nicht. Im Vergleich dazu lassen sich für Väter keine negativen Auswirkungen von Kindern auf das Einkommensniveau feststellen. Tatsächlich verdienen Männer mit Kindern tendenziell mehr als kinderlose Männer, was sich vermutlich auf die Aufgabenverteilung in den Familien zurückführen lässt, in der Männer einen Schwerpunkt auf die Erwerbsarbeit legen.  

Frauen, die keine Kinder haben, erzielen ein höheres Lebenserwerbseinkommen, das fast an das Lebenserwerbseinkommen der Gruppe Männer aus jüngeren Jahrgängen herankommt. Allerdings ist das Einkommensniveau dieser Männergruppe noch relativ niedrig.1 

Frauen mit Kindern: 580.000 Westen / 570.000 Osten | Kinderlose Frauen: 1.300.000 Westen / 1.000.000 Osten
Abb. 3:
Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen Frauen der Geburtskohorte 1985 nach Ost- und Westdeutschland und Kindern

Lücke im Lebenserwerbseinkommen

Das Lebenserwerbseinkommen bezeichnet das über den Lebensverlauf gesammelte Erwerbseinkommen einer Person. Die berechnete Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen Männern und Frauen misst die Ungleichheit, die sich durch die unterschiedlichen Erwerbsbiografien über den gesamten Erwerbsverlauf ergibt, und zeigt den prozentualen Unterschied in den durchschnittlichen Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern gemessen am Einkommen der Männer auf. Im Gegensatz zum bekannteren „Gender Pay Gap“ gibt sie keine zeitpunktbezogene Lohnlücke wieder, sondern berücksichtigt die gesamte Erwerbsbiografie, einschließlich Erwerbsunterbrechungen wie z.B. Familienzeiten und Arbeitslosigkeit.1

Bedeutung der Erwerbsbiografie

Insbesondere die Unterschiede bei der Arbeitsmarktpartizipation und dem Erwerbsumfang tragen zur Erklärung der Lücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen den Geschlechtern bei. So lassen sich 50 Prozent der Lebenserwerbseinkommenslücke darauf zurückführen, dass Frauen öfter als Männer in Teilzeit arbeiten und ihre Erwerbsbiografie vermehrt unterbrochen ist. Im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 50 Jahren sind die meisten Männer in Vollzeit tätig, während für Frauen in diesem Alter die Vollzeittätigkeit ab- und die Teilzeitbeschäftigung zunimmt. Dies steht häufig im Zusammenhang mit der Erziehung von Kindern oder der Pflege von Angehörigen. Die Unterschiede bleiben aber auch dann bestehen, wenn die Kinder bereits älter sind, da die Mütter häufig in der Teilzeit verbleiben und dadurch weiter weniger verdienen.1 

Die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern äußert sich zudem in familienbedingten Erwerbsunterbrechungen der Frauen, was sich deutlich negativ auf das angesammelte Erwerbseinkommen auswirkt. Bei Männern hingegen mindern insbesondere Phasen der Arbeitslosigkeit das Lebenserwerbseinkommen. 2 

Zukünftige Entwicklung

Über die verschiedenen Geburtsjahrgänge hinweg bleibt die Lebenserwerbseinkommenslücke bestehen. Trotz gestiegener Vollzeiterwerbstätigkeit in der Gruppe der jüngeren Frauen lässt sich im Vergleich der Geburtsjahrgänge nur eine minimale Verkleinerung der Lücke feststellen. Die aktuellen Entwicklungen des Arbeitsmarktes deuten also nicht auf eine positive Veränderung für das Lebenserwerbseinkommen für Frauen und insbesondere Mütter hin. Trotz gestiegener Arbeitszeiten bleibt der Verdienst von Frauen über das gesamte Erwerbsleben weiter signifikant niedriger als der von Männern.1 

  • 1

    Bönke, T.; Glaubitz, R.; Göbler, K., Harnack, A.; Pape, A. und Wetter, M.: Wer gewinnt? Wer verliert? Die Entwicklung und Prognose von Lebenserwerbseinkommen in Deutschland. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2020. 

  • 2

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): ZWEITER GLEICHSTELLUNGSBERICHT DER BUNDESREGIERUNG. BT-Drucksache 18/2840. Berlin 2017. 

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Lebenserwerbseinkommen", Stand 08/2025, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 08/2025

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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