BP:
 

20.10.2020

„Wir setzen uns dafür ein, die Bildungserfolge junger Frauen in Karrieren zu überführen“

Der Frauenanteil in Führungspositionen der Wissenschaft steigt nur langsam. Die Technische Hochschule Aschaffenburg will mit gutem Beispiel vorangehen und engagiert sich für Chancengerechtigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses. Prof. Dr. Kristina Balleis, Hochschulfrauenbeauftragte und Dr. Birgit Happel, Referentin für Gleichstellung und Chancengleichheit erläutern im Interview die Motivation zum Beitritt zur Initiative Klischeefrei.

„Wir setzen uns dafür ein, die Bildungserfolge junger  Frauen in Karrieren zu überführen“
Dr. Birgit Happel (li.), Prof. Dr. Kristina Balleis (re.)

Frau Balleis, Frau Happel, können Sie die Technische Hochschule Aschaffenburg kurz vorstellen?

Kristina Balleis: Die Technische Hochschule Aschaffenburg ist eine aufstrebende Hochschule in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main. Sie bietet in zwei Fakultäten – Wirtschaft und Recht sowie Ingenieurwissenschaften – ein breites Fächerspektrum von der Elektro- und Informationstechnik bis zum Internationalen Immobilienmanagement und zeichnet sich durch wirtschaftsnahe, überwiegend interdisziplinäre und innovative Studiengänge aus. Den derzeit mehr als 3.300 Studierenden steht eine hochmoderne Hörsaal- und Laborausstattung zur Verfügung. Durch enge Kooperationen mit Unternehmen sowie Partnerschaften mit ausländischen Hochschulen erwerben die Studierenden praxisrelevantes Wissen.

Birgit Happel: Zugleich herrscht eine familiäre Atmosphäre auf dem Campus, die auch Raum für die persönliche Entfaltung bietet. Als zertifizierte familiengerechte Hochschule fördert die TH Aschaffenburg kinder- und familienfreundliche Studien- und Arbeitsbedingungen.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Kristina Balleis: Der Frauenanteil unter den Studierenden ist an der TH Aschaffenburg recht unterschiedlich verteilt. Das liegt vor allem an unserer Fächerstruktur, den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften auf der einen und den Ingenieurwissenschaften auf der anderen Seite. Letztere werden traditionell von Frauen weniger nachgefragt. Insgesamt beträgt der Frauenanteil unter den Studierenden rund 39 Prozent.

Birgit Happel: Gerade als Technische Hochschule, die die TH Aschaffenburg seit 2019 ist, möchten wir junge Frauen für geschlechtsspezifische Studienwahlmuster sensibilisieren und der Gefahr entgegenwirken, dass diese sich verfestigen. Daher unterstützt die Hochschule die Ziele der Initiative Klischeefrei für eine Studien- und Berufswahl frei von Geschlechterklischees.

Auf welche Weise setzt sich die TH Aschaffenburg für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Kristina Balleis: Die Aktivitäten sind vielfältig und reichen vom Schnupperstudium über die Teilnahme am bundesweiten Girls‘Day und dem hochschuleigenen FRAUKE-Mentoring- Programm für angehende Ingenieurinnen bis hin zu einer geschlechtersensiblen Öffentlichkeitsarbeit. Im Familien- und Frauenbüro legen wir Wert darauf, die Potenziale unserer Studentinnen besonders zu fördern. Auch haben wir uns zum Ziel gesetzt, weibliche Führungskräfte als inspirierende Vorbilder zu gewinnen und Frauen vom Studium bis hin auf ihrem Weg zur Professur zu begleiten. Unser aktueller Fokus liegt auf der Erhöhung des Frauenanteils in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Die TH Aschaffenburg fördert gendersensible MINT Nachwuchsprojekte und ist kürzlich auch dem nationalen Pakt für Frauen in MINT Berufen Komm, macht MINT beigetreten.

Birgit Happel: Geschlechterstereotypen sind immer noch allgegenwärtig und wir kennen die typischen Fallstricke in den Karrierewegen von Frauen. In den zentralen Einführungsveranstaltungen stellen wir die Aktivitäten des Frauen- und Familienbüros vor und ermutigen die Studierenden, sich mit uns zu vernetzen und unsere Angebote zu nutzen. Uns liegt vor allem am Herzen, dass junge Frauen ihre Berufswahlmotive reflektieren, ihre Karrierechancen frühzeitig ausloten und ihre Berufsbiografie nie aus den Augen verlieren. Auch engagieren wir uns mit öffentlichen und internen Veranstaltungen für eine partnerschaftliche Rollenverteilung.

Welche Erfolge haben Sie bereits mit Ihrem Engagement erreichen können?

Kristina Balleis: Das Familien- und Frauenbüro wurde 2016 an der Hochschule eingerichtet und ist seit dieser Zeit zentrale Anlaufstelle für alle Hochschulangehörigen, die Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Studium sowie Familie und Beruf haben oder die Informationen bzw. Unterstützung im Bereich der Chancengleichheit oder der Frauenförderung benötigen. Wir organisieren Seminare für Studierende und Mitarbeitende. In diesem Jahr hat das Familien- und Frauenbüro personelle Verstärkung bekommen, sodass insbesondere im Bereich der Frauenförderung das Serviceangebot weiter ausgebaut werden kann.

Birgit Happel: Wir haben die Hochschulangehörigen gerade mit einem Flyer für die Bedeutung der gendergerechten Sprache sensibilisiert. Aktuell überprüfen wir alle Regelungen, Satzungen und Verträge der Hochschule auf eine gendergerechte Wortwahl. Mit unserem frisch gestarteten eigenen Instagram-Kanal unterstützen wir die chancengerechte Karriereentwicklung von Männern und Frauen und machen auf die Angebote des Familien- und Frauenbüros aufmerksam. Vor allem wollen wir dem Gender Bias entgegenwirken, die partnerschaftliche Rollenverteilung voranbringen und das Berufsbild der Hochschulprofessur bekannter machen.

TH Aschaffenburg tritt der Initiative Klischeefrei bei

TH Aschaffenburg tritt der Initiative Klischeefrei bei
Die TH Aschaffenburg, neue Partnerorganisation der Initiative Klischeefrei, engagiert sich für Chancengerechtigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses.
TH Aschaffenburg tritt der Initiative Klischeefrei bei
Prof. Dr. Kristina Balleis und Dr. Birgit Happel mit dem Klischeefrei-Schild vor der TH Aschaffenburg