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08.06.2021

„Wir wollen Muster durchbrechen“

MaßArbeit – so heißt die kommunale Arbeitsvermittlung im Landkreis Osnabrück. Vorstand Lars Hellmers spricht im Interview darüber, wie wichtig es gerade für junge Menschen ist, bei der Berufswahl tradierte Rollenbilder hinter sich zu lassen.

„Wir wollen Muster durchbrechen“

Herr Helmers, Können Sie MaßArbeit kurz vorstellen?

Die kommunale Arbeitsvermittlung MaßArbeit kAöR ist für die Integration von Arbeitslosengeld II-Empfängern zuständig. Als Tochtergesellschaft des Landkreises Osnabrück arbeiten wir daran, Langzeitarbeitslosigkeit zu beenden oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Durch passgenaue Angebote und Fördermöglichkeiten eröffnen wir langzeitarbeitslosen Menschen neue berufliche Perspektiven, außerdem sind wir verantwortlich für die Auszahlung der finanziellen Leistungen.

Doch Arbeitslosigkeit betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern wirkt auf die gesamte Familie zurück. Deshalb kümmert sich das Übergangsmanagement Schule-Beruf der MaßArbeit besonders um junge Menschen, die auf vermehrte Unterstützung angewiesen sind. Durch diese Bündelung der Aufgaben, die Einbeziehung sozialer Angebote des Landkreises Osnabrück und die Mitwirkung einer Vielzahl von Bildungsträgern gelingt es uns erfolgreich, die gesamte Lebenswirklichkeit von arbeitslosen bzw. von Arbeitslosigkeit bedrohten Menschen in den Blick zu nehmen.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Gerade im ländlichen Bereich stellen wir immer wieder fest, dass junge Menschen ihre Berufswahl anhand tradierter Rollenbilder treffen. Wir wollen mit unserem Beitritt zur Initiative dazu beitragen, dieses Muster zu durchbrechen und unabhängig vom Geschlecht eine Berufsorientierung zu ermöglichen, die allein den Fähigkeiten und Neigungen der einzelnen Person Rechnung trägt.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Beim Erreichen eines beruflichen Abschlusses gibt es zwischen Mädchen und Jungen kaum noch Unterschiede. Bei der schulischen Bildung haben Mädchen die Jungen inzwischen sogar überholt. Bei der Wahl der Ausbildungsberufe gibt es aber immer noch klare geschlechtsspezifische Unterschiede. Jungen sind in technischen Ausbildungsberufen deutlich stärker vertreten, Mädchen hingegen in schulischen Ausbildungsberufen.

Die MaßArbeit engagiert sich mit vielen Projekten und Maßnahmen dafür, diese Situation aufzubrechen. Dabei gehen wir nicht nur auf die Jugendlichen selbst, sondern auch auf die Eltern zu. Denn die sind nach wie vor das erste Vorbild für ihre Kinder und prägen die Berufsperspektive, ohne es bewusst zu wollen.

Wir binden Eltern deshalb aktiv etwa bei unseren Ausbildungsmessen oder den von uns begleiteten Kooperationen zwischen Betrieben und Schulen ein, um hier Aufklärungsarbeit zu leisten und Müttern und Vätern Karrierewege abseits der geschlechterspezifischen Rollenvorstellungen nahezubringen. Auch bei unseren vielfältigen Kontakten mit den regionalen Betrieben werben wir aktiv für eine Gleichstellung der Geschlechter. Die grundsätzliche Vereinbarung von Familie und Beruf ist uns dabei ein wichtiges Anliegen: So unterstützen wir etwa die Teilzeitausbildung, die jungen Eltern in der Familienphase den Start ins Berufsleben erleichtert.