In den Jahren 2012/2013 haben Frauen 45 Stunden pro Woche gearbeitet – und damit 64 Minuten länger als Männer. Männer erhalten dennoch mehr Geld: Während sie 25 Stunden bezahlt bekommen, sind es bei Frauen nur 16 Stunden. Den weitaus größten Teil ihrer Arbeitszeit (29 Stunden) wenden Frauen für unentgeltliche Tätigkeiten auf.1
Was hat sich im Zeitraum von 2001/02 bis 2012/13 geändert?
Der Vergleich zwischen den Jahren zeigt: Bei den Frauen passiert viel mehr als bei den Männern. Frauen holen bei der
Erwerbsarbeit auf und arbeiten fast drei Stunden mehr gegen Bezahlung als noch zu Beginn des Jahrtausends. Insgesamt
arbeiten sowohl Frauen als auch Männer weniger als früher.1
Wer von „Arbeit“ spricht, meint in der Regel bezahlte Erwerbsarbeit. Zur Arbeit zählen aber auch gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten, die außerhalb des Arbeitsmarktes und ohne monetäre Entlohnung geleistet werden – zum Beispiel die Haushaltsführung, die Betreuung von Familienangehörigen oder ehrenamtliches Engagement.
Frauen arbeiten mehr als Männer – aber meist ohne Bezahlung
Auf den ersten Blick scheint die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern ausgewogen zu sein. Mit 44,5 Stunden pro Woche arbeiten Männer fast genauso viel wie Frauen (45,5 Stunden). Anders sieht es jedoch aus, wenn man sich die Zusammensetzung der Arbeitszeiten ansieht: Während bei Männern die Erwerbsarbeit deutlich überwiegt (57 Prozent), ist es bei Frauen die unbezahlte Arbeit (65 Prozent). Männer erhalten somit erheblich mehr Entlohnung für die Summe ihrer geleisteten Arbeit als Frauen, die nur jede dritte Arbeitsstunde bezahlt bekommen.1
Frauen holen bei der bezahlten Arbeit auf
Allerdings ist die Lücke zwischen den Geschlechtern kleiner geworden. Leisteten Männer im Jahr 2001/02 noch 11,5 Stunden mehr bezahlte Arbeit als Frauen, waren es zehn Jahre später nur noch 9 Stunden. Zurückzuführen ist das vor allem auf den großen Zuwachs bei Frauen mit fast drei Stunden pro Woche. Dennoch hat sich das Arbeitsvolumen von Frauen und Männern insgesamt auseinanderentwickelt: 2001/02 haben Frauen 50 Minuten pro Woche mehr gearbeitet als Männer, 2012/13 waren es 64 Minuten (siehe Vorderseite).1
Nachteile für Frauen beim Lebenserwerbseinkommen
Die Ungleichheit bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit wirkt sich negativ auf die Berufs- und Karrierechancen von Frauen aus. Zwar hat der Anteil der Frauen, die einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Der Anstieg konzentriert sich aber in erster Linie auf Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigungen und schlägt sich nicht in gleichem Maße in entlohntem Arbeitsvolumen nieder. Dass Frauen nach wie vor in hohem Maße unentgeltliche Tätigkeiten verrichten, ist eine wesentliche Ursache für die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern. Die Zuweisung der Haus- und Sorgearbeit an Frauen erschwert deren gleichberechtigte berufliche Integration.3 Die Auswirkungen bekommen Frauen auch im Alter zu spüren: Frauen haben im Erwerbsverlauf durchschnittlich 49,8 Prozent weniger Einkommen angesammelt als Männer.2
Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Einstellungen von Männern und Frauen gegenüber der Aufgabenteilung in Familie und Beruf wandeln. Unter den 18- bis 40-Jährigen wünscht die Mehrheit der Frauen (55 Prozent) und Männer (52 Prozent) ein gleichberechtigtes Partnerschafts- und Familienmodell. Immer mehr Väter äußern den Wunsch, ihre Erwerbsarbeitszeit zu verringern, um sich stärker an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen zu können. Umgekehrt begrüßen Frauen eine stärkere Entlastung durch ihre Partner bei der Haus- und Familienarbeit.4
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1
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Zeitverwendungserhebung 2012/2013. Wiesbaden 2015.
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2
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Dauerhaft ungleich – berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland. Kurzfassung einer Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Berlin 2016.
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3
Wanger S.: Frauen und Männer am Arbeitsmarkt. Traditionelle Erwerbs- und Arbeitszeitmuster sind nach wie vor verbreitet. IAB-Kurzbericht 04/2015. Nürnberg 2015.
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4
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Mitten im Leben. Berlin 2016.
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Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Arbeitsteilung", Stand 09/2020, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).
Stand: 09/2020
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Über die Initiative Klischeefrei
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