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17.11.2020

„Gute und erfolgreiche Filme kommen ohne Klischees und stereotype Rollenbilder aus“

Klischeefreiheit bewegt die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) schon seit langem. Im Interview stellt Geschäftsführer Helge Albers Maßnahmen der FFHSH für mehr Diversität vor.

„Gute und erfolgreiche Filme kommen ohne Klischees und stereotype Rollenbilder aus“

Herr Albers, können Sie die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein bitte kurz vorstellen?

Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein unterstützt Kinofilme, High-End-Serien und innovative audiovisuelle Formate aller Genres. Vom ersten Entwurf über die Produktion bis hin zur Auswertung und Festivalpräsentation werden Projekte finanziell unterstützt.

Entscheidungskriterien für eine Förderung sind unter anderem die inhaltliche oder innovative Qualität des jeweiligen Projektes sowie ein umfassender Hamburg- bzw. Schleswig-Holstein-Bezug. Dazu gehören Hamburg und Schleswig-Holstein als Drehorte und die Nutzung der hier angesiedelten Fachkräfte und filmtechnischen Betriebe.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Das Thema bewegt uns schon seit langem. In diesem Jahr haben wir eine Diversity-Checklist für unsere Antragssteller*innen eingeführt. Ein Fragenkatalog, der ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Projekte in puncto Diversität „abzuklopfen“. Und zwar sowohl auf inhaltlicher Ebene wie zum Beispiel bei Fragen des Castings als auch „hinter der Kamera“, also mit Blick auf die vielen Beschäftigten im Filmteam, die sehr vielfältige Berufe ausüben. So sollen die Filmschaffenden zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema Diversität angeregt werden.

Gute und erfolgreiche Filme kommen ohne Klischees und stereotype Rollenbilder aus und hinterfragen diese. Alle Menschen sollen unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Hautfarbe, Orientierung und anderen Merkmalen die gleichen Chancen bekommen, sich auszudrücken oder mit den eigenen Erfahrungen im Film repräsentiert zu werden.

In der deutschen Filmlandschaft gibt es, was das Thema Diversität anbelangt, noch deutliche Defizite. Hier wollen wir einhaken. Als Mitglied der Initiative Klischeefrei sehen wir die Chance, noch mehr gehört zu werden. Außerdem finden wir es richtig und wichtig, sich gezielt für den Berufsnachwuchs einzusetzen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Gerade junge Menschen, die vor der Berufswahl stehen, brauchen Vorbilder, mit denen sie sich identifizieren können, die ihnen zeigen, dass ihr Traumberuf auch für sie möglich ist. Fast alle können zum Beispiel aus dem Stehgreif fünf Regisseure aufzählen, doch wie sieht es bei Regisseurinnen aus?

In unserer letzten Fördersitzung waren hingegen sieben von neun Produktionsförderungen Filme mit weiblicher Regie. Es geht also in die richtige Richtung. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, dass diese Vorbilder sichtbar sind und setzen die Themen „Diversität“ und „Klischeefreiheit“ darüber hinaus auf die Agenda vieler unserer Branchenveranstaltungen und stehen dazu auch in Kontakt mit den regionalen Filmhochschulen. Auch unsere Auswahlgremien sind im Hinblick auf Geschlecht, Herkunft und Alter divers besetzt.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Auf unsere Diversity-Checklist im Frühjahr 2020 gab es ein breites Medienecho – mit viel Zuspruch, aber auch kontroversen Diskussionen. Wir wollen das Thema nun im öffentlichen Diskurs halten und immer wieder dafür sensibilisieren. Der Medienaufschlag war also ein Teilerfolg, doch es gibt noch sehr viel zu tun.